Kirchheim Dorfladen steht vor der Schließung

Von Helena Hadzic
Karen Bolkart und Bürgermeister Uwe Seibold vor dem Kirchheimer Dorfladen. Foto: /Oliver Bürkle

Bürgermeister Uwe Seibold hat über die aktuelle Lage des Dorfladens informiert. Wenn sich die Umsatzzahlen nicht verbessern, ist es aus mit dem kleinen Lebensmittelgeschäft.

Neun Jahre bereits gibt es den Kirchheimer Dorfladen im Zentrum der Gemeinde. Direkt neben dem Rathaus gelegen, öffnen sich nahezu täglich die Türen für die Kirchheimer Bürger. Das könnte sich jedoch noch in diesem Jahr ändern, wie Bürgermeister Uwe Seibold in einer Pressekonferenz am Donnerstag im Rathaus bekannt gab. „Wenn die Umsatzzahlen so bleiben, wird der Laden dieses neunte Jahr nicht überleben“, betonte er nachdrücklich.  

Woran das liegt? Seit Ende der Corona-Pandemie sind die Kundenzahlen deutlich zurückgegangen – waren es zuvor noch um die 300 Einkäufer pro Tag, sind es nun 150 bis 200 Kunden täglich. Das hat Auswirkungen auf die finanzielle Lage, es fehlen 12.000 Euro jeden Monat, der Jahresumsatz im Jahr 2023 sei im Vergleich zu 2021 um 18 Prozent zurückgegangen. Dennoch haben Bürgermeister Seibold, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Dorfladens, sowie Karen Bolkart, ehrenamtliche Geschäftsführerin, noch Hoffnung. „Wir möchten die Kirchheimer wachrütteln“, macht Seibold deutlich. Immerhin sei von der drohenden Schließung auch die Café-Ecke im Dorfladen als sozialer Treffpunkt betroffen.

Versorgung im Ortskern

Im März 2016 öffnete der Kirchheimer Dorfladen zum ersten Mal seine Tore – auch mit Unterstützung der Bürger. Ein Gewinn für den Ortskern, wie Kirchheims Schultes bemerkt. „Es ist wichtig, im Zentrum die Versorgung zu sichern“, findet er. Gerade in der Corona-Zeit habe sich der kleine Laden, der vom Edeka beliefert wird, bewährt. Zum einen sei die Kundenfrequenz deutlich gestiegen, zum anderen der Umsatz.

Seit dem Ende der Corona-Zeit seien beide Zahlen jedoch rückläufig. Einen Grund sieht Bürgermeister Seibold in den Baustellen im Ortskern während der letzten drei Jahre. Der Nahwärmeausbau oder die neuen Leitungen, die verlegt werden mussten, hätten den Dorfladen im Zentrum direkt betroffen, der Verkehrsfluss sei in der Folge stark beeinträchtigt worden. Seit acht bis zehn Wochen sind die Baustellen weg – eine Rückkehr zur Normalität bleibt bisher aus. Warum das so ist? „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – haben sich die Kunden erst einmal an einen anderen Laden gewöhnt, bleiben sie auch da“, vermutet der Schultes. Doch auch die Parkplätze seien ein Problem, meint Bolkart.

Vor dem Dorfladen gibt es nur wenige Stellplätze – seit diese von gerade auf schräg versetzt worden sind, gibt es noch weniger Parkmöglichkeiten. „Fußläufig kann man den Dorfladen gut erreichen, aber für den Getränkeeinkauf nimmt man in der Regel das Auto“, stellt sie fest. Ein Grund, warum viele Autofahrer abwandern – etwa zum Lidl oder Marktkauf, meint auch Seibold. „Ich möchte den Kirchheimern bewusst machen, dass sich der Laden nur halten lässt, wenn dort auch eingekauft wird“, lautet sein Appell.

Außerdem machen der Ukraine-Krieg und die gestiegenen Energiepreise dem Dorfladen zunehmend zu schaffen. „Wir können das alles nicht mehr stemmen“, meint Seibold. Hinzu komme noch die Erhöhung des Mindestlohns.

Problematisch sei ebenfalls der Zustand des Dorfladens – nach neun Jahren werden Renovierungsarbeiten und die Erneuerung von Geräten zur Senkung von Energiekosten immer dringlicher. Doch auch dafür brauche es weiteres Kapital und Gönner.

Gibt es noch Hoffnung?

Dennoch gibt es noch eine Chance, den Dorfladen zu retten: Die Rückkehr der Kunden zum Dorfladen. Auch für drei Euro mehr einzukaufen als gewöhnlich, würde den Zukunftsaussichten des Laden bereits helfen. Zudem gibt es die Möglichkeit, sich einen Anteil am Dorfladen zu sichern – derzeit gibt es 150 Anteilseigner. Auf diese Weise könnten Kunden also auch den Dorfladen unterstützen. Viel Zeit für die Rettung bleibt jedoch nicht, bereits im Oktober oder November wird darüber entschieden, ob der Dorfladen seine Tore für immer schließt. Haben sich bis dahin die Zahlen nicht verbessert, bedeutet das das Aus für den Dorfladen.

Schade sei die drohende Schließung auch in Anbetracht der neuen Pflege-WG im Anna-Riecker-Haus, der Dorfladen wäre fußläufig für die Bewohner, die bald einziehen, gut zu erreichen. „Mal sehen, ob wir es in das zehnte Jahr schaffen“, so Seibold.

 
 
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