Bei Matthias Brunner brennt die Hütte. Zum Glück nur im übertragenen Sinn, denn in seinem Laden stapeln sich Raketen, Böller und Feuerwerksfontänen bis unter die Decke. Sein Hohenhaslacher Geschäft für Pyrotechnik ist weit über die Region hinaus Anlaufpunkt für alle, die es zu Silvester gerne krachen lassen.
Kreis Ludwigsburg Das ist der Knaller
Einmal im Jahr wird eine Lagerhalle in Hohenhaslach zum Publikumsmagneten: Dann öffnet Matthias Brunner sein Ladengeschäft für den Verkauf von Silvesterfeuerwerk.
Mehr als 1000 verschiedene Feuerwerksartikel hat Brunner im Programm. Das Sortiment hat er an der Ladenwand hinterm Verkaufstresen ausgestellt. Davor schiebt sich eine lange Schlange zwischen Absperrbändern vorwärts. Kein Zweifel: Allen Umwelt- und Tierschutzbedenken zum Trotz ist Feuerwerk nach wie vor gefragt.
180 Millionen Euro setzte die Pyro-Branche laut Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (BVPK) in den beiden vergangenen Jahren zu Silvester jeweils um. Vor fünf Jahren waren es nach BVPK-Angaben noch etwa 133 Millionen; während der Corona-Jahre 2020 und 2021 sogar nur 20 und 21 Millionen Euro – wegen der Feuerwerksverbote.
Es gebe einen Nachholbedarf, attestiert Brunner. Zu Silvester selbst ein Feuerwerk abzubrennen sei außerdem einfach ein schöner Brauch mit Kultfaktor, findet der staatlich geprüfte Pyrotechniker,
Seine Kunden offenbar auch. Die ersten Vorbestellungen liefen schon Anfang Dezember bei ihm ein, erzählt Brunner. Der Vorteil: „Die Kunden müssen ihre Waren nur noch abholen. Dadurch konnten wir den Ansturm etwas entzerren“, sagt er. Seine 15 Angestellten sind trotzdem gut beschäftigt: Gearbeitet wird wie in der Gastronomie, erklärt Patrick Diez. „Wir nehmen per Tablet auf, was der Kunde möchte, wickeln die Bezahlung ab und im Lager stellt inzwischen jemand die Bestellung zusammen.“ Das klappt augenscheinlich ziemlich reibungslos: Kartons und lila Plastiktüten werden fast am Fließband über den Tresen gereicht.
860 Euro fürs Feuerwerk
Jason Bair braucht für seinen Einkauf einen Rollwagen. Dicke Pakete stapeln sich darauf, „Sonnenvögel – Mittel“ steht auf einem Karton, auf einem anderem „Wahnsinn“. 860 Euro hat der 17-Jährige aus Massenbach bei Heilbronn für die Pyrotechnik ausgegeben, dieses Jahr. Voriges Jahr waren es etwa 800, erzählt seine Mutter Ute. „Vor drei Jahren sogar 1200 Euro.“
Warum gibt jemand so viel Geld für Feuerwerk aus? „Das ist mein Hobby“, sagt Jason. „Der hat sich schon als Zehnjähriger Feuerwerkvideos auf Youtube angesehen“, bestätigt Mutter Ute und macht die Heckklappe ihres Kombis auf, um die Einkäufe zu verladen. Die bestehen hauptsächlich aus Batteriefeuerwerken, wie Jason erklärt. Dazu noch ein paar feuerspeiende Vulkane. „Und zuhause habe ich noch ein paar Raketen.“ Silvester kann kommen.
Mit den Batteriefeuerwerken ist Jason Bair voll im Trend, wie Matthias Brunner bestätigt. 1997 kamen die ersten in Deutschland auf den Markt. „Mit 200 Gramm“, sagt Brunner. Damit ist das Nettogewicht an Schwarzpulver im Inneren der Batterie gemeint. 2010 legte der Gesetzgeber nach und erlaubte Batteriefeuerwerke mit 500 Gramm Schwarzpulver.
Brunner hat aber auch Systemfeuerwerke wie den „Smooth Operator“ im Angebot, miteinander gekoppelte Batteriefeuerwerke mit bis zu zwei Kilo Zündmasse. Nach dem Anzünden brennt das Feuerwerk automatisch 100 Schuss ab.
Lieber selbst Raketen zünden
„Viel zu langweilig“ sei das, findet Andreas Gnadt aus Oberriexingen. Er steht an, um sich Leuchtpatronen für seine Signalpistole sowie ein paar Raketen zu kaufen. Selbst anzünden oder Signalpatronen abzuschießen, gehört für ihn einfach zu einem richtigen Silvesterfeuerwerk.
Das finden auch Regina, Felix, Clara und Julius. Die Mutter ist mit ihren drei Kindern aus Ludwigsburg nach Hohenhaslach gekommen, um Feuerwerk zu kaufen. Wegen der guten Beratung, die es hier geben soll. „Ein Nachbar hat uns das Geschäft empfohlen.“ Sie wolle vor allem etwas mit Licht einkaufen. „Keine Knaller.“ Da stimmen auch die Kinder zu. Nur beim Budget gehen die Meinungen auseinander. Während Mutter Regina mit 25 Euro plant, fordert Felix: „Mindestens 100 Euro. Und ganz viel Feuerwerk.“