Krankenschwester aus Hohenhaslach Zur Corona-Hilfe nach Namibia

Von Frank Ruppert
Annette Weiberle (links) ist seit 2007 immer wieder ehrenamtlich in der ganzen Welt unterwegs um in Katastrophengebieten zu helfen, wie hier in Nepal. ⇥ Foto: Weiberle

Annette Weiberle reist an diesem Samstag nach Afrika. Die gelernte Krankenschwester ist Teil eines Teams von Ehrenamtlichen, dass Know-How für den Umgang mit Covid-19 vermittelt.

An diesem Samstag beginnt für die aus Hohenhaslach stammende Annette Weiberle eine aufregende Reise. Die gelernte Krankenschwester reist über Frankfurt nach Namibia. „Ich verspüre schon eine positive Aufregung“, sagt die mittlerweile in Stuttgart wohnhafte Frau im Gespräch mit der BZ. Weiberles Reise ist aber kein Ferientrip: Die 43-Jährige fliegt im Auftrag der Hilfsorganisationen „I.S.A.R.“, „humedica“ und „CADUS“ ins südliche Afrika. Als Teil einer Covid-19-Unterstützungs-Mission des Robert-Koch-Institutes unterstützen medizinischen Experten die Gesundheitsbehörden des südwestafrikanischen Landes dabei, die Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen. Das sogenannte Emergency Medical Team (EMT) zu dem Weiberle gehört, besteht aus 14 Mitgliedern.

Seit 2007 dabei

Annette Weiberle ist seit 2007 auf einer Liste der Hilfsorganisationen. Damals wurde sie in einem ersten Lehrgang auf Einsätze in Krisengebieten vorbereitet und seither immer wieder neu geschult. „Ich fand, dass ich damit etwas Gutes tun kann und gleichzeitig Abwechslung im Job erlebe“, sagt Weiberle zu ihrer Motivation für Hilfsorganisationen zu arbeiten.

Immer wieder hat sie seither für einige Wochen den Alltag in Deutschland hinter sich gelassen, um Menschen in anderen Ländern zu helfen. Jeweils nach Naturkatastrophen war sie so schon in Haiti, Nepal und Bangladesch. Zudem hat sie einen Einsatz für Flüchtlinge auf der sogenannten Balkanroute hinter sich. Neben der Hilfe für Menschen, die sie brauchen, geben ihr diese Einsätze auch immer die Chance, das Land fernab von der touristischen Sichtweise kennenzulernen.

Die Einsätze waren dabei nicht immer ungefährlich, auch wenn Weiberle sagt, dass sie eigentlich nie in brenzlige Situationen gekommen sei. „In den Erdbebenregionen gab es allerdings immer deutlich spürbare Nachbeben“, erzählt die ungebundene 43-Jährige. Man müsse sich darüber hinaus eben auf die Gegebenheiten in dem jeweiligen Land einstellen und entsprechend seinen Impfpass aktualisieren. „Außerdem trifft man mitunter auf gefährliche Tiere“, erzählt Weiberle und erinnert sich an die Begegnung mit einer Vogelspinne. Sie habe da allerdings eine hohe Toleranz und sei robust in dieser Hinsicht.

Chancen in der Krise

„Ich freue mich, dass es nach einiger Zeit jetzt wieder klappt mit einem Einsatz“, erklärt die 43-Jährige. Sie hat sich mittlerweile im Gesundheitssektor selbstständig gemacht und berät unter anderem Firmen und bietet Schulungen an zu Themen wie Achtsamkeit und Vorsorge. „Das läuft in der Corona-Zeit natürlich nicht“, so Weiberle. Sie sei daher gerade mehr oder weniger beschäftigungslos: „Ich versuche, immer auch Positives zu sehen. Durch die Krise habe ich die Möglichkeit, mich in anderen Bereichen zu betätigen.“

Sie habe in einem Pflegeheim mitgearbeitet und diesmal auch daheim wieder bei der Weinlese zwei Wochen mithelfen können. Und eben jetzt die Chance, in Namibia mitzuhelfen. Wobei Namibia ganz aktuell gar nicht mehr als Corona-Risikogebiet eingestuft wird. „Das ist eigentlich ganz gut für unsere Arbeit“, sagt die 43-Jährige. Dadurch müssten die Ehrenamtlichen aus Deutschland nach der Rückkehr in zwei Wochen nicht in Quarantäne. Die Art des Einsatzes ist diesmal für Weiberle neu, denn es geht dabei nicht um Hilfe in einem Katastrophengebiet, sondern vielmehr um strukturelle Unterstützung.

Kein Kriseneinsatz

„Namibia hat in den vergangenen Monaten sehr viele Kapazitäten an intensivmedizinischer Betreuung aufgebaut“, sagt der humedica-Geschäftsführer Johannes Peter. „Allerdings fehlt es an vielen Stellen an nötigem Wissen zu Intensivmedizin und Infektiologie in Verbindung mit der Covid-19-Pandemie. Das Team wird deshalb die Situation vor Ort analysieren und anschließend entsprechende Maßnahmen und Strategien vorschlagen.“ Langzeitziel sei es, ein „Namibia Public Health Institute“ aufzubauen, um das namibische Gesundheitssystem zu stärken und besser auf Pandemien und Epidemien wie Covid-19 vorbereitet zu sein.

Nach den ersten beiden Tagen in der Hauptstadt Windhoek, so sieht es die aktuelle Grobplanung laut Weiberle vor, soll sich das deutsche Team aufteilen und im Norden sowie Süden des Landes Kliniken besuchen, sich deren Arbeit anschauen und Tipps und Hilfestellung geben, wie und wo etwas verbessert werden könnte.

 
 
- Anzeige -