Klimaschutz „Wir sind zweckoptimistisch“

Von John Patrick Mikisch
Arbeiten daran, dass ihre Gemeinde bis 2035 kein CO2 mehr ausstößt: Bettina und Matthias Schlegel von der Initiative „Sachsenheim klimaneutral“. Foto: / Helmut Pangerl

Initiative „Sachsenheim klimaneutral“ zieht gemischte Bilanz.

Seit zwei Jahren gibt es die Initiative „Sachsenheim klimaneutral“. Was hat sich seitdem getan? Die BZ sprach mit Bettina und Matthias Schlegel, die die Initiative gründeten. Ihre Bilanz fällt gemischt aus. Ersten Erfolgen steht die schiere Größe der Herausforderung entgegen.

Und die wirkt ziemlich ambitioniert: Bis 2035 soll die 19 000-Einwohner-Stadt Großsachsenheim CO2-frei werden. Deutlich schneller, als es das integrierte Klimakonzept des Landkreis Ludwigsburg momentan vorsieht. Dessen Zielmarke liegt bei 2050.

Freilich: Auch der Kreis arbeitet gerade daran, seine Klimaschutzmaßnahmen anzuziehen und an die Vorgaben von Land und Bund anzupassen. Die geben 2040 und 2045 als Meilensteine für Klimaneutralität. Immer noch einige Jahre später als die Sachsenheimer Initiative.

„Je früher wir CO2-neutral werden, desto besser“, sagt hingegen Bettina Schlegel. „Je länger wir das aufschieben, desto teurer werden der Klimaschutz und die Bekämpfung seiner Folgen am Ende“, ist ihr Mann Mattias überzeugt. Die Klimaneutralität bis 2035 sei nötig, um überhaupt noch eine Chance zu haben, das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen.

Lob für Stadt und Gemeinderat

„Die Stadtverwaltung ist sehr offen für unsere Vorschläge“, sagt Bettina Schlegel. Zudem habe sich gezeigt, dass mit allen Gemeinderatsmitgliedern sachliche Gespräche möglich seien. Die größten Erfolge daraus: Zum einen das städtische Klimaschutzkonzept. „Bislang war die Stadt nur Teil des übergeordneten integrierten Klimaschutzkonzepts des Kreises“, erläutert Mattias Schlegel. „Jetzt haben wir einen eigenen Plan.“ Das ermögliche es, Fördergelder für eigene Klimaschutzprojekte zu beantragen.

Der andere große Erfolg: Die Einstellung der Klimaschutzmanagerin Florina Wolf im April. Die 27-Jährige soll dabei eng mit Michael Ilk, dem Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Nachhaltigkeit, zusammenarbeiten. Durch die bessere personelle Ausstattung werde der Klimaschutz nachdrücklicher verfolgt, hoffen Bettina und Matthias Schlegel.

Nachbesserungsbedarf

Und da sehen die beiden Nachbesserungsbedarf. Denn die Beschlussvorlage des Gemeinderats zum Klimaschutzkonzept beinhalte viele Absichtserklärungen und wenig konkrete Maßnahmen. Zudem sei das Einsparpotenzial der Sachsenheimer CO2-Emissionen auf 6000 Tonnen pro Jahr beziffert. Allerdings habe Sachsenheim bereits 2013 etwa 120 000 Tonnen CO2 emittiert. „Diese beiden Zahlen passen nicht zusammen“, findet Matthias Schlegel. Zumal die Treibhausgasemissionen seitdem wahrscheinlich sogar noch gestiegen seien.

Das Klimaschutzkonzept sehe zudem vor, den CO2--Ausstoß bis 2025 um 52 Prozent und bis 2030 um 87 Prozent zu reduzieren. Das sei „eine große Lücke“ zu den bislang formulierten Maßnahmen, sagt Matthias Schlegel. Potenzial sei vor allem bei der Energieerzeugung vorhanden: „Im Nahwärmebereich haben wir gegenüber anderen Kommunen großen Nachholbedarf“, so der 35-Jährige. Vielversprechend sei auch der Ausbau der erneuerbaren Energien im Gewerbepark Eichwald sowie eine bessere Dämmung der Gebäude, überwiegend private Wohnungen.

Ob die CO2--Wende angesichts der Größe der Herausforderung und allen Hürden zum Trotz gelingen kann? „Wir sind da zweckoptimistisch“, sagen Bettina und Mattias Schlegel. John Patrick Mikisch

 
 
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