Kirchheim Camping-Spezialist Herzog ist insolvent

Von bz
Beim Camping-Spezialisten Herzog wird derzeit ein Sanierungskonzept erarbeitet. Betroffen sind rund 60 Mitarbeiter. Foto: /Oliver Bürkle

Nach Preissteigerungen und Umsatzrückgängen laufen erste Gespräche mit potenziellen Investoren. Das Unternehmen will möglichst viele Arbeitsplätze erhalten.

Der Camping-Spezialist Herzog GmbH aus Kirchheim ist insolvent. Insolvenzverwalter Holger Blümle von Schultze & Braun analysiert laut Mitteilung derzeit die wirtschaftliche Situation und prüft Sanierungsmöglichkeiten sowie die Chancen einer nachhaltigen Neuaufstellung. Ziel sei es, das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten – auch unter Mitwirkung und Einbindung der Familie Herzog. Dies könne sowohl im Rahmen einer Beteiligung an der bestehenden Gesellschaft als auch im Zuge der Integration in eine Unternehmensgruppe erfolgen.

Die Gründe, die eine Neuaufstellung notwendig machten, seien eine Kombination aus den wirtschaftlichen Folgewirkungen der Corona-Pandemie sowie den Preissteigerungen und Umsatzrückgänge in Folge der geopolitischen Verwerfungen. „Während der Corona-Pandemie konnten die Menschen nicht verreisen. Das wollten sie verständlicherweise im Anschluss nachholen – idealerweise in den eigenen mobilen vier Wänden und in der Natur“, sagt Erich Eugen Herzog.

Doch sorgten die Preissteigerungen im Zuge der nunmehr seit mehreren Jahren anhaltenden geopolitischen Verwerfungen dafür, dass sich das Unternehmen einer doppelten Herausforderung gegenüber sieht. Zum einen durch die Preissteigerungen beim Einkauf der Materialien für die Produkte. Zum anderen durch die Zurückhaltung der Kunden bei Neuinvestitionen.

„Unsere Kunden sind sehr markentreu und bestellen regelmäßig bei uns. Da sie jedoch auch von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Krisen betroffen sind, konnten und können sie dies nicht wie gewohnt tun“, sagt Herzog. Das Unternehmen habe schon früh damit begonnen, die Produktionskapazitäten und -prozesse an die veränderten Bedingungen anzupassen. „Die entstandene Lücke in der Auslastung der Produktion konnten wir mit anderen Aufträgen allerdings nicht im erforderlichen Umfang schließen“, sagt Erich Eugen Herzog.

Belegschaft ist informiert

„Die Kombination aus Herausforderungen war und ist auch für uns als vorsichtig planendes und agierendes Familienunternehmen über einen Zeitraum von inzwischen über drei Jahren nicht durchzuhalten. Wir sind aber überzeugt davon, dass wir uns mit dem nun eingeschlagenen Weg neu und zukunftsfähig aufstellen können“, sagte Erich Eugen Herzog.

Gespräche mit Investoren

Die Belegschaft wurde über den aktuellen Stand und die nächsten Schritte informiert. Die Löhne und Gehälter der rund 60 hoch qualifizierten und spezialisierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien für maximal drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert. In den kommenden Wochen soll ein detailliertes Sanierungskonzept ausgearbeitet werden. Dabei arbeiten Blümle und sein Team eng mit Geschäftsführer Erich Eugen Herzog sowie Norbert Ruthemeyer und Andreas Brecker von „das Werk“ und der Belegschaft zusammen.

Die Gespräche mit potenziellen Investoren haben der Mitteilung zufolge bereits begonnen, die bisherigen Rückmeldungen seien durchweg positiv. Die Investorenansprache erfolge dabei in enger Abstimmung mit der vorläufigen Insolvenzverwaltung sowie mit Unterstützung von „das Werk Consulting“, das aktiv in die Auswahl, Ansprache und Bewertung geeigneter Investoren eingebunden sei. „Wir werden aber auch noch weitere potenzielle Kandidaten ansprechen. Interessenten für einen Einstieg können sich gerne bei mir melden. Der Prozess ist offen für alle ernsthaften Investoren“, sagt Blümle.

Operatives Geschäft läuft weiter

„Anpassungsfähigkeit und Innovationen sind für unser Unternehmen schon immer der Schlüssel zum Erfolg gewesen, und wir gehen diesen Weg konsequent weiter“, sagt Herzog. „Wir wollen die Möglichkeiten und Instrumente des Insolvenz- und Sanierungsrechts nutzen, um den bereits eingeschlagenen Weg der Neuausrichtung unseres Unternehmens fortzusetzen und erfolgreich abzuschließen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass uns das gelingen wird.“

Währenddessen würden das operative Geschäft und die Produktion am Unternehmenssitz uneingeschränkt weiterlaufen und auch Bestellungen über den Online-Shop seien möglich. „Wir produzieren auf über 16.000 Quadratmetern mit einem hochmodernen Maschinenpark“, sagt Erich Eugen Herzog. Das Sortiment umfasst Caravan- und Wohnmobilvorzelte, aber auch Zeltlösungen und viele weitere Produkte für Camping-, Trekking-, Freizeit- und Outdoor-Aktivitäten. bz

 
 
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