Kreative Ideen Sehnsucht nach Zuschauern

Von Gabriele Szczegulski
Das Ensemble Q-rage mit Sandra Hehrlein und Jörg Pollingerbei ihrem letzten Auftritt in der Ludwigsburger Luke.⇥ Foto: Günther Ahner

Q-rage setzt in der aufführungsfreien Zeit auf kreative Ideen, um Unterhaltung zu bieten. Den Kontakt zum Zuschauer kann das nicht ersetzen.

Essenziell für Schauspieler und Theatermacher ist der Kontakt zum Zuschauer, sagt Sandra Hehrlein vom Theaterensemble Q-rage. Vor allem für ihr Ensemble, das sie gemeinsam mit Jörg Pollinger führt. „All unsere Stücke basieren auf dem Kontakt, auf die Interaktion mit dem Zuschauer“, sagt sie.

Seien es die Improvisationstheaterabenden, bei denen die Stichworte für das theatralische Gebahren auf der Bühne von den Zuschauern kommen. Oder die „Mordsdinner“ in diversen Gastronomiebetrieben, bei denen die Gäste beim Essen zu Ermittlern oder Mördern werden. Auch die Bustour durch den Kreis der beiden lebt immer von den Zuschauern, die im Bus mitten im Geschehen sind. Vor allem aber bei den Präventionsstücken für Kinder und Jugendliche in den Schulen des Landkreises ist gerade die Interaktion, das Nachfragen, die gemeinsame Lösung wichtig.

„Das alles geht grade gar nicht“, sagt Hehrlein. „Da wird einem klar, dass das weggenommen wurde, was den Schauspieler ausmacht, da geht es nicht nur ums Finanzielle, sondern der kreative Verlust ist schwer auszuhalten.“ So, sagt sie, bleibe ihnen nicht viel übrig, als auch in dieser Zeit kreativ zu werden. Natürlich geht es auch ums Geld, alternative Einnahmequellen seien in dieser Zeit, „in der Null reinkommt“, durchaus wünschenswert.

Und so haben Hehrlein und Pollinger schon Youtube-Videos gedreht. Die Figuren aus dem „Mordsdinner“ werden lebendig, denn sie können grade nicht Geburtstag feiern oder Hochzeit halten. Doch dabei kommen keine Einkünfte zusammen. Deshalb entwickeln die beiden gerade eine Theater-App, mit der sie einen Ersatz für ihre theatralische Bustour durch den Landkreis schaffen wollen.

Die Theatertouristen kaufen sich per Ticket eine Berechtigung für die App, die sie in ihrem Auto verwenden können. Damit werden sie zu bestimmten Orten im Landkreis geführt, an denen dann live etwas passiert oder sie ein Video abspielen können. „Wir möchten auch mit Gastronomiebetrieben zusammenarbeiten, die ja derzeit auch nichts verdienen“, sagt Sandra Hehrlein. Sie denkt an Picknick Care-Pakete oder Essen to go. „Wenn die Restaurants bis dahin noch nicht öffnen dürfen, wir sehen uns auch in der Verantwortung, die lokale Gastonomie einzubeziehen“, so Hehrlein.Ein wichtiges Anliegen sind ihr aber auch die Präventionsaufführungen an den Schulen und Kindergärten, „die wahrscheinlich in diesem Jahr nicht mehr stattfinden können“, so Hehrlein. Sobald dies feststehe, wollen Pollinger und Hehrlein ein interaktives Video drehen, bei dem dann die Lehrer als Moderatoren fungieren, mit den Themen, die Sandra Hehrlein so am Herzen liegen: Gewalt, Selbstbewusstsein, Missbrauch, Mobbing.

Zum ersten Mal wird Q-rage am 29. Mai ausprobieren, ob sich spontanes Improvisationstheater  streamen lässt. In der Luke in Ludwigsburg wird das Ensemble auftreten, über den Kanal der Luke wird ihr Auftritt gezeigt. Die Zurufe der Zuschauer, die die Handlung des Geschehens bestimmen, kommen in einer Art Livechat, erklärt Sandra Hehrlein. „Keine Ahnung, ob das klappt, aber wir probieren es mal aus.“ Es ginge auch darum, den Kontakt zum Publikum zu halten, denn Sandra Hehrlein kann sich nicht vorstellen, bald wieder live vor Publikum aufzutreten.„Die Abstandsregeln sind in kleinen Aufführungssälen schwer einzuhalten“, sagt sie. „Aber wir hoffen, dass unser Publikum wieder zu unseren Liveauftritten kommt, denn wir brauchen sie wie die Luft zum Atmen.“

 
 
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