Kirchheim Zu eng für einen Endpunkt

Von Birgit Riecker
Eine Machbarkeitsstudie zeigte, dass sich der Bahnhof Kirchheim nicht als Endhaltestelle eignet – auch weil Abstell-Kapazitäten für die S-Bahn-Züge wünschenswert sind. Foto: /Martin Kalb

Eine Studie zeigte, dass Kirchheim als Endhaltestelle kaum zu realisieren ist. Nun wird Lauffen in Erwägung gezogen. Kirchheims Bürgermeister plädiert in dem Zusammenhang für die Auflösung alter Verbundgrenzen.

Das ehemalige Cronimet-Gelände zwischen der Bahnhofstraße, den Gleisen und dem Bahnhofsgebäude will die Gemeinde neu strukturieren. Dabei muss ein Interessenkonflikt vermieden werden: Was passiert, wenn die Stuttgarter S-Bahn bis nach Kirchheim verlängert würde? Eine von der Gemeinde in Auftrag gegebene technische Machbarkeitsstudie kommt zum Ergebnis, dass eine Endhaltestelle in Kirchheim kaum realisierbar wäre. Vielmehr sei in Erwägung zu ziehen, die S-Bahn bis Lauffen weiterzuführen.

Projektingenieur Jan Henning von der Obermeyer Infrastruktur GmbH in Karlsruhe stellte dem Gemeinderat die vier geprüften Varianten für den Umbau des Kirchheimer Haltepunkts vor.

Abstell-Kapazitäten sind wünschenswert

Aus Erfahrungswerten und bestehender Praxis, so der Eisenbahn-Fachmann, seien an jeder Endhaltestelle Abstell-Kapazitäten für die S-Bahn-Züge wünschenswert. „Bei der Variante eins würde nur eine Weiche nachgerüstet um den Gleiswechsel der S-Bahn zu ermöglichen“, erklärte Henning. Das sei betrieblich nicht empfehlenswert, da dabei Gleise für den Güter- als auch für den Nah- und Fernverkehr blockiert würden. Variante zwei sieht einen neuen Bahnsteig mit einem Stumpfgleis auf den ehemaligen Gleisen der Firma Cronimet vor.

Der Bahnsteig könnte verlängert werden, sei aber kaum barrierefrei herstellbar und die Gegengleise müssten ebenfalls gekreuzt werden. Auf den ehemaligen Abstellgleisen südlich der Neckarbrücke könnten Züge abgestellt werden.

Variante drei sei eine ähnliche Lösung, lediglich gespiegelt. Da der Neckar den Platzbedarf einschränke, müssten hierbei lange Stützmauern gebaut und ein Teil der Parkflächen geopfert werden. Betrieblich optimal sei die Variante vier, die ein Wendegleis zwischen den beiden bestehenden Gleisen vorsieht.

Doch dieses Vorhaben zu verwirklichen, ist zum einen sehr aufwendig, und zum anderen so teuer, dass kaum eine Chance besteht. Der neckarseitige Bahnsteig müsste dafür in Richtung Osten verlegt werden. Flächenmäßig wären der ganze „P+R-Parkplatz“ und auch Teile des Betonwerks, das sich in Privatbesitz befindet, sowie Auffüllungen und Stützmauern am Neckar dafür nötig.

Daher lautete die Empfehlung von Jan Henning, die S-Bahn bis zum rund fünf Kilometer entfernten Bahnhof Lauffen weiterzuführen und dort den Endpunkt zu machen. Das hätte auch den Vorteil, wenn die Zabergäu-Bahn komme und damit das aufstrebende Zabergäu anbinde, wäre ein direkter Anschluss ohne Lücke vorhanden.

In Gesprächen mit dem Verband Region Stuttgart und der Bahn

Und die Stadtbahn Heilbronn könnte dort auch erreicht werden. „Unser Bauchgefühl wurde bestätigt“, stellte Bürgermeister Uwe Seibold fest. Das Bahngelände ist zu eng: „Die S-Bahn muss bis Lauffen fahren.“ Die Gemeinde führe nun Gespräche mit dem Verband Region Stuttgart und der Bahn.

Gemeinderat Immanuel Schmutz (UWV) zog in Betracht, dass die Verbundgrenzen wieder kommen und dann eine Kirchheimer Lösung erstrebenswert sein könnte. Seibold wies darauf hin, dass im künftigen Bebauungsplan für das Cronimet-Gelände genug Abstandsflächen vorgesehen werden können, um notfalls die Variante zwei umzusetzen. „Wir verbauen uns nichts“, betonte er. Aber das Eisenbahnbundesamt habe der Freigabe dieser Fläche bereits zugestimmt. Daher sei es nicht wahrscheinlich, dass eine der vorgestellten Varianten kommen könnte.

Gemeinderat Tobias Vogt (CDU), der zugleich auch Landtagsabgeordneter für den Walhkreis Bietigheim-Bissingen ist, betonte, dass der Verkehrsdruck auf die Bahn und die Straße enorm sei. „Die S-Bahn könnte den Druck deutlich entlasten“, sagte er. Sie könne mit dem Endpunkt Lauffen die Wirtschaftsregion Stuttgart mit der Region Heilbronn-Franken verbinden: „Hoffentlich kommt die Region zum gleichen Schluss.“

Und warum solle die Region nicht die Verlängerung der Linie S 5 mit zwei Ästen nach Vaihingen und nach Lauffen verwirklichen und letztere noch mit Regional-Express-Zügen ergänzen, fragte Bürgermeister Uwe Seibold eher rhetorisch. „Wir brauchen eine politische Lösung, um die alten Verbundgrenzen aufzulösen“, forderte er.

 
 
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