Im Kreis Ludwigsburg wurde sie schon entdeckt, zuletzt 2023 in Kornwestheim, Löchgau und in Ingersheim. Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung des Stechinsekts, welches als Überträger von gefährlichen Viren gilt. Die Rede ist von der Tigermücke, eine ursprünglich in den süd- und südostasiatischen Tropen und Subtropen beheimatete Stechmückenart. Das schwarz-weiß gemusterte Insekt gilt als Überträger beispielsweise vom Zika-Virus, dem Chikungunya-Virus und dem Dengue-Virus. Krankheiten, die für den Menschen sehr gefährlich sein können.
Kreis Ludwigsburg Die Ausbreitung der Tigermücke verhindern
Im Sommer sind die lästigen Stechmücken wieder im Anflug. Besonders gefährlich ist die Asiatische Tigermücke, die in der Vergangenheit auch schon im Kreis gesichtet worden ist.
Die Stadt Kornwestheim hat deshalb vor kurzem einen Flyer an die Bürgerinnen und Bürger verteilt, um die Ausbreitung zu verhindern. Die BZ hat bei einem Mitarbeiter des Landratsamt-Gesundheitsdezernats, bei Dr. Volker Middel, nachgefragt, ob mit einer Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke zu rechnen ist und welche Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden müssen.
Bisher keine Tigermücken im Kreis
Dieses Jahr ist die Asiatische Tigermücke im Kreis Ludwigsburg noch nicht gesichtet worden, sagt Middel. Dafür sei es, vor allem nachts, noch zu kalt. Die Bevölkerung müsse sich also vorerst keine Sorgen machen, da die Mückendichte noch zu gering ist und ein lokaler Ausbruch einer der drei Krankheiten Zika-, Chikungunya- und Dengue-Virus sehr unwahrscheinlich sei. „Die Tigermücke ist tagaktiv und sehr aggressiv. Das heißt, sie stört nicht erst beim abendlichen Draußensitzen, sondern bereits mitten am Tag beim Spielen der Kinder im Garten, bei der Gartenarbeit oder beim Grillen“, sagt der Experte. Er erklärt zudem, dass alle drei Erkrankungen ähnlich einem grippalen Infekt verlaufen und gerade das Dengue-Virus in einzelnen Fällen tödlich enden kann. Zudem lässt sich nicht unterscheiden, ob man von einer Tigermücke gestochen worden ist, oder nicht, denn: „Der Stich einer Tigermücke verhält sich nicht anders als der Stich von anderen Mückenarten“, so Middel.
Die Bürgerinnen und Bürger sind seiner Aussage nach die wichtigsten Mitstreiter im Kampf gegen das Stechinsekt. „Ohne ihre Mithilfe ist es nahezu unmöglich, der Mücke Herr zu werden. Sichtungen sollten in jedem Fall gemeldet werden.“ Man erkennt sie vor allem an der auffälligen Musterung – an den Hinterbeinen hat die Tigermücke fünf weiße Streifen, das Ende der Hinterbeine ist weiß. Weiterhin ist sie mit einer Körpergröße von drei bis acht Millimetern sehr klein. Wichtig sei, dass die Bürgerinnen und Bürger im Falle eines Fundes auch das Gesundheitsamt informieren, sodass weitere Maßnahmen mit der jeweils betroffenen Kommune besprochen werden können. „Die Tiere können entweder per Post oder alternativ Bilder davon per E-Mail eingeschickt werden“, erklärt Middel. Beim Bild solle darauf geachtet werden, dass die Merkmale Kopf (frontal) und die langen Hinterbeine gut zu erkennen sind.
Brutstätte unbedingt entfernen
Entdecken Bürgerinnen und Bürger eine ganze Brutstätte, sollte diese entfernt werden, sagt Volker Middel. Da die Asiatische Tigermücke überall dort heimisch ist, wo kleinere, größere, natürliche und künstliche Wassergefäße zur Eiablage zur Verfügung stehen, müsse man hier besonders vorsichtig sein.
Handelt es sich also beispielsweise um eine Vogeltränke oder um einen Blumenuntersetzer, sollte das Wasser regelmäßig, circa alle acht bis zehn Tage, gewechselt werden. „Die Gießkanne sollte auf dem Kopf oder unter dem Dach gelagert werden“, rät Middel. Gleiches gelte für Kinderspielzeug. Weiterhin sollten verstopfte Regenrinnen gesäubert und Regentonnen mit einem Fliegengitter abgedichtet werden. Alle Möglichkeiten, wo sich Wasser sammeln kann und dann steht, sollten letztlich vermieden werden. Blumenuntersetzer könnten auch mit Sand gefüllt werden. Dadurch kann die Pflanze noch immer genügend Wasser aufnehmen, die Tigermücke aber keine Eier ablegen.
Mitmenschen informieren
Zudem sei wichtig, nicht nur den eigenen Garten tigermückensicher zu machen, sondern auch die Nachbarn zu informieren. „Nur, wenn alle mitmachen, gibt es eine Chance auf Erfolg.“ Brutstätten, die nicht entfernt werden können, können mit dem Wirkstoff BTI behandelt werden. Dabei handelt es sich um einen Eiweißkristall, der von dem Sporen bildenden Bakterium (Bacillus thuringiensis israelensis) gebildet wird. Das biologisch abbaubare Eiweißpräparat wirkt hochselektiv und nur tödlich für die Larven weniger Mückenarten. „Für andere Tiere, wie Bienen, Hunde, Katzen oder Vögel, und natürlich auch für den Menschen ist der Wirkstoff völlig unbedenklich“, sagt Middel.
Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO lautet, den Tropfen BTI dem Trinkwasser beizumischen. „BTI-Tabletten können zum Beispiel in Kommunen mit einer bestätigten Tigermückenpopulation über das Rathaus an betroffene Bürgerinnen und Bürger ausgegeben werden“, so Middel.
Wohin mit dem potenziellen Fund einer Tigermücke?
Wo man sich melden kann
Wie Dr. Volker Middel erklärt, können Stechmücken bei der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS), beim Landesgesundheitsamt (LGA), dem Mückenatlas, bei der Tiger-Plattform oder beim Gesundheitsamt des Landkreises Ludwigsburg eingeschickt, beziehungsweise abgegeben werden. „Die Exemplare werden bestimmt und man bekommt zeitnah eine Rückmeldung, ob es sich tatsächlich um eine Tigermücke handelt oder nicht“, sagt er.
Informationen über das Insekt
Wird dann in einer bis dahin nicht betroffenen Kommune eine Tigermückenpopulation entdeckt, geht das Gesundheitsamt aktiv auf diese Kommune zu und stellt das Thema im Gemeinderat oder auf Bürgerversammlungen vor. Bei Fragen zur Asiatischen Tigermücke dürfen sich Bürgerinnen und Bürger auch an den Experten wenden. Entweder per E-Mail an Volker.Dr.Middel@landkreis-ludwigsburg.de oder telefonisch unter (07141) 14 44 32 17.