Knapp 3800 Euro spendet TSV-Gaststätte Ein Prosit für den guten Zweck

Von Susanne Yvette Walter
Von links: Matthias Eigel, Vorsitzender von „Haiti WIR helfen“, freut sich über fast 3800 Euro von den Wirtsleuten der TSV-Gaststätte Bietigheim, Ileana und David Pinna.⇥ Foto: Oliver Bürkle

Familie Pinna, Betreiber der TSV-Gaststätte in Bietigheim-Bissingen, spendet dank ihren Gästen knapp 3800 Euro an „Haiti WIR helfen“.

Drei Fliegen mit einer Klappe schlug David Pinna, Gastronom und Pächter der Bietigheimer TSV Gaststätte, durch eine zündende Idee seiner Frau Ileana Pinna: Unter dem Motto „Bier für nix“ gab er an vier Sonntagen im März um die 500 Liter Fassbier umsonst aus, das nahe am Verfallsdatum stand (die BZ berichtete). Nun konnten sie dem Verein „Haiti WIR helfen“ knapp 3800 Euro überreichen, die Bietigheim-Bissinger und Gäste gespendet hatten.

Endlich wieder Gäste

An zwei Sonntagen, als das Wetter mitspielte, standen die Besucher Schlange. Das Spendenkässchen, das für den Verein „Haiti WIR helfen“ aufgestellt war, füllte sich wie von allein. „Ich habe gestaunt: Viele junge Leute kamen, die Scheine in die Kasse warfen“, erzählt der Wirt. Er genoss es, endlich mal wieder Gäste zu haben, die auf der Terrasse verweilten und nicht nur Essen to go mit nach Hause nahmen.

Drei Fliegen deshalb, weil David Pinna sein Fassbier nicht wegschütten musste, sondern es noch sinnvoll an den Mann bringen konnte. Die Abnehmer füllten es in mitgebrachte Gefäße und in vorbereitete Flaschen der Gaststätte. „Da war alles dabei Gurkengläser, Kanister. Wir haben die Abgabemenge beschränkt, waren da allerdings nicht päpstlich“, schmunzelt der Gastronom. David Pinna sorgte für Essen zum Event und erzählt: „Ich habe viele, die kamen schon ein halbes Jahr und mehr, nicht mehr gesehen. Das war ein Hallo. Endlich mal wieder Essen auf Porzellan servieren und nicht auf Pappe oder Plastik.“

Es kam dabei ein vierstelliger Betrag zusammen, nämlich fast 3800 Euro für ein Hilfsprojekt in Haiti, das in Bietigheim-Bissingen seit Jahren Schule macht im doppelten Wortsinn. Es handelt sich um einen Schulbau auf der von Naturkatastrophen geplagten Insel. Und: David Pinna bekommt von seiner Stammbrauerei Dinkelacker die gespendete Menge Fassbier ersetzt und macht also selbst keine finanziellen Verluste. In Pandemie-Zeiten eine Erleichterung.

Zwar wird David Pinna als Gastronom mit staatlichen Subventionen wie Corona-Hilfen unterstützt. Doch das sei nur die halbe Miete. Seinen Kontaktverlust als Wirt ersetzt ihm keiner. Und Merkmal Nummer eins eines guten Gastronomen sei der Draht und der Kontakt zu seinen Gästen. Dieser Verlust schmerzt Pinna jenseits der Finanzen, wie er erzählt. Natürlich bietet er seit Beginn der Pandemie einen Mitnahme-Service an. Die Auswahl der dort angebotenen Gerichte umfasst die ganze Speisekarte. „Unter der Woche, da geht es halt so. Am Wochenende läuft es gut, wenn das Wetter schlecht ist. Bei gutem Wetter hat die Grillsaison längst begonnen, und das spüren wir natürlich auch“, zieht der Gastronom Bilanz. Er rechnet frühestens damit, Ende Mai/Anfang Juni wieder öffnen zu dürfen: „Wir werden die notwendigen Umsätze in diesem verkürzten Sommer nicht erzielen. Geburtstage und andere Familienfeiern finden eventuell nicht gleich wieder statt. Da sind wir fast mit den finanziellen Hilfen besser dran, als wenn wir die Gaststätte wieder öffnen“, beschreibt er seine momentane Situation.

Der Kontakt zu „Haiti WIR helfen“ entstand, weil Matthias Eigel inzwischen für viele Bietigheim-Bissinger als Adressat gilt, der Spendengelder direkt sinnvoll einsetzt. Harald Eigel, TSV-Vorsitzende, schaut gerne dem TSV-Gastronomen und seinem Bruder Matthias Eigel über die Schulter und freut sich, dass der Pächter des Sportheims, David Pinna, beim Anblick seiner Stammkunden und vielen anderen „endlich sein Naturell wieder ausleben kann.“

Der Erlös fließt direkt in die Fortsetzung des Schulbaus, den der Vorsitzende des Vereins „Haiti WIR helfen“, Matthias Eigel und seine Mitstreiter schon seit Jahren begleiten und mit Spendengeldern aus Deutschland überhaupt erst ermöglichen. „Die Schule ist fertig, das Erdgeschoss und der erste Stock. Es gibt vier Klassenzimmer. Es ist zwar kein Putz an den Wänden und kein Estrich am Boden, aber das brauchen wir auch nicht zwingend“, sagt Eigel und fügt hinzu, „da warten wir, ob sich eine Firma findet, die das Baumaterial spenden möchte.“ Wichtiger sei der Bau einer einfachen Küche. In diesen Bau fließe jetzt das Spendengeld. „Wir haben durch diese und andere Aktionen den Betrag zusammen für Baumaterialien. Die sind teuer in Haiti“, erzählt Eigel und macht klar: „Maschinen wie Betonmischer gibt es nicht, auch keinen Kran. Da werden Säcke mit Mörtel mit der Schaufel angerührt. Die Küche wird von Hand gemauert.“

Küchenbau in Haiti

Findige Köpfe sorgen bei Haiti WIR helfen“ immer wieder dafür, dass Geld in die Spendenkasse kommt: Marlen Baumann hatte vor der Aktion „Bier für nix“ eine Online-Auktion auf die Beine gestellt, bei der jeder zum Verkauf anbieten konnte, was er wollte. Das allein brachte dem Verein Spenden in vierstelliger Höhe ein, sodass dem Küchenbau auf Haiti nun nichts mehr im Weg steht. Ein einfacher Gasherd, Metallregale für Teller und Tassen – die Ansprüche der „Bauherren“ seien nicht überzogen.⇥

 
 
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