Kleinsachsenheim Ortschaftsrat ist gegen Freiflächen-PV

Von Martin Hein
Der mögliche Standort für eine Windkraft- und Solarparkanlage im Gewann Alleenfeld (Bildmitte) zwischen Kleinsachsenheim und Hohenhaslach. Foto: /Martin Kalb

Der Kleinsachsenheimer Ortschaftsrat lehnt mehrheitlich die geplante Freiflächen-PV-Anlage ab und spricht sich für zwei Windräder beim Waldspielplatz aus.

Bei der Sitzung des Ortschaftsrats in Kleinsachsenheim stand nur ein Punkt auf der Tagesordnung: der geplante Energiepark Alleenfeld. Auf dem Areal zwischen Hohenhaslach und Kleinsachsenheim beim „Promillewegle“ gelegen, soll nach den Vorstellungen der Hofkammer des Hauses Württemberg, der Stadt Sachsenheim und der Vento Ludens GmbH aus Jettingen-Scheppach auf einem Gelände der Hofkammer eine große Freiflächen-PV-Anlage sowie zwei Windräder und ein großer Stromspeicher errichtet werden (die BZ berichtete). Zwei weitere Windräder sollen auf dem Vorranggebiet LB-18 beim Waldspielplatz entstehen.

Großes Interesse der Bürger

Rund 30 Bürgerinnen und Bürger haben die Sitzung des Gremiums in Kleinsachsenheim mitverfolgt und bereits in der Bürgerfragestunde ihre Bedenken vorgetragen. So kritisierte ein Bürger, dass die Stadt im April 2024 zwar eine große Infoveranstaltung in der Mehrzweckhalle abgehalten habe, aber in der Zwischenzeit habe Funkstille geherrscht. „Wir wollen eine Bürgerinitiative gründen, die dieses Projekt verhindert. Warum erfährt man ein Jahr lang nichts?“, wollte der Bürger wissen. Ein Vorwurf, den Bürgermeister Holger Albrich nicht gelten lassen wollte. „Wir haben nichts verheimlicht“, so Albrich. Am 15. Mai habe man im Technischen Ausschuss sogar öffentlich beraten.

Bürgermeister Albrich warb für den Energiepark: „Wir wollen dieses Vorhaben.“ Projektmanager Paul Schloz von der Firma Vento Ludens GmbH stellte das Unternehmen vor. Vento Ludens ist Teil der Unternehmensgruppe Ludo Fact, von der auch Brettspiele wie beispielsweise „Die Siedler von Catan“ stammen. Neben den Spielen beschäftigt sich die Unternehmenstochter Vento Ludens mit dem Bau von Solarparks und Windkraftanlagen. „Wir haben über 100 Megawatt an Erzeugungskapazität in den Technologien Wind, Solar und Wasser entwickelt und betreiben einen Großteil davon bis heute selbst“, so der Projektmanager. Man sei mit solchen Anlagen deutschland- sowie europaweit tätig.

Durch eine Leistung von etwa 47 Megawatt Peak (MWp) der PV-Anlage sowie 24 bis 28 Megawatt Peak der Windkraftanlage in Verbindung mit einem 120 Megawattstunden Batteriespeicher würde die Anlage einen erheblichen Teil zur Versorgung der Stadt Sachsenheim und seiner Region beitragen. Zudem komme 90 Prozent der Gewerbesteuer der Standortgemeinde zugute. Der Standort sei für eine solarenergetische Nutzung geeignet. Die Solarmodule wolle man auf einer verzinkten Stahlkonstruktion montieren, die ähnlich wie Leitplanken in der Erde verankert wird. Unter den Modulen wolle man eine extensive Grünfläche entwickeln und auf Pestizide, Herbizide verzichten. Kleintiere wie Hasen können auch auf der Fläche aufhalten.

Des Weiteren sind nach den Planungen von Vento Ludens zwei Windkraftanlagen in dem Energiepark Alleenfeld sowie zwei Windkraftanlagen auf dem Vorranggebiet LB-18 vorgesehen. Dort sollen jeweils Windkraftanlagen des Typs E-175 EP5 von Enercon zum Einsatz kommen. Laut Schloz wurden diese Windräder speziell für den Einsatz in Süddeutschland entwickelt. Diese Windkraftanlagen haben eine Nabenhöhe von bis zu 175 Metern. Rechnet man die Rotorblätter hinzu, ragen diese Windräder bis zu 262 Meter in den Himmel. Der Hybridturm besteht aus Stahl und Beton. Jede Anlage leistet sechs bis sieben Megawatt, macht bei vier Anlagen 24 bis 28 Megawatt.

Inbetriebnahme ab 2028/29

Der Bau der Anlage könne etwa 2027 ins Auge gefasst werden. Die Inbetriebnahme wäre dann voraussichtlich 2028/29 möglich.

Ortschafts- und Gemeinderat Thomas Wörner (GLS) kritisierte, dass vor allem städtische Gebäude bislang kaum mit PV-Anlagen ausgestattet seien. „Wir schauen unsere städtischen Dächer an und wollen die, die geeignet sind, mit PV-Anlagen ausstatten“, so Bürgermeister Albrich dazu.

Derzeit wird auf dem Gelände, auf dem die PV-Anlage errichtet werden soll, Weizen angebaut, sagte Wörner und merkte an: „Wir machen uns bei der Lebensmittelerzeugung vom Ausland abhängig“. Wörner plädierte für eine Agri-PV-Anlage, unter der die landwirtschaftliche Nutzung möglich ist. Laut Schloz erzeugen Agri-PV-Anlagen jedoch deutlich weniger Strom, die Hofkammer habe sich deshalb dagegen ausgesprochen.

Ortschaftsrat lehnt Planungen ab

Mit fünf Nein-, einer Enthaltung und drei Ja-Stimmen lehnte der Kleinsachsenheimer Ortschaftsrat die Planungen der Hofkammer für eine Freiflächen-PV-Anlage mit Batteriespeicher sowie den Aufstellungsbeschluss zur Teiländerung des Flächennutzungsplans und den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan „Energiepark Alleenfeld“ ab. Mit sechs Ja und drei Nein-Stimmen befürwortete der Kleinsachsenheimer Ortschaftsrat die Einbringung der kommunalen Flurstücke in die Planungen für zwei Windräder beim Waldspielplatz. Bürgermeister Holger Albrich wies darauf hin, dass das Abstimmungsergebnis als Empfehlung in die Sitzung des Gemeinderats eingebracht werde. Die Entscheidungsbefugnis über dieses Projekt habe nur der Gemeinderat.

 Martin Hein

Info

Die PV-Anlage soll nach dem aktuellen Stand circa 34,2 Hektar groß sein. Die installierte Leistung soll etwa 47 MWp betragen. Der Modulreihenabstand beträgt etwa 3 Meter, die maximale Bauhöhe der Module soll etwa 3,5 Meter betragen. Die installierte Leistung des Batteriespeichers beträgt nach den Planungen 50 Megawatt mit einer Kapazität von 120 Megawattstunden.

 
 
- Anzeige -