Kirchheim Blechlawine auf der B 27 – „Das Land muss tätig werden“

Von Helena Hadzic
Auf der B 27 durch Kirchheim fahren täglich über 20 000 Fahrzeuge – darunter Autos und Lastwagen. Das sorgt für Unmut bei den Kirchheimer Bürgerinnen und Bürgern. Die „Bürgerinitiative B 27 raus aus Kirchheim“ fordert daher eine Umgehungsstraße. Foto: /Martin Kalb

Der Bundestagsabgeordnete der CDU, Felix Schreiner, spricht mit der „Bürgerinitiative B 27 raus aus Kirchheim“ vor Ort über Lösungsansätze.

Zu viele Lkw und Autos auf der B 27, die geradewegs durch Kirchheim führt, sorgen auch weiterhin für Unmut bei den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde. Direkt an der Straße hängen Plakate der örtlichen Bürgerinitiative „B 27 raus aus Kirchheim“, die eine Lösung für die enorme Verkehrsbelastung von etwa 20 000 Fahrzeugen am Tag fordern. Konkret heißt das: eine Umgehungsstraße, die am westlichen Rand der Gemeinde vorbeiführt. Diese sei auch im Flächennutzungsplan enthalten, so Rolf Riecker von der Bürgerinitiative.

Aus diesem Grund ist Felix Schreiner, verkehrspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin, angereist, um mit der Bürgerinitiative in der Alten Schule ins Gespräch zu kommen. Auch seine Partei-Kollegen Fabian Gramling, Mitglied im Bundestag für den Wahlkreis Neckar-Zaber, und Tobias Vogt, Mitglied im Landtag, waren mit von der Partie sowie der Kirchheimer Bürgermeister Uwe Seibold, der die Umfahrung befürwortet. Doch warum das Ganze? „Wir sind die vergessene Gemeinde“, sagt Riecker. Denn das Projekt, die B 27 heraus aus Kirchheim zu bekommen, wird bereits seit vielen Jahren forciert – an der Umsetzung scheiterte es bisher.

Verkehrsminister in der Pflicht

Bei seinem Besuch in Kirchheim bezieht der CDU-Bundestagsabgeordnete Schreiner klare Position zum bisherigen Verlauf: „Ich kann nicht verstehen, dass die grün-rote Landesregierung damals das Projekt nicht angemeldet hat – denn das Land muss tätig werden“, betont er. Erst dann könne das Projekt auf Bundesebene aufgenommen werden.

Seiner Meinung nach verstecke sich „der Grüne“ in diesem Zusammenhang hinter etwaigen Zuständigkeiten. Damit zielt Schreiner indirekt auch auf den Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg, Winfried Hermann, der das Projekt anmelden müsse. „Bereits 2010 waren es 17 496 Fahrzeuge täglich, und da muss man über eine Umfahrung nachdenken“, kritisiert Schreiner. Gerade auch, weil es bestimmte Vorgaben nach Parametern gebe, die zeigen, ab wann eine Alternative Sinn mache, fügt der Abgeordnete zu.

Erst im März war der Grünen- Landtagsabgeordnete Tayfun Tok, Mitglied im Ausschuss für Landesentwicklung und Wohnen, zu Gast in Kirchheim, um mit der Initiative über die ersehnte Umfahrung zu sprechen. „Herr Tok hat wohl ein wenig Probleme, seinen Minister nach Kirchheim zu lotsen – darum haben wir ihn schon mehrfach gebeten“, sagt Riecker rückblickend über den Besuch. „Bisher hat sich Herr Hermann noch nicht getraut, nach Kirchheim zu kommen, um Rede und Antwort zu stehen.“ Bürgerbeteiligungen seien eine Möglichkeit, die Umgehungsstraße voranzutreiben, sagt CDU-Politiker Schreiner. In jedem Fall müsse aber der Artenschutz und Naturschutz berücksichtigt werden, damit das Projekt eine Chance habe.

Schreiner hält wie auch seine Parteikollegen Gramling und Vogt die Umgehung für sinnvoll in Anbetracht der gesundheitsschädigenden Lärmbelästigung. Daher müsse diese im laufenden Bundesverkehrswegeplan 2030 angestrengt werden. Was kurzfristig getan werde könne, so Schreiner, sei etwa eine Machbarkeitsstudie. Diese könne etwa mit dem Regionalverband Stuttgart angestoßen werden.

Mit zweierlei Maß gemessen

„Die bewegen sich nicht“, so Bürgermeister Uwe Seibold. Schreiner empfiehlt, das Landratsamt und Verkehrsministerium um Unterstützung zu bitten. Gleichbehandlung sei hierbei das Stichwort: „Es kann nicht sein, dass beispielsweise der Stammsitz des Unternehmens Layher wächst, aber der Problematik hier kaum Beachtung geschenkt wird“, so Seibold.

Der Meinung schließt sich ein Kirchheimer Bürger an: Er könne nicht nachvollziehen, dass etwa der Artenschutz im Vergleich zur Gefährdung von „Leib und Seele“ eine so wichtige Rolle einnehme. „Wenn Eidechsen wichtiger sind als unsere Kinder, die an der Straße laufen, verstehe ich die Politik nicht mehr“, meinte der Kirchheimer.

Fabian Gramling schlug vor, mit Vogt einen Brief an das Verkehrsministerium zu schreiben und nach Kirchheim zu rufen sowie das Thema in den Verkehrsausschuss nach Berlin zu bringen.

 
 
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