Koppe’s Tafelhaus in Bietigheim geht kreativ durch den Winter Mit acht Gondeln in die Altstadt

Von Rena Weiss
Markus Koppe und seine Mitarbeiterin Samira Hafizovic präsentieren die Seilbahngondeln, die diese Woche auf der Terrasse von „Koppe’s Tafelhaus“ in der Bietigheimer Altstadt aufgestellt worden sind.⇥ Foto: Martin Kalb

Mit kreativen Ideen will Gastronom Markus Koppe sein Restaurant Koppe’s Tafelhaus in der Bietigheimer Altstadt durch die Pandemie und den kalten Winter bringen.

Mit der Gondel in die Bietigheimer Altstadt – das ist jetzt tatsächlich möglich, zumindest fast. Denn Markus Koppe hat am Mittwoch acht Bergbahn-Gondeln auf der Terrasse seines Restaurants Koppe’s Tafelhaus eingeweiht. Die Gondeln sind Original-Gondeln der Salvistabahn in den Kitzbüheler Alpen in Österreich. Vergangenen Winter waren die Kabinen das letzte Mal in Betrieb, dann wurden sie verkauft, und Koppe hat zugeschlagen.

Schutz gegen kalte Jahreszeit

Immer wieder wurde Markus Koppe im Sommer von seinen Gästen auf der Terrasse gefragt, was er nun im Herbst und Winter mache, wenn es zu kalt ist, um draußen zu sitzen, aber keiner aufgrund der Corona-Pandemie in einem geschlossenen Raum mit fremden Menschen sitzen möchte. „Diese Gedanken habe ich mir natürlich auch selbst gemacht, aber sie wurden jeden Tag von Gästen untermauert, die nicht im Restaurant sitzen wollten“, sagt der Bietigheimer Gastronom. Markus Koppe fand eine Lösung, doch stieß er nicht sofort auf die Seilbahngondeln. Er habe zunächst nur nach einer Möglichkeit gedacht, bei der die Gäste überdacht und geschützt vor Wind und Wetter sind. Eine Holzhütte oder eine Gartenhütte waren zwei der Ideen. „Ich wollte aber kein Zelt, da ist es von unten her kalt und feucht ist, und auch Heizpilze waren für mich keine Option.“

Durch Zufall stieß Markus Koppe auf einen Händler in Enzweihingen, der die Gondeln in einem Portal als Verkaufsanzeige geschaltet hatte. Genau das ist es, wusste Koppe, und kaufte acht Gondeln. Wie viel genau er investiert hat, will der Gastronom nicht sagen, aber es sei viel Geld gewesen. Noch dazu kommt, dass die Gondeln umgebaut werden mussten. „Wir haben Klapptische mit einem Schrank eingebaut und alles winterlich dekoriert“, sagt Koppe, „so kommt Urlaubsgefühl auf“.

Kalt werde es den Gästen hier bestimmt nicht. Denn die Kabinen werden mit warmen Schamottesteinen unter den Sitzen beheizt. Die Gondeln stehen zudem nicht direkt auf dem Boden, sondern sind etwas erhöht, so komme von unten auch nicht viel Kälte hoch. „Man braucht keine Angst haben, dass es kalt wird“, sagt Koppe zu dem Konzept, dass bereits vorab Getränke in die Kabine gestellt und so die Türen nur für das Essen geöffnet werden.

Doch wie kamen die Gondeln nach Bietigheim-Bissingen und dann auch noch in die enge Altstadt? Sie stammen von der Salvistabahn in Itter in Österreich. Diese wurde 1986 zunächst als Sessellift eröffnet und 1989 schließlich zur Vierer-Gondelbahn zur Kraftalm umgebaut. Im Winter 2019/20 war die Bahn das letzte Mal in Betrieb, weil sie für die kommende Saison zu einer Zehner-Gondelbahn umgebaut wird. Nach Bietigheim-Bissingen kamen die Gondeln mit einem Tieflader, und dann wurden sie zum Restaurant getragen. Hilfe erhielt Koppe dabei von der Gärtnerei Kiemle.

Vier Männer können eine Gondel tragen, so Koppe. „Die Gondeln wiegen ungefähr 120 Kilogramm, das kann man tragen.“ Das sei auch der Grund, warum die Gondeln im Sommer wieder wegkommen. „Das ist eine reine Wintersache“, erklärt der Gastronom. Im Sommer werden die Gondeln eingelagert oder vermietet. Er habe bereits Anfragen verschiedener Unternehmen, die die Gondeln beispielsweise in den Weinbergen als „Pop-up-Restaurant“ nutzen wollen.

Hunderte Anfragen

Seit einer Woche stehen die Kabinen nun auf der Terrasse des Tafelhauses und kommen gut an. „Wir hatten bis Montag noch keine Reservierungen angenommen, weil wir noch nicht genau wussten, wann wir starten“, sagt Koppe. „Am Mittwoch ging es los, und die ersten Reservierungen sind eingegangen sowie mehrere hundert Anfragen.“ So hofft Markus Koppe trotz Pandemie gut durch den Winter zu kommen. Denn durch die Vorgaben wurden im Restaurant die Tische von 15 auf acht reduziert. Diese fehlenden Tische kann Markus Koppe nun draußen anbieten. „Die Gondeln haben die optimale Größe für unsere Terrasse.“ Eine Kabine misst 1,10 auf 1,70 Meter.

Die zahlreichen positiven Reaktionen überraschten Markus Koppe und sein Team: „Es ist eine verrückte Idee, und wir wussten, dass es Wellen schlagen wird, aber dass es so extrem ist und die ganze Stadt über einen spricht, das haben wir nicht gedacht.“ Doch nur mit Kreativität können die Gastronomen die Pandemie überstehen, ist sich Markus Koppe sicher.

 
 
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