Klärschlamm in Kirchheim Trockener Schlamm spart Wege

Von Uwe Deecke
Der Kirchheimer Klärmeister Matthias Hubrich zeigt das Gewächshaus in dem der Klärschlamm getrocknet wird. ⇥ Foto: Martin Kalb

In Kirchheim wird der Klärschlamm seit Jahren thermisch entwässert. Der Gemeinderat in Kirchheim hatte sich deutlich gegen die geplante Klärschlammverbrennungsanlage der EnBW gewandt.

Als einzige Kommune im weiten Umkreis hatte Kirchheim schon früh eigene Ideen, wie mit dem Klärschlamm aus dem Gruppenklärwerk Weidach am Neckar umgegangen werden kann. Dort werden nicht übers Jahr Unternehmen beauftragt, die den Schlamm entsorgen, sondern der Klärschlamm wird im eigenen großen Gewächshaus an der Kläranlage entwässert.

Das funktioniere seit vielen Jahren, und man erreiche innerhalb eines Jahres einen Trocknungsgrad von 90 Prozent, erklärte Bürgermeister Uwe Seibold auf Anfrage der BZ. Unterm Strich reduziere dies die Abfallmenge erheblich, die letztlich entsorgt werden müsse. Die Kosten, die die Kommune dadurch einspart, liegen bei rund 20 000 Euro im Jahr, rechnet Seibold vor.

„Früher hatten wir 30 bis 40 LKW in den Landbau im Osten, heute sind es nur noch zwei LKW im Jahr“, unterstreicht der Rathauschef. Längst ist es nicht mehr erlaubt, den Klärschlamm auf Äcker auszubringen, was vielerorts die Verbrennung erforderlich macht.

Kirchheim entschied sich für den anderen Weg: Die Kosten für die Trocknungsanlage lagen bei rund 700 000 Euro, ursprünglich, so wurde berechnet, sollte sie sich in zehn bis zwölf Jahren amortisieren. Wegen der gestiegenen Preisen für die Entsorgung sei das aber nun schon früher der Fall. Durch Abschreibungen im Haushalt sei die Anlage zudem leicht zu finanzieren.

Mit solchen eigenen Erfahrungen schlug der Gemeinderat in der Diskussion um die Verbrennungsanlage in Walheim auch vor, dezentrale Lösungen wie die in Kirchheim zu favorisieren. Der Energie- und Transportaufwand sei deutlich geringer als bei einer Verbrennungsanlage wie sie die EnBW betreiben möchte.

Bereits im Jahr 2014 war von der Gemeinde die Planung des solaren Speicher-Trockners für Klärschlamm beim Kirchheimer Gruppenklärwerk beauftragt worden, Ideen gab es aber schon länger. Die Firma Thermo-System GmbH hatte zuvor in Gemeinderatssitzungen die von ihr entwickelte solare Klärschlammtrocknung vorgestellt, die das Gremium überzeugt hatte.

Im Vorfeld hatte der Gemeinderat eine laufende Anlage bei Frankenhardt/Hohenhardt besichtigt und sich dann für einen Neubau entschieden. Es fanden Gespräche mit den Fachämtern im Landratsamt Ludwigsburg statt, um die Art und Weise der notwendigen Vorplanungen festzulegen, bis das Projekt vor rund sechs Jahren starten konnte. Bei der Präsentation der EnBW zur Walheimer Anlage im Kirchheimer Gemeinderat fand sogar Projektplaner Andreas Pick lobende Worte für die solare Trocknung (die BZ berichtete). Dass auch andere Kommunen dem Kirchheimer Modell der Vortrockung in einem Gewächshaus auf der Kläranlage folgen, sah er als guten Weg, denn zwei Drittel der üblichen Menge an Klärschlamm könnten so entfallen. Derzeit liege aber bei der eigenen Planung der Anteil von trockenen Klärschlamm bei nur zehn Prozent, so der Projektleiter der EnBW, die mit ihrem Vorgehen gerade massive Kritik erntet.

Dass die eigene Klärschlammtrocknung funktioniert, sei nicht nur ein Beitrag zur Ökologie sondern spare dem Steuerzahler auch Geld, so Bürgermeister Seibold. Eine Phosphorrückgewinnung, wie sie der Gesetzgeber bald fordert, sei dadurch natürlich nicht machbar, der Restschlamm müsse dann doch weiter verwertet werden. Dennoch sei das Ganze auch für Kommunen ähnlicher Größe eine sinnvolle Investition, findet der Bürgermeister. „Wenn man die Fläche dafür hat, ist das durchaus übertragbar“, so Seibold.

 
 
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