Klinik Für die Altersmedizin sensibilisieren

Von Frank Ruppert
Dr. Daniel Kopf, der Ärztliche Direktor der Geriatrischen Klinik, vor seinem Büro im Ludwigsburger Krankenhaus. Ab Juli hat er dann sein Arbeitszimmer in Bietigheim, wo eine neue Klinik entsteht. Ludwigsburg soll aber ein Geriatrischer Schwerpunkt bleiben. ⇥ Foto: Martin Kalb

Bis Ende 2022 soll in Bietigheim eine Geriatrische Klinik entstehen. Deren Chef ist schon seit Dezember da: Dr. Daniel Kopf will die Altersmedizin im Landkreis neu ausrichten und Netzwerke aufbauen.

Seit Dezember 2019 ist Dr. Daniel Kopf Ärztlicher Direktor der Geriatrie an den RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim. Er kam aus Hamburg und soll die neue Klinik für Geriatrie in Bietigheim aufbauen. Noch hat er sein Büro aber in Ludwigsburg. „Das wird sich im Juli auch ändern. Wenn die Geriatrie aus Marbach nach Bietigheim zieht, werde ich dort mein Büro beziehen“, sagt der Facharzt für Innere Medizin, Geriatrie und Psychiatrie. Privat ist Kopf schon in Bietigheim heimisch. Es sei wohl nur eine Frage der Zeit, bis seine zwei- und vierjährigen „Hamburger Jungs“ das erste mal „gell“ statt „ne“ sagen werden. Beruflich ist der 54-Jährige hauptsächlich mit Planungen und Abstimmungsprozessen beschäftigt und jede Woche an allen Standorten im Landkreis unterwegs.

In Hamburg hat er gemeinsam mit einem anderen Chefarzt eine große Geriatrie-Klinik geleitet. Warum also der Wechsel nach Bietigheim? Zum einen leben seine Eltern im Landkreis. Vor allem reize ihn aber die Chance, eine Geriatrie neu aufzubauen. Bis Ende 2022 soll in Bietigheim unter anderem eine Geriatrische Klinik mit 80 Betten sowie Platz für die Gerontopsychiatrie und -psychosomatik entstehen. Es soll einen eigenen Bereich für Demenzerkrankte geben.

Marbach nicht vergessen

Der gebürtige Mannheimer ist schon seit Anfang 2019 in die baulichen Planungen eingebunden. Ihm ist aber wichtig, dass es nicht nur um den Bau in Bietigheim geht. Auch in Marbach kann er sich nach dem Wegzug der Geriatrie noch altersmedizinische Angebote vorstellen. Man sei gerade dabei, das zu eruieren.

Kopf möchte Netzwerke schaffen, Personal schulen und insgesamt für geriatrische Problemstellungen sensibilisieren. „Für mich sind Sie als Patient erst ab 80 interessant“, räumt er mit dem Vorurteil auf, dass die Geriatrie (Altersmedizin) mit dem Rentenalter beginnt. „Die meisten 65-Jährigen sind sehr fit“, so der Mediziner. In Planung ist derzeit unter anderem ein Schulungsangebot für Rettungsdienste. Die leisteten jetzt schon hervorragende Arbeit. Kopf sieht sie als wichtigen Baustein für die Behandlung von älteren Menschen. Vor Ort könne man wichtige Informationen aufnehmen, die den Menschen den Krankenhausaufenthalt angenehmer machen könnten. Indem etwa ein Hörgerät mitgenommen werde oder die Daten der Kontaktperson erfasst werden.

Der Ärztliche Direktor möchte auch Kontakt zu den Pflegediensten haben, um eine möglichst umfassende Behandlung der Patienten zu ermöglichen. Ihm schwebt die Einrichtung einer Pflegenotaufnahme vor, denn nicht jeder ältere Mensch müsse ins Krankenhaus, da es aber häufig keine Alternative gebe, landeten immer wieder Menschen im Krankenhausbett, denen anders besser geholfen wäre.

„Dicke Bretter“ bohren

Der 54-Jährige weiß, dass vieles noch im Ideenstadium steckt und die Umsetzung nicht leicht wird. „Dicke Bretter“ bohre man, sagt er, aber er ist davon überzeugt, dass sich im Bereich der Geriatrie einiges bewegen muss. Schon allein wegen der bloßen Zahlen: „2050 werden 2,5 bis 3 Millionen Patienten demenzerkrankt sein“, erklärt er. Das stelle die Krankenhäuser vor neue Herausforderungen. Deshalb will er die Sensibilisierung für geriatrische Fragestellungen an allen Standorten vorantreiben. „Stück für Stück“, sagt er und weiß, dass man für vieles Geduld braucht.

Zu seiner ganzheitlichen Betrachtungsweise gehört neben der Psyche auch das Spirituelle. Wichtig sei häufig für ältere Patienten auch die Frage nach dem Sinn hinter allem. Auch für solche Fragen solle es Angebote geben.

Ganz wichtig ist Kopf, dass das Bietigheimer Krankenhaus kein reines Geriatriezentrum wird. Natürlich werde der Schwerpunkt der RKH Kliniken im Landkreis an diesem Standort gebündelt, aber das solle nicht bedeuten, dass etwa Chirurgie oder Geburtshilfe verkleinert werden. Auch wer künftig ins Bietigheimer Krankenhaus komme, sei nicht zwangsläufig alt und gebrechlich, so Kopf.

 
 
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