Der Erhalt der terrassierten Steillagen im Landkreis stellt die Wengerter vor immer größere Probleme. Nicht nur in den flachen Lagen ist der Weinanbau ein Minusgeschäft, auch in den steilen, sogenannten Handarbeitslagen, sinken die Erlöse beständig. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Konkurrenz aus dem Ausland, die sinkende Nachfrage nach heimischen Weinen, ebenso das reduzierte Traubengeld, während die Kosten für Maschinen, Energie und Versicherungen steigen. Hinzu kommt eine EU-Förderung, die im bürokratischen Dickicht versickert und die Wengerter oft nicht erreicht.
Kreis Ludwigsburg „Die Lage im Weinbau ist katastrophal“
Der Ausschuss für Umwelt und Technik bewilligt 320.000 Euro zum Erhalt der Steillagen im Kreis Ludwigsburg. Vor allem die Wengerter, die mit erheblichen Einbußen rechnen müssen, sollen damit unterstützt werden.
Lage im Weinbau ist angespannt
Landrat Dietmar Allgaier fand in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik dann auch drastische Worte für die aktuelle Lage im Weinbau, diese sei „angespannt bis katastrophal“. Die Wengerter hätten mit erheblichen Einbußen zu rechnen. Deutlich wird auch ein 18-seitiges Papier zum Thema, das von Wolfgang Bechtle stammt, Dezernatsleiter Umwelt, Technik und Bauen im Landratsamt. So sei sicher, dass es eine Veränderung der Steillagen-Landschaft geben wird.
Aus Sicht des Landkreises wird es nicht möglich sein, alle terrassierten Weinbergflächen zu erhalten, viele Steillagen, vor allem im Neckartal, sind verbuscht und liegen bereits brach. FW-Kreisrat und Landwirtschaftsmeister Eberhard Zucker brachte es dann auf den Punkt. Es gehe nicht um Hobby-Wengerter, sondern um jene Landwirte, die von ihrer Arbeit leben müssten. Er prophezeite nicht nur einen massiven Rückgang von Weinbauflächen, die wirtschaftliche Lage werde auch 2025 nicht besser. Zuvor hatten Allgaier und Bechtle ein finanzielles Hilfspaket des Landkreises zum Erhalt der terrassierten Steillagen vorgestellt.
320.000 Euro, verteilt auf die Jahre 2025 bis 2027, sollen die Weine aus den Steillagen bei der Vermarktung zu neuer Blüte führen. Nur wenn die Wertschätzung der Verbraucher für den heimischen Steillagenwein steige, werden diese Weine auch gezielt zu den nötigen höheren Preisen und in der erforderlichen größeren Menge nachgefragt, ist man sich im Landratsamt sicher. Landwirt Horst Stegmaier (CDU) meinte, dass vor allem junge Leute doch etwas mehr für heimische Weine ausgeben würden. Schaue man sich aber um, würden jetzt schon beste Lagen brach liegen.
Vermarktung muss jünger werden
Edda Bühler von den Grünen sagte über die schwere Handarbeit im Wengert, dies sei doch das Besondere. Der Slogan „Kenner trinken Württemberger“ sei zwar schon lange Geschichte, aber es gebe doch hervorragende heimische Weine. Nur die Vermarktung und der damit zusammenhängende Tourismus müsse jünger und knackiger werden. So könnten etwa Musikschulen in den Steillagen spielen.
Ernst Morlock (SPD) plädierte dafür, sich bei den Steillagen auf Kernzonen zu konzentrieren, Viola Noack (FDP) regte an, ob man die Steillagen nicht zum Kulturerbe erheben könne, und Peter Schimke (Linke) machte den Vorschlag, in den Steillagen alternative und nicht so arbeitsintensive Pflanzen anzusiedeln – etwa Feigen oder Oliven. Ganz so weit ist es aber noch nicht. Die einstimmig beschlossenen 320.000 Euro sind als Anschubfinanzierung gedacht. Der Maßnahmenkatalog zeigt mögliche Förderungen auf, aber auch gesetzliche Grenzen. So hat der Landkreis alternative kommunale Fördermöglichkeiten, wie oft gefordert, rechtlich von einer Anwaltskanzlei aus Brüssel prüfen lassen.
Die Anwaltskanzlei kam in Abstimmung mit dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg jedoch zu dem Schluss, dass eine zunächst angedachte Lösung über eine Stiftung oder einen Verein, der sich aus privaten und staatlichen Mitteln finanziert, für eine umfangreiche zusätzliche Flächenförderung in den Steillagen rechtlich nicht möglich ist, so Landrat Allgaier.
Steillagen sollen erlebbar werden
Die beschlossene Förderung umfasst Erleichterungen für gemeinschaftliche Bewirtungsmöglichkeiten, um Steillagen erlebbar zu machen und den Tourismus zu stärken. Ein Steillagenwein als eigene Marke soll die Wengerter zusätzlich unterstützen, und geförderte Pflegemaßnahmen sollen dem Verfall der kulturprägenden Trockenmauern entgegenwirken.
Das Landratsamt, wo es seit 2023 eine zentrale Ansprechpartnerin für alle Anliegen und Projekte rund um die terrassierten Steillagen gibt, werde jede Bemühung unterstützen, so Dezernatsleiter Wolfgang Bechtle. Im kommenden Jahr soll dann ein Bericht über den aktuellen Stand vorgelegt werden.