Kreis Ludwigsburg Ab Sonntag fahren Busseauf Bestellung

Von Michael Soltys
In Besigheim wurden die Busse vorgestellt, die ab Sonntag in Besigheim, Kirchheim, Walheim, Gemmrigheim und eingeschränkt in Tamm und Bietigheim-Bissingen gebucht werden können. Foto: /Oliver Bürkle

Flexibel und ohne Fahrplan bringt der „VVS-Rider“ die Menschen künftig ans Ziel. Buchbar ist er über eine App und per Telefon.

Einen Bus bestellen und zum gewünschten Zeitpunkt beim nächsten Supermarkt, an der nahen Straßenkreuzung oder auch an der nächsten Bushaltestelle einsteigen – ab Sonntag, 4. August, soll das möglich sein. Dann startet in Besigheim, Kirchheim, Walheim, Gemmrigheim und eingeschränkt in Tamm und Bietigheim-Bissingen der „VVS-Rider“. So nennen sich die beiden Kleinbusse, mit denen Fahrgäste zu Zeiten, in denen keine Linienbusse fahren, auch an entlegenen Stellen abgeholt werden. Sie werden zum gewünschten Ziel gebracht, zu dem sie im Idealfall nur noch ein paar Schritte laufen müssen.

Besigheim stellte sich eine Zeit lang dagegen

Am Mittwoch stellten die Beteiligten das Konzept und die beiden Busse, mit denen es umgesetzt werden soll, in Besigheim auf dem Marktplatz vor. Der Ort entbehrte nicht der Ironie, denn ausgerechnet der Gemeinderat von Besigheim hatte sich eine Zeit lang gegen das Busprojekt gesperrt, weil Unklarheit über die tatsächlichen Kosten bestanden hatte.

Es klingt alles ganz einfach: Über eine App, die später in die App des VVS integriert werden soll, können Fahrgäste den Bus bestellen. Einen festen Fahrplan gibt es nicht. Eine Software rechnet aus, ob zum gewünschten Zeitpunkt andere Fahrgäste eine ähnliche Strecke fahren möchten, um die Fahrten zu bündeln. Telefonisch können die Busse ebenfalls bestellt werden.

Ungefähr 3800 Haltestellen an markanten Punkten sind in der Software hinterlegt. Im Idealfall beträgt die Wartezeit für Fahrgäste zwischen 15 und 20 Minuten, sagte Thomas Hachenberger, der Geschäftsführer des VVS. Für planbare Fahrten, zum Beispiel zum Arzt, können die Busse bis zu sieben Tage im Voraus gebucht werden. Ein einfaches VVS-Ticket oder das Deutschland-Ticket reichen aus, ein Komfortzuschlag muss nicht gezahlt werden.

Der Landkreis und die beteiligten Kommunen verstehen den VVS-Rider als eine Ergänzung zum Linienverkehr, machte Jürgen Vogt deutlich, der Verkehrsdezernent des Landkreises Ludwigsburg, die Busse seien „eine echte Alternative zum Auto“. Fährt zur gewünschten Zeit ein Linienbus in die Nähe des gewünschten Ortes, wird nur dieser über die App angeboten. Es kann auch sein, dass beide Busse gerade anderswo unterwegs sind.

Busverkehr wird flexibler und attraktiver

Um sicher zu gehen, auch tatsächlich abgeholt zu werden, sollte man, wo immer möglich, im Voraus buchen. Das ist die Erfahrung von Florian Bargmann, Bürgermeister in Besigheim, der die App in einem anderen Landkreis getestet hat. „Man muss sich vorbereiten“, sagte er. Insgesamt aber machen die Bestellbusse den Busverkehr „deutlich flexibler und damit auch attraktiver“, ist er überzeugt. Betrieben werden die Busse vom Omnibusunternehmen Friedrich Müller, FMO.

Dessen Geschäftsführerin Birgit Stoib berichtete vom Erfolg des Konzepts in Leinfelden, wo die Busse seit etwa einem Jahr fahren. In diesem Zeitraum haben sich die Fahrgastzahlen versechsfacht. Aktuell werden in den Kleinbussen monatlich etwa 2000 Personen befördert. In den Kommunen, in denen die Bestellbusse ab Sonntag fahren, „gehen wir von einem ähnlichen Erfolg aus“, sagte sie.

Barrierefreiheit war den Machern wichtig. Die Busse haben eine Rampe, über die Rollstühle, Rollatoren oder auch Kinderwagen ins Innere gefahren werden können.

Noch handelt es sich um ein Pilotprojekt, das bis Ende 2026 laufen soll. Danach wird Bilanz gezogen. Die jährlichen Kosten von etwa 500.000 Euro übernimmt der Landkreis zur Hälfte, sagte Jürgen Vogt. Den restlichen Betrag teilen sich die beteiligten Kommunen nach einem bestimmten Schlüssel.

Fahrgäste aus Kirchheim, Gemmrigheim, Besigheim und Walheim können die Busse montags bis freitags in der Zeit zwischen 6 und 19 Uhr nutzen und an Wochenenden und Feiertagen zwischen 8 und 17 Uhr. In Bietigheim-Bissingen und Tamm werden die Busse nur nachts von 22 bis 5 Uhr an Wochenenden und Feiertagen eingesetzt. Sie eignen sich damit für Nachtschwärmer, die sicher von der S-Bahn nach Hause kommen wollen.

 
 
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