Wer kennt nicht die Redewendung „wer kennt jemand, der jemand kennt, der jemand kennt?“. Genau so war es vor der ausgewöhnlichen Veranstaltung der Schiller-Volkshochschule (VHS) in Kirchheim, in der am Dienstag, 11. Februar, um 19 Uhr im Kirchheimer Rathaus die 22 Jahre alte Loice Nyangari von ihrem Leben in Simbabwe berichtet. Als Waisenkind eigentlich ohne Perspektive, hat sich das Leben der jungen Frau als damals Achtjährige komplett verändert. Im Oktober 2023 hat sie mit 36 Gedichten, Geschichten und Briefen, die ihr Leben reflektieren, zusammen mit ihrem Paten Klaus Kopp – den sie liebevoll Papa nennt – das 240 Seiten starke Buch „Loice – Vom Schatten ins Licht“ veröffentlicht.
Kirchheim „Vom Schatten ins Licht“
Bei einer VHS-Veranstaltung berichtet die 22-jährige Loice Nyangari von ihrem Leben in Simbabwe, das ihr als Waisenkind zunächst keine Perspektiven bot.
Nach zwei Jahrzehnten als örtliche Vertreterin der VHS in Kirchheim will Inge Schemminger zum Abschluss eine ausgewöhnliche Veranstaltung in ihrer Heimatgemeinde. Ihr Ehemann ist immer noch mit seinem Schulkameraden Klaus Kopp aus Waiblingen befreundet und Kopp hat zusammen mit seiner Frau Karin drei Patenschaften für Kinder in Afrika übernommen – seit August 2011 auch die für die damals achtjährige Loice. Eben: „wer kennt jemand, der jemand kennt, der jemand kennt?“.
„Der Start ins Leben von Loice als Waisenkind war nicht einfach“, erklärt Kopp im Gespräch mit der BZ. Ihr Vater ist unbekannt, die Mutter stirbt als das Kind vier Jahre alt ist und sie wächst bei ihrer Großmutter auf. Doch schon in der Grundschule fällt der große Bildungshunger von Loice Nyangari auf und als Jugendliche beginnt sie Gedichte zu schreiben. Vor mehr als einem Jahrzehnt reisten Karin und Klaus Kopp mit einem Camper durch Simbabwe. „Eigentlich stand Simbabwe überhaupt nicht auf unserem Reiseplan. Doch unvorhergesehen Einreisebeschränkungen in Südafrika zwangen uns kurzfristig dazu, unser ursprüngliches Reiseziel zu ändern“, erinnert sich Kopp im Vorwort zum Buch.
Dabei trafen sie zum ersten Mal auf Loice. Durch die „Kernen-Masvingo-Gesellschaft“, die im Rahmen der Städtepartnerschaft von Kernen im Remstal und der Stadt Masvingo in Simbabwe Bedürftigen hilft, sich um die Förderung der Völkerverständigung zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen kümmert und etwa 80 Patenkinder mit Nahrung, Kleidung und Schulgeld hilft, waren Karin und Klaus Kopp auf die Missionsstation Bondolfi aufmerksam geworden.
„Mit 30 Euro pro Monat werden Schule und Leben finanziert“, sagt Klaus Kopp. Doch nur eine finanzielle Patenschaft ist für das Ehepaar nicht genug: „Einen persönlichen Kontakt aufzubauen, das war uns extrem wichtig.“ So waren die beiden inzwischen fünf Mal in Simbabwe, um ihre inzwischen drei Patenkinder zu besuchen. Im Alter zwischen 13 und 14 Jahren habe er Loice gefragt, was sie denn den ganzen Tag mache. „Ich schreibe Gedichte“, war die Antwort. Mit Bleistift und Block schrieb sie diese in Englisch auf. „2019 habe wir ihr ein gebrauchtes Handy gegeben“, erinnert sich Kopp, „und seither haben jeden Tag Kontakt über Whatsapp.“ Auch ihre Gedichte und Geschichten schickte sie so zu ihrem Paten nach Waiblingen.
„Die Texte von Loice geben einen tiefen Einblick in das Leben, die Gefühle der jungen Frau. Einfühlsam, traurig, offen und doch optimistisch. Ihr Blick als junges Mädchen auf ihr Leben, auf die Welt das draußen“, beschreibt Klaus Kopp den Inhalt des Buches, dass sie gemeinsam veröffentlichten. Noch immer ist er erstaunt von der Resilienz der jungen Frau gegen alle Widrigkeiten. „Nach unseren Maßstäben ist sie bettelarm“, sagt Kopp, alles was Loice Nyangari besitzt, mit Ausnahme einer Matratze und einem Camping-Gaskocher, habe sie in einem einzigen Koffer untergebracht.
Im Sommer 2023 hat Loice Nyangari zum ersten Mal ihr Land verlassen und ihre Patenfamilie Kopp in Waiblingen besucht. Auch darüber berichtet sie in ihrem Buch, mit dessen Verkauf auch ihr vierjähriges Studium mitfinanziert werden soll.
„Wir wollen Loice eine Stimme geben“
Das 240 Seiten starke Buch „Loice – Vom Schatten ins Licht“ ist im Oktober 2023 im Eigenverlag erschienen und wird von Klaus Kopp online vertrieben. In dem gebundenen Buch im Format 22 mal 30 Zentimeter sind 36 berührende Gedichte, Geschichten und Briefe veröffentlicht, begleitet von eindrucksvollen Fotografien, die den authentischen afrikanischen Spirit widerspiegeln. „Mit diesem Buch wollen wir Loice eine Stimme geben, eine Stimme für oftmals hilflose und vergessene Waisenkinder“, so Kopp.