Kreis Ludwigsburg Austritte, Eintritte, Fusionen: Weinwirtschaft im Wandel

Von Uwe Mollenkopf
Der Blick in die Abfüllanlage der WZG in Möglingen. So manches Mitglied ist eigene Wege gegangen. Foto: BZ-Archiv

Die Mitglieder der Weingärtnergenossenschaft haben im November den Austritt aus der Württembergischen Zentralgenossenschaft (WZG) in Möglingen erklärt. Der Beschluss reiht sich ein in eine Reihe von ähnlichen Entscheidungen ein. Doch nicht alle waren von Dauer.

Mit einer deutlichen Mehrheit von 87,4 Prozent haben die Mitglieder der Weingärtnergenossenschaft Stromberg-Zabergäu im November den Austritt aus der Württembergischen Zentralgenossenschaft (WZG) in Möglingen erklärt. Nach dem Ende des Jahres 2024 wollen die dortigen Wengerter eigene Wege gehen. Der Beschluss reiht sich ein in eine Reihe von ähnlichen Entscheidungen, bei denen es darum ging, durch eigene Vermarktung bessere Bedingungen für die Mitglieder zu erzielen. Doch nicht alle waren von Dauer. Ein Rückblick.

Die Geschichte der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie wurde im Jahr 1946 von 45 württembergischen Weingärtnergenossenschaften aus der Taufe gehoben, um deren Wein gemeinsam zu vermarkten. Die Aufgaben der WZG liegen nach eigenen Angaben darin, sich als Gemeinschaftsunternehmen um Weinausbau, Weinpflege, Vermarktung und Vertrieb zu kümmern. Zusätzlich bildet die WZG auch Weinküfer und Kellermeister aus.

Risse bekam diese Aufteilung in der Mitte der 1990er-Jahre. Damals traten vier Betriebe aus der WZG aus: Besigheim und Mundelsheim im Kreis Ludwigsburg sowie Lauffen und Grantschen im Kreis Heilbronn. Hintergrund war ein neues Vertriebskonzept der WZG, wonach die Mitglieder den Lebensmitteleinzelhandel weder auf nationaler noch auf regionaler Ebene selbst bedienen sollten. Die WZG wollte sich damit im schwieriger gewordenen Weinmarkt behaupten, die Genossenschaften hingegen fürchteten, den Teil ihres Weines, den sie bisher noch selbst verkauft hatten, nicht mehr loszuwerden.

Mehr Einfluss beim Verkauf

So glaubte man etwa bei der Felsengartenkellerei Besigheim, im Lebensmitteleinzelhandel, in dem sie bisher 20 Prozent ihrer Weine absetzte, nicht mehr zum Zuge zu kommen. Das Weingeschäft lebe vom persönlichen Kontakt zwischen Einkäufer und Kellerei, „und deshalb wollen wir mehr Einfluss beim Verkauf unserer Weine“, begründete der Vorstand der Felsengartenkellerei 1994, warum er für den Austritt plädierte. Die Besigheimer Genossenschaft hatte ohnehin nur einen Anteil von 13 Prozent ihres Gesamtverkaufs über die WZG verkaufen lassen und glaubte nun, diesen auch selbst vermarkten zu können.

Erfolgreiche Trennung

Die Trennung von der Zentralgenossenschaft erwies sich für Besigheim und Lauffen als erfolgreich und hatte zur Folge, dass diese nun ihrerseits wuchsen, um mehr Wein anbieten zu können. Eine ganze Reihe von Fusionen waren die Folge. So schlossen sich Mundelsheim und Lauffen zusammen, die Besigheimer Felsengartenkellerei nahm neue Mitglieder auf, die ihrerseits der WZG Adieu sagten. 2001 schloss sich die Weingärtnergenossenschaft Ingersheim an, 2010 folgten Ilsfeld und Abstatt, 2011 kamen die Weingärtner aus Neckarwestheim hinzu. Die jüngste Fusion geschah 2019 mit dem Anschluss der Genossenschaft Weingärtner Bad Cannstatt.

Spektakulär war auch im Jahr 2001 die Übernahme des Vertriebs eigener Weine, der Weine der Zentralgenossenschaft (WZG) in Möglingen und weiterer Genossenschaften unter dem Namen „Felsenkeller“ an einen großen Discounter durch die Felsengartenkellerei. Diese Kooperation war notwendig geworden, weil die Felsengartenkellerei allein nicht alle Bestellungen des Discounters bedienen konnte. Mit der Mundelsheimer Genossenschaft zusammen kümmerte sie sich ab Ende 2006 um den Absatz der Weine aus Württemberg in ganz Deutschland.

Nicht immer von Dauer

Dass nicht alle Austritte aus der WZG von Dauer waren, zeigte sich im Kreis Ludwigsburg im Falle der Bottwartaler Winzer. Diese beschlossen im November 2011 auf einer außerordentlichen Generalversammlung mit einer satten Mehrheit von 92 Prozent die Trennung von der WZG ab Januar 2013. Doch bald darauf folgte die Kehrtwende: Die Neue Bottwartaler Winzer eG kehrte im September 2014 wieder als Mitglied zur Weingärtner-Zentralgenossenschaft zurück. Seit 2015 wird der Vertrieb wieder über diese abgewickelt.

Rücktritt vom Austritt

Zuvor hatte schon die Remstalkellerei im Jahr 2000 die Kündigung ihres Liefervertrags mit der Zentralgenossenschaft nach nur einem Jahr wieder zurückgenommen. Und die WG Grantschen bei Heilbronn schloss sich 2014 der Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg an und kehrte damit auch wieder unter das Dach der Vermarktungsgemeinschaft mit der WZG zurück.

Auch im Falle der WG Stromberg-Zabergäu – die aus der Fusion der Bönnigheimer und der Brackenheimer Weingärtner entstanden ist – soll das Tischtuch mit der WZG noch nicht endgültig zerschnitten sein. Wie berichtet ist es deren Ziel, Freiheiten beim Vertrieb ihrer Weine zu erhalten, unter anderem durch direkte Kommunikation mit Entscheidern im Lebensmitteleinzelhandel. Wie es hieß, kann die Kündigung zurückgenommen werden, wenn es entsprechende Änderungen in der WZG-Satzung und im Liefervertrag gibt, die gewährleisten, dass die WG Stromberg-Zabergäu ihren Mitgliedern „ein marktgerechtes Angebot“ sicherstellen könne.

 
 
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