Warum dauert dieser Prozess so lange? Es geht schließlich nur um 20 Fälle von Wohnungseinbruchdiebstahl in der Zeit zwischen Juli 2023 bis zum 23. März 2024 – dem Tag, an dem zwei der drei Tatverdächtigen auf frischer Tat beim Einbruch in ein Einfamilienhaus in Tamm von der Polizei erwischt wurden. Die restlichen angeklagten Einbrüche mit einem Gesamtschaden von 300.000 Euro soll das Trio in Bietigheim-Bisssingen, Leonberg und Ludwigsburg begangen haben. Diese 20 Fälle könnten strafrechtlich schnell abgehandelt werden – wenn die Angeklagten sich äußern würden. Die Vorsitzende Richterin hatte bereits vor Monaten Strafrabatte avisiert, falls man geständig ist – ansonsten seien zweistellige Haftstrafen möglich. Dieses Angebot verhallte jedoch.
Kreis Ludwigsburg Angeklagte Einbrecher schweigen
Der Prozess vor dem Heilbronner Landgericht um 20 Fälle von Wohnungseinbruchdiebstahl droht zum Mammut-Verfahren zu werden.
Denn ihre Verteidiger hätten empfohlen, keine Angaben zu machen, sagen die Angeklagten. Somit verhandelt das Gericht seit dem 10. Dezember 2024 und versucht mittels Zeugen und der polizeilichen Ermittlungsergebnisse Licht in das Dunkel der Einbrüche zu bringen.
Prozesstermine bis 2026 möglich
Insgesamt 37 Verhandlungstage hatte das Gericht zu Beginn des Verfahrens eingeplant mit dem Ziel, am 22. Juli dieses Jahres den Prozess mit den Urteilen abzuschließen. Doch dann musste der Terminplan ausgedehnt werden – auf weitere 23 Verhandlungstage, sodass nach neuerer Schätzung am 30. Oktober ein Urteil gesprochen werden könnte. Allerdings ist noch offen, ob nicht weitere Prozesstermine bis weit in das Jahr 2026 hinein nötig sind, falls die Angeklagten weiterhin schweigen.
Wie schwierig die Beweisaufnahme ist, zeigte auch die Vernehmung eines Kriminalhauptmeisters am 21. Prozesstag. Der Mann ist als Spezialist zuständig für die Erhebung digitaler Beweis-Zuordnung. Die Datensicherung von Tatorten, die Ermittlungen hinsichtlich der Handy-Einbuchungen in die Funkzellen der Sendemasten – und die Auswertung von Überwachungskameras. Auch die Mitteilungen der Angeklagten über WhatsApp seien akribisch genau datiert worden. Die Akten hierzu füllen bereits mehr als zwölf Gerichtsordner.
Wie geht es jetzt weiter? Am nächsten Prozesstag werden nach vorläufigem Plan weitere Polizeibeamte ihre Aussagen machen. In den dann folgenden 22 Verhandlungstagen könnten neben Zeugen- und Gutachter-Angaben wohl noch recht umfangreiche Akteninhalte und die Vorstrafenlisten der Angeklagten verlesen werden, ehe dann die Vorsitzende Richterin die wohl entscheidende Frage an die Anwesenden stellen wird: „Können wir nun die Beweisaufnahme schließen?“ Man hofft dies zumindest, um den Fall nicht als einen der längsten Prozesse am Heilbronner Landgericht ausarten zu lassen.
Bernd Winckler