Konzept für Saubach zwischen Bissingen und Tamm Zwei Städte gehen zusammen den Hochwasserschutz an

Von Heidi Vogelhuber
Der Saubach (hier in der Nähe vom Bissinger Schützenhaus) Foto: /Martin Kalb

Die Flussgebietsuntersuchung des Saubachs liegt vor. Trotz hitzig geführter Debatte im Gemeinderat steht nun eine Entscheidung fest.

Mit dem heutigen Beschlussantrag kann ich nicht mitgehen“, leitete der Bietigheim-Bissinger CDU-Gemeinderat Hermann Eppler seine Wortmeldung ein. Was in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats als Vorstellung des Schlussberichts zur Flussgebietsuntersuchung Saubach angekündigt war, wurde zur emotional geführten Debatte.

„Bissingen first“, forderte Eppler. Ebenso, das „leidige Thema Hochwassergefährdung am Saubach nicht mit Tamm, sondern alleine anzugehen. Jetzt. Die Bissinger erwarten eine Lösung“, sagte er und erinnerte an heftige Überschwemmungen. Für ihn sei nicht nachvollziehbar, dass sich nichts tue – und das seit so vielen Jahren. In der Vorlage stehe, dass Gespräche mit der Stadt Tamm aufgegriffen werden sollen, um die Errichtung eines Hochwasserrückhaltebeckens (HRB) zu prüfen. „Was gibt’s da noch zu prüfen?“, so Eppler.

Es gab einiges zu prüfen, war aus dem kurzen Vortrag von Baubürgermeister Michael Wolf herauszuhören. Eine Flussgebietsuntersuchung für das Einzugsgebiet des Saubachs wurde durchgeführt, inklusive Bestandsanalyse für den Saubach und das Seitengewässer Gänslesbach in Bissingen, um herauszufinden, ob der Hochwasserschutz ausreicht. Es lagen bereits umfangreiche Daten und Modelle aus früheren Untersuchungen vor, die genutzt werden konnten. Fünf Varianten für eine Verbesserung des Hochwasserschutzes seien bereits untersucht worden, erklärte Bürgermeister Wolf. Vier waren aus Naturschutz- oder anderen Gründen ausgeschieden. Bleibt eine übrig: Die sogenannte Variante „P5“.

Die Variante „P5“

Durch die Variante kann laut Bericht des beauftragten Ingenieurbüros Wald+Corbe ein ausreichender Schutz gegen Hochwasser mit einer Kombination aus Rückhaltemaßnahmen und lokalen Schutzmaßnahmen hergestellt werden, wodurch eine Überflutung in allen Bereichen verhindert werden kann. Dafür soll das Hochwasserrückhaltebecken (HRB) „Schreiberin“ auf Tammer Gemarkung zu einem gesteuerten HRB und das Stauvolumen von 25 600 auf 62 500 Kubikmeter ausgeweitet werden. Auch eine Abflussrinne zur Rückleitung des Wassers in den Saubach im Schleifmühlweg ist Teil der Maßnahme sowie eine Ertüchtigung des Verdolungseinlaufs des Saubachs.

Neben dem Saubach ist auch der Gänslesbach im Fokus der Maßnahme. Auch dessen Leistungsfähigkeit soll an mehreren Stellen erhöht werden, unter anderem durch den Ausbau des Verdolungseinlaufs und einer Anbindung des Gänslesbachs an das Feuchtbiotop Neuwengert. Dadurch wird das Retentionsvolumen erhöht, also der Puffer, der die Wassermenge langsam wieder abgeben kann. Auch soll bei beiden Gewässern die Versinterung (mineralische Ablagerungen) in den Verdolungen entfernt werden, damit wieder mehr Wasser durch die Leitungen fließen kann. Summiert man alle Einzelmaßnahmen der Schutzkonzeption „P5“ auf, ergibt das laut Kostenschätzung 4,49 Millionen Euro. Das Land Baden-Württemberg fördert Hochwasserschutzmaßnahmen. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist der Nachweis der Wirtschaftlichkeit.

Nutzen-Kosten-Untersuchung

Dies muss im Rahmen einer Nutzen-Kosten-Untersuchung nachgewiesen werden, was einer der nächsten Schritte sein wird. Denn trotz zwei Gegenstimmen und drei Enthaltungen wurde der Vorlage der Stadt mit großer Mehrheit zugestimmt, sodass die Stadt nun mit Tamm über das Rückhaltebecken „Schreiberin“ reden kann.

„Wir sitzen alle in einem Boot“, sagte Bürgermeister Wolf. Er sehe die Gefahr nicht, dass es zu einem langen Ringen mit Tamm komme und ist überzeugt, dass die Förderung durch das Land gewährt wird. „Das ist das fachlich und sachlich beste Verfahren“, so der Baubürgermeister.

Der Saubach und die Hochwassergefahr

Der Saubach
 ist ein Nebengewässer der Enz mit einer Länge von 2,9 Kilometern. Er entspringt nördlich von Tamm und besitzt in Bissingen an der Einmündung in die Enz eine Einzugsgebietsfläche von circa 9,3 Quadratkilometern. Das Einzugsgebiet weist einen hohen Siedlungsanteil von 22,4 Prozent bei einer gleichzeitig geringer Abflussbereitschaft der Böden (Landschaftsfaktor: LF = 30,2) auf. Der Saubach fließt teils offen, teils ist er verdolt.

Oberhalb der K 1671
liegt Tamm, das große Teile des Oberlaufbereiches überdeckt. Weitere bebaute Flächen liegen in Bissingen im Mündungsbereich des Saubachs. 

Probleme durch
Überlastungen des Saubachs traten an der Schleifmühle in Bissingen sowie im verdolten Mündungsbereich auf. Um die Hochwassergefährdung nicht weiter zu verschärfen, wurde als Kompensationsmaßnahme bei der Erschließung eines Neubaugebietes in Tamm östlich der K 1671 und der Bahnlinie Anfang der 80er-Jahre das Rückhaltebecken „Schreiberin“ errichtet. Es hat etwa 25 500 Kubikmeter Rückhalteraum. Damit ist der vom Land für Innerortsbereiche empfohlene Hochwasserschutz aber nicht erreicht. Dies soll nun gemeinsam mit Tamm realisiert werden.

 
 
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