Klärschlammverbrennung in Walheim Belastung für Kirchheim verhindern

Von Birgit Riecker
Wenn in Walheim eine Klärschlammverbrennungsanlage entsteht, geht der anliefernde Verkehr vor allem durch Kirchheim, deswegen hat der Kirchheimer Gemeinderat Einwände vorgebracht. Foto: /Werner Kuhnle

Gegen die geplante Klärschlammverbrennung in Walheim wird die Gemeinde Einwendungen geltend machen.  Dabei werden Bedenken insbesondere gegen den zusätzlichen Verkehr angeführt.

Die Gemeinde Kirchheim am Neckar lehnt die Errichtung der Klärschlammverbrennungsanlage am Standort Walheim ab“, heißt es im Beschluss des Gemeinderats. Denn entgegen der ursprünglichen Auffassung der EnBW handele es sich dabei nicht um eine Anlage der Energieerzeugung, sondern der Müllbeseitigung.

Die Nutzung der Abwärme sei so gering, dass sie im Kirchheimer Nahwärmenetz ohne Neubauten bereits höher sei, so Bürgermeister Uwe Seibold. Die Klärschlammverbrennung schwäche den „regional bedeutsamen Standort der Energieerzeugung“ auf dem Walheimer Kraftwerksgelände, wie er im Regionalplan definiert werde. Daher werden die zuständigen Behörden aufgefordert, der beantragten „Zielabweichung“ nicht zuzustimmen. Verbrannt werden sollen zudem Klärschlämme aus dem weiten Umland, nicht aus der Region. Denn deren Schlämme würden im Kraftwerk Stuttgart-Münster und Böblingen beseitigt.

Und damit fängt nicht nur für Kirchheim ein weiteres Problem an: Die verkehrliche Belastung. Das Verkehrsgutachten gehe in seiner „Worst-Case-Betrachtung“ von täglich 150 zusätzlichen LKW-Fahrten für die Anlieferung des Klärschlamms und die Abfuhr des Brüdenwassers aus. 87 Prozent davon, also rund 130 Fahrten, gehen über Kirchheimer Gemarkung.

Alle diese LKWs müssen den Knotenpunkt Max-Eyth-Straße queren. „Dieser hat aber heute schon zumindest in den verkehrlichen Spitzenzeiten seine Leistungsfähigkeit weit überschritten“, stellte Bürgermeister Uwe Seibold fest. Weiter wies er darauf hin, dass das Gutachten davon ausgehe, dass die ankommenden Verkehrsströme weitgehend über die Autobahn kommen. „Wie wird das kontrolliert?“, fragt er sich. Die B 27 durch Kirchheim sei für viele Fahrten die weitaus kürzere. „Sollten alle Fahrten über die B 27 durchgeführt werden, bedeutet dies im schlechtesten Fall eine zusätzliche Belastung von nahezu neun Stunden LKW-Verkehr“, so der Rathauschef.

Eine andere Zahl sagt, dass die 150 LKW-Fahrten einer Belastung von umgerechnet zusätzlich 2600 PKWs entspricht. Was dies bei der ohnehin stark belasteten Ortsdurchfahrt bedeute, könne sich jeder vorstellen. Daher beschloss der Gemeinderat gleich, dass er im Falle einer Genehmigung der Klärschlammverbrennung alle verfügbaren Rechtsmittel ausnutzen wolle um diese Fahrten durch Kirchheim zu verhindern.

Ein Treppenwitz: Planung ist wie vor 100 Jahren

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die solare Klärschlammtrocknung vor Ort. In Kirchheim wird sie schon seit über zehn Jahren erfolgreich praktiziert und damit viele Fahrten eingespart. „Was hier geplant wird, ist doch wie vor 100 Jahren, als man die Klärgruben noch am Haus hatte und alles abgefahren hat. Das ist doch ein Treppenwitz“, befand Seibold.

Gemeinderätin Inge Schemminger (Unabhängige) sah die Gemeinde in einer Opferrolle: „Wir sollen eine Suppe auslöffeln, die wir uns nicht eingebrockt haben“, sagte sie. Das Land solle vielmehr auf die Gemeinden einwirken, die dezentrale solare Klärschlammtrocknung voranzubringen. Gemeinderat Jürgen Brückner (WGK) und sein Fraktionskollege Stephan Hennig sahen sich von der EnBW getäuscht.

EnBW betreibe Etikettenschwindel

Dort habe man zunächst von einer Druckleitung für die Abwasserbeseitigung gesprochen und einer einvernehmlichen Lösung, die man anstrebe. Nichts davon sei übrig geblieben. Vielmehr sehe er in der mehrmaligen Umbenennung der Anlage einen Etikettenschwindel, so Hennig. Und die angedachte Phosphorrückgewinnung wird nicht mehr beantragt.

 
 
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