Die verheerenden Folgen des Klimawandels sind in Form von Überflutungen, langen Trockenperioden und Hitzewellen schon lange auch bei uns zu spüren. Lösungsansätze für das Problem, von dessen Bewältigung unser Überleben und vor allem das der zukünftigen Generationen abhängt, gibt es viele.
Klimabündnis Bietigheim-Bissingen Boden – der unterschätzte Klimaretter
Warum ein guter Boden essenziell für unsere Zukunft ist, machten Referentinnen in einem Seminar deutlich.
Ein zentraler Faktor, den wir tagtäglich unter unseren Füßen spüren, der politisch bisher jedoch nur wenig Beachtung findet, ist ein gesunder und fruchtbarer Boden. Deutlich gemacht wurde dies bei dem Seminar „Bodenfruchtbarkeit erhalten und wiederherstellen in Zeiten des Klimawandels“, das am vergangenen Samstag im Martin-Luther-Gemeindezentrum stattgefunden hat. Etwa 100 Interessierte konnten dort unter anderem lernen, wie intakte Wasserkreisläufe vor Hitze schützen, wie man mit einem natürlichen Dünger aus Pilzen zusätzlich Treibhausgase speichert und dass man einen fruchtbaren Boden sogar hören kann.
Für viele ist Boden einfach Dreck
Initiiert wurde die Veranstaltung von Silke Masuch von der Bürgerinitiative „Bietigheim-Bissingen klimaneutral“. Immer mehr wertvolle Flächen würden versiegelt, statt schon bestehende Bausubstanz zu nutzen. „Ein Thema, dass trotz Klimakrise und Artensterben zu wenig Beachtung findet“, so Masuch. Dem pflichtete auch Christiane Grefe in ihrem Vortrag bei. Laut der ehemaligen Reporterin der Wochenzeitung „Die Zeit“ wurde die Bodenforschung lange vernachlässigt und auch die Bevölkerung habe kein Bewusstsein für den Boden mehr. „Für viele ist Boden einfach Dreck“, sagt sie.
„Erst die vielfältig belebten Böden schaffen das Leben an der Oberfläche“. So garantiert ein gesundes Erdreich nicht nur die Versorgung mit Lebensmitteln, sondern speichert auch Wasser und stabilisiert das Klima, indem es Treibhausgase bindet. Durch intensive Bewirtschaftung, Versiegelung und auch Zielkonflikte mit der Nutzung regenerativer Ressourcen wurde dem Boden jedoch stark zugesetzt.
In Bio-Äckern tobt das Leben
Ein Umstand, den die Forschung mit neuen Technologien inzwischen sogar hörbar gemacht habe: „In Bio-Äckern tobt das Leben, während es in konventioneller Erde viel ruhiger ist“. Die Journalistin hat gleich mehrere Ideen mitgebracht, wie eine Revitalisierung des Bodens gestaltet werden könnte. Beispielsweise wäre neben neuen Agrarstrukturgesetzen, auch eine Entsiegelungsprämie denkbar.
Auch der Journalistin und Autorin Dr. Ute Scheub war es wichtig, Lösungen zu präsentieren, die auch Teil ihres neuen Buches „Aufbäumen gegen die Dürre“ sind: Klimalandschaften, realisiert etwa durch Agroforstgebiete, Staustufen und künstliche Biberdämme könnten die Bodentemperatur lokal um drei Grad senken. Im urbanen Raum lassen sich unter dem Stichwort „Schwammstädte“ mit möglichst vielen Grünflächen am Boden aber auch an Fassaden und Dächern im Sommer erträgliche Temperaturen erreichen.
Im heimischen Garten könne man diesen Effekt durch eine Blumenwiese erzielen, während ein gemähter Rasen dagegen viel Wasser verbrauche und kaum Abkühlung bringe.
Prof. Dr. Michael Weiß erklärte im letzten Vortrag des Abends, wie man aus fermentierten Küchenabfällen und Pflanzenkohle, mit bestimmten Pilzsporen versetzt, einen „Fertiliser for Future“ herstellt. Einen natürlichen Dünger, der nebenbei auch Treibhausgase bindet.