Kita-Mitarbeiter legen Arbeit nieder Warnstreik macht Eltern zu schaffen

Von Frank Ruppert
Das Kinderhaus Untermberg blieb am Donnerstag ebenso geschlossen wie acht weitere städtische Betreuungseinrichtungen.⇥ Foto: Martin Kalb

Der Arbeitskampf im Öffentlichen Dienst hat Eltern in der Stadt am Donnerstag hart getroffen. Fast 500 Kinder konnten nicht in ihre Kitas, weil diese geschlossen waren.

Wenig Verständnis äußerten Eltern in Bietigheim-Bissingen für den Streik des Kita-Personals am Donnerstag in städtischen Einrichtungen. Neun Kitas und Kinderhäuser waren komplett geschlossen, weil das Personal sich am Warnstreik von Verdi beteiligte. Gerade aufgrund der Situation der vergangenen Monate hätten viele Eltern nur wenig Verständnis für den Streik, ist vom Gesamtelternbeirat der Stadt zu erfahren. Ein Kritikpunkt war auch, dass die Informationen sehr kurzfristig an die Eltern weitergegeben wurden. „In einem Kindergarten habe es sogar am Mittwochmorgen noch geheißen, die Kita sei am Donnerstag geöffnet. Am Nachmitag sei dann die Information gekommen, dass doch gestreikt wird“, so der Gesamtelternbeirat.

Keine Notfallbetreuung möglich

Bei der Stadt sind dagegen laut Sprecherin Anette Hochmuth noch keine Elternbeschwerden angekommen. Insgesamt haben in den städtischen Kitas 110 der 267 Kita- und Kinderhaus-Mitarbeiter die Arbeit am Donnerstag niedergelegt. Das hatte zur Folge, dass 482 von insgesamt rund 1400 Kindern nicht in den Einrichtungen betreut werden konnten. Eine Notfallbetreuung, wie sonst üblich, sei eben in Corona-Zeiten wegen der vorgeschriebenen Trennung der Gruppen diesmal nicht möglich, hatte Hochmuth schon am Mittwoch angekündigt.

Die nichtstreikenden Erzieherinnen, deren Einrichtung geschlossen waren, wurden nur zum kleinen Teil in anderen Kitas eingesetzt, um dort den Betrieb aufrechtzuerhalten.  „Bei fast allen Kitas, die sich am Streik beteiligen, streikt das komplette Team“, so die Stadtsprecherin gegenüber der BZ. Da gerade die Stadt in Bietigheim-Bissingen sehr viele Kindertageseinrichtungen betreibt, sei dort eben der Streik auch besonders stark zu spüren. „Wir halten den Streik in den Kitas für eine Zumutung gegenüber den Eltern, die in diesem Jahr durch die Corona-bedingten Einschränkungen schon sehr stark betroffen waren“, so die Erklärung der Stadtverwaltung.

Die Gewerkschaft vergesse darüber hinaus, dass nicht wie in früheren Zeiten Notbetreuungen organisiert werden können, weil eine Durchmischung der Kinder aus verschiedenen Gruppen zum Schutz vor Corona-Infektionen nicht möglich sei. „Daher bleibt in diesem Jahr nur die Schließung der Gruppen und damit eben leider die Belastung der Eltern, die sich schon wieder frei nehmen müssen, um die Betreuung zu ersetzen.“

Da die Corona-Infektionen für diesen Herbst und Winter noch nicht ausgeschlossen werden könnten, drohe den Eltern also mit den Streiks noch eine mehrfache Belastung, die eigentlich nicht sein müsste, findet Hochmuth.

Gewerkschaft ist zufrieden

Für Cuno Brune-Hägele, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Stuttgart, war der Streiktag ein voller Erfolg. Es hätten mehr Leute mitgemacht als erwartet. Das zeige, dass das Thema trotz Corona wichtig sei. Zur Kritik der Stadt sagt er, dass sich die kommunalen Arbeitgeber an die eigenen Nasen fassen sollten. Nur weil von deren Seite nichts gekommen sei, sei der Streik nötig geworden. Warum wurden gerade in Bietigheim-Bissingen Kitas lahmgelegt? „Die Arbeitnehmer aus Bietigheim sind auf uns zugekommen, weil sie sich beteiligen wollten“, so Brune-Hägele. Er habe allerdings Verständnis für die Eltern und erklärte, es seien zumindest keine mehrtägigen Streiks in Kitas geplant.

 
 
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