Kliniken arbeiten an der Lösung des langwierigen Problems Imageproblem sorgt für Personalmangel

Von Gabriele Szczegulski
Die Pandemie hat den Mitarbeitern der Pflege in den Krankenhäusern und Seniorenheimen viel abverlangt. Viele Pflegekräfte kündigen, neue werden kaum gefunden. ⇥ Foto: Sina Schuldt

Corona hat den Pflegekräftemangel noch verschärft und dem Ruf der Pflege noch mehr geschadet. Zeitarbeitskräfte und Auslandspersonal bringen kaum Entlastung.

Der Ruf der Pflegeberufe wird immer schlechter, da helfen die ganzen Angebote, die Aufstockung der Gehälter und des Personalschlüssels nicht“, sagt der Sprecher der RKH Kliniken, Alexander Tsongas, der sich im Mitarbeiter-Marketing, einer eigens gegründeten Arbeitsgruppe, engagiert. Ziel ist es, durch gezielte Aktionen Mitarbeiter zu aquierieren.

Corona-Bonus für die Pflegekräfte in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Bezahlung nach Tarif: Es ist wohl doch keine Frage des Geldes, es gibt immer noch viele nicht besetzte Stellen in der Pflege. Zudem gibt es einen hohen Anteil an Krankmeldungen und auch viele Kündigungen, sagt Tsongas.

Keine positiven Botschaften

Die Pflegekräfte selbst, so Tsongas,  könnten nach Corona und der großen Belastung kaum positive Botschaften über ihren Beruf verbreiten. „Wenn das Grundproblem ist, dass sie ständig an die Belastungsgrenze geraten, dann können sie auch nicht für den Beruf, der an sich, in guten Zeiten, ein schöner ist, werben“, sagt Tsongas. „Der Markt ist leer“, sagt er.

Corona hat den Pflegekräftemangel sichtbar gemacht und auch befeuert. „Die Politik hat zwar reagiert, wir könnten so viele Mitarbeiter einstellen wie wir bräuchten und bekommen das Geld vom Staat, aber es gibt halt keine Pflegefachkräfte“, sagt der Referent für  Personal in der Pflegedienstleitung der RKH Kliniken, Steffen Barth. Die Zahl der Kündigungen seit Ausbruch der Pandemie nehme im Vergleich zu davor „ständig und stetig zu“, sagt Barth. Vor allem auf den Intensivstationen und der Inneren Medizin kündigten viele Mitarbeiter – auf den Stationen, die während der Pandemie besonders belastet sind und auf die es bei einem Anstieg der Fälle wieder verstärkt ankommt.

50 Stellen nicht besetzt

In den RKH Kliniken im Kreis Ludwigsburg gibt es derzeit 50 offene Stellen bei 1055 besetzten Vollzeitstellen, „das sind zwar nur fünf Prozent, aber schwer aufzufangen, wenn viele krank sind oder in Urlaub, was derzeit der Fall ist“, so Barth. Obwohl 40 Vollzeitkräfte von Leiharbeitsfirmen kommen, mache sich der Mangel auf den Stationen bemerkbar. „Mitarbeiter aus Zeitarbeitsfirmen haben einen vertraglich geregelten Dienstplan, sie sind im Notfall nicht einsetzbar, während unser Personal Zusatzschichten und Überstunden schiebt“, sagt Barth.

Einige Mitarbeiter wechselten selbst zu Zeitarbeitsfirmen: „Sie bekommen dort um ein Drittel mehr Lohn und Arbeitszeiten, die sie selbst bestimmen“, so Barth. Im Moment warten 52 ausländische Kräfte aus Ägypten, Brasilien, Tunesien, dem Kosovo und Serbien auf ihre Anerkennung. „Wenn diese einsetzbar sind, hilft das schon“, so Tsongas.

Tsongas weiter: „Der Personalmangel ist ein Imageproblem, mit dem guten Ruf der Pflege können wir nicht punkten.“ Die Arbeitgeber müssten den Imagewechsel vollziehen. „Die Kliniken als Arbeitgeber müssen viel bieten, Geld alleine ist nicht alles, wir müssen dauerhaft in Forbildungen, Freizeitangebote, Werbemaßnahmen investieren“, sagt Tsongas. Durch Kooperationen in Schulen soll um Auszubildende geworben werden.  Aber das sei keine schnelle Lösung für den Personalmangel, sondern rechne sich erst in ein paar Jahren.

 
 
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