Kleinkunstkeller in Bietigheim-Bissingen Die Grande Dame der wortgewandten Comedy

Von Gabriele Szczegulski
Helene Mierscheid nimmt sich selbst nicht so ernst. Mit feinem Humor und tiefgründigen Spitzen unterhielt sie im Kleinkunstkeller in Bietigheim-Bissingen. Foto: /Martin Kalb

Auf fast poetische Weise erzählt Helene Mierscheid von den Traumata unserer Zeit. 

Es gibt viele Sorgen in Bietigheim-Bissingen, dessen Name Helene Mierscheid im Kleinkunstkeller am Freitagabend geradezu genüsslich über der Zunge zergehen lässt. Sie will auch nicht „Bi-Bi“ sagen, denn „der Name eurer Stadt schlüpft so schön aus meinem Mund“, sagt die gebürtige Odenwälderin. Jetzt lebt sie in Berlin, „umzingelt von Brandenburg“ und ist sich gewiss, dass die Westberliner nach dem Mauerfall alle zu „Ossis“ wurden.

Bietigheim-Bissinger Sorgen

Aber zurück zu den Sorgen der Bietigheim-Bissinger, die die selbst ernannte Traumatherapeutin mit dem Motto „Torte statt Therme“ sehr ernst nimmt: Denn sie haben Sorgenzettel ausgefüllt und die arbeitet Helene Mierscheid an diesem Abend ab – und hat interaktive Lösungen parat: ‚Ein Ehemann macht zu viel Sport, der andere sitzt zu viel am Computer, ja, da könnten sich die beiden doch zusammentun und in ihren Tätigkeiten abwechseln.

Die AfD kriegt ihr Fett weg

Auf das Schlachtfeld der Politik wagt sich Mierscheid auch, denn das steckt ja bekanntlich voller Traumata und löst auch viele Traumata aus: Sara Wagenknecht kann sie gar nicht leiden, „die FDP macht Mist und die Grünen werden dafür gehasst“.

Die meisten Parteien seien wie U-Boote: links untergetaucht und rechts wieder aufgetaucht, da müsse man aufpassen, da die AfD nicht zur Linken werde. Die AfD ist natürlich gefundenes Fressen, die Freistaaten Sachsen und Thüringen will sie Putin schenken, „dafür lässt der die Ukraine in Ruhe“.

Fast jeder der Ampel-Politiker bekommt sein Fett weg, nur Karl Lauterbach, „der sieht eh schon aus wie ein Weberknecht“, weil er gefühlt öfter bei Lanz ist als Lanz selbst. Mit Friedrich Merz will sie sich nicht beschäftigen, „ne, lieber nicht“.

Am wortgewandtesten und humorvoll gespickt sind aber die Geschichten, die sie erzählt, aus der Reha in Brandenburg oder der Jugend im Odenwald. Da wird Helene Mierscheid humorvoll -poetisch. Die Comedienne zeigt, dass Humor auch ohne verletzende, beleidigende oder diffamierende Aussagen geht und das ist erholsam anders.Gabriele Szczegulski

 
 
- Anzeige -