Kreis Ludwigsburg Bis zu 3,5 Grad Erwärmung bis 2100

Von Yannik Schuster
Die Stadt Bietigheim-Bissingen verzeichnete 2024 zum dritten Mal in Folge eine Jahresdurchschnittstemperatur von über 12 Grad Celsius. Foto: /Martin Kalb

Der Klimaatlas der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg zeigt, wie sich das Klima in der Region in den vergangenen 60 Jahren entwickelt hat, und wie es in Zukunft weitergehen könnte.

Wie gravierend sich der Klimawandel in der Region schon heute auswirkt und wie dramatisch die Folgen in der Zukunft werden können, geht aus dem kürzlich veröffentlichten Klimaatlas der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) hervor. 

Demnach hat sich die Jahresmitteltemperatur im Kreis Ludwigsburg im Zeitraum 1991 bis 2020 um 1,2 Grad Celsius gegenüber den vorangegangenen 30 Jahren auf nunmehr 10,4 Grad erhöht. Einen noch deutlicheren Anstieg lässt sich demnach in den vergangenen Jahren feststellen. In fünf der vergangenen sieben Jahre lag die Durchschnittstemperatur bei 11,6 bis 11,9 Grad und damit bis zu 2,7 Grad höher als noch im Referenzzeitraum 1961 bis 1990.

Das dritte Jahr in Folge warm

Die Stadt Bietigheim-Bissingen verzeichnete im Jahr 2024 bereits zum dritten Mal in Folge ein Jahresmittel von über 12 Grad. Im Gegensatz dazu blieben die Niederschlagsmengen im Kreis nahezu stabil. Diese unterliegen ohnehin starken Schwankungen. Während die Niederschlagsmenge in den Sommermonaten leicht rückläufig ist, konnte im Winter sogar ein leichtes Plus verzeichnet werden. Zugrunde liegen diesen Erhebungen Messdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und MeteoSchweiz.

Doch wie wird sich das Klima in den hiesigen Gefilden in Zukunft entwickeln? Auch dafür liefert der Klimaatlas Antworten. In der nahen Zukunft, bis 2050, prognostiziert das Modell demnach eine mittlere Erhöhung der Lufttemperatur um 1,0 bis 1,3 Grad gegenüber dem Referenzzeitraum 1971 bis 2000 – von 9,8 auf dann 11,1 Grad.

Verschiedene Modelle

Differenziert wird dabei zwischen verschiedenen Modellen: Das Szenario RCP 4,5 oder „mittlerer Weg“ geht von einer Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen aus, basierend auf moderaten Klimaschutzmaßnahmen. Das Szenario RCP 8,5 oder „Hochemissionszenario“ beschreibt eine Welt ohne wirksame Klimaschutzmaßnahmen, in der Treibhausgasemissionen ungebremst steigen. Es wird oft als „Weiter-wie-bisher“-Szenario bezeichnet.

Für die ferne Zukunft (2071 bis 2100) prognostizieren die Wissenschaftler so eine Erwärmung um 2,0 (RCP 4,5) bis 3,5 Grad (RCP 8,5). Die Jahresdurchschnittstemperatur könnte damit auf bis zu 13,3 Grad Celsius ansteigen, ein Wert der ungefähr mit dem heutigen Klima in Albanien zu vergleichen wäre. Die Anzahl sogenannter „heißer Tage“ mit einer Maximaltemperatur über 30 Grad könnte demnach je nach Szenario auf 20 bis 36 ansteigen (Referenzzeitraum: 8). Die Frosttage könnten sich im schlimmsten Fall mehr als halbieren.

„Zeigt Handlungsbedarf auf“

Nabu-Landesvorsitzender Johannes Enssle sagt deshalb laut einer Pressemitteilung: „Der Klimaatlas zeigt auf, wo Baden-Württemberg besonders vulnerabel ist und dringender Handlungsbedarf besteht.“ Und weiter: „Nicht nur Siedlungen sind verletzlich, auch die Natur leidet unter den zunehmenden Temperaturen: Die Klimakrise verändert Lebensräume und bedroht Arten, die schon heute auf der Roten Liste stehen. Der Klimaatlas ist daher auch Mahnung und Ansporn an Politik und Gesellschaft, dem Klimawandel nicht tatenlos zuzusehen. Er zeigt schonungslos auf, wo die Reise hingeht, wenn wir nicht schnell genug handeln.“

 
 
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