Kirchheim Ein bisschen heimisch werden

Von Birgit Riecker
Ramadan, Ostern und persönliche Erfahrungen: Im Frauen-Café entsteht Raum für Austausch und Verständigung. Foto: /Oliver Bürkle

Bei Kaffee und Gesprächen tauschen sich Frauen im Internationalen Frauen-Café in Kirchheim über Alltag, kulturelle Traditionen und persönliche Erfahrungen aus – überwiegend auf Deutsch.

Die Frauen kommen aus dem Irak, Afghanistan, Syrien, Ägypten, dem Sudan, El Salvador, Mexiko, der Türkei und der Ukraine. Und selbstverständlich auch aus Kirchheim. Wer mit einem babylonischen Sprachengewirr rechnet, irrt. Bei Kaffee, Kuchen und Brezeln herrscht eine entspannte, ja fröhliche Atmosphäre im „Internationalen Frauen-Café“.

Dazu trägt auch eine Kroatin bei: Ilijana Dizdarevic. Die Sozialarbeiterin hat selbst eine Migrationsgeschichte und arbeitet nun für die AWO. Sie begleitet Flüchtlinge, Migranten und Migrantinnen durch den Behördendschungel, unterstützt bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Und das nicht nur in Kirchheim, sondern auch in Bönnigheim und Erligheim.

„Projekt ist erfolgreich“

Alle drei Orte finanzieren gemeinsam ihre Stelle. Und das Projekt ist sehr erfolgreich, wie Heiko Nostadt, der Fachbereichsleiter Migration bei der AWO, feststellt. „Das liegt aber nicht nur an mir, sondern auch an den Ehrenamtlichen, die mich unterstützen“, sagt er bescheiden.

Wir sind wieder mitten im Geschehen. Im Christoph-Weiss-Haus treffen sich die Frauen inzwischen nicht mehr jeden Monat, sondern einmal im Quartal. „Sie haben nicht mehr so viel Zeit“, weiß Dizdarevic. Deutsch lernen steht bei allen ganz oben, dann kommt der Beruf und oft die Kinderbetreuung. Kein Wunder also, dass im Internationalen Frauen-Café überwiegend Deutsch gesprochen wird. Beifall gibt es für diejenigen, die noch unsicher sind und sich trotzdem aus der Reserve trauen.

Die Themen sind die gleichen wie bei allen Frauen. Probleme rücken an diesem Vormittag in den Hintergrund. „Das wird dann im kleinen Kreis besprochen“, berichtet die Südamerikanerin Clarice Bausch, die sich freut, dass die Vernetzung der Frauen klappt. Sie kennt alle im Raum, spricht mit ihnen und weiß, dass einige sich einsam fühlen und noch nicht richtig angekommen sind. „Aber alle können so nach und nach ein wenig heimisch werden“, sagt sie.

Die Frauen knüpfen an ein aktuelles Thema an, den Ramadan. Menna aus Ägypten schildert, wie bei ihnen Ramadan gefeiert wird, erzählt vom Fasten, vom respektvollen Verhalten und vom Gebet. „Mein Sohn ist erst elf, aber er wollte unbedingt auch fasten“, ergänzt eine andere Frau. „Das brauchst du nicht, du bist noch zu jung“, habe sie ihm gesagt. „Ich muss nicht, aber ich will“, habe er geantwortet. 18 Tage habe er durchgehalten und sei dabei noch ins Fußballtraining gegangen. Die übrigen Frauen lachen und klatschen Beifall.

Gespräche rund um die Fastenzeit

Dann geht es um Fragen zum Trinken, zu den Gebetszeiten und den Festen nach dem Ramadan. Eine Frau sagt traurig, dass das Fastenbrechen ein großes Fest in der Familie sei. Da ihre Familie aber nicht hier lebe, freue sie sich, mit den Nachbarn zu lachen. Angela erzählt danach eine Osterlegende, in der erklärt wird, warum das „Ei“ so eine große Rolle im christlichen Glauben spielt. Aufmerksam lauschen alle, lassen sich auch mal etwas von der Sitznachbarin erklären, und freuen sich über die Geschichte. Hannelore hat für jede ein bunt bemaltes Ei mitgebracht, das Hoffnung schenken soll.

Und so vergehen die zwei Stunden im Internationalen Frauen-Café sehr schnell. Ilijana Dizdarevic kündigt zum Abschluss noch etwas Positives an: Es wird voraussichtlich ab Mai einen Deutschkurs in Kirchheim geben. Im Moment sind noch Plätze frei.

 
 
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