Durch klimabedingte Schäden würden die Wälder in Deutschland inzwischen mehr Kohlenstoff abgeben als sie aufnehmen können. Der Wald sei mittlerweile zu einer „Kohlenstoffquelle“ geworden. Dies erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) jüngst bei der Vorstellung der neuen Bundeswaldinventur. Die BZ fragte nach, wie es um die Wälder im Kreis Ludwigsburg bestellt ist, ob dort ähnliche Ergebnisse festgestellt wurden.
Kreis Ludwigsburg Die Waldfläche hat zugenommen
Bei der Bundeswaldinventur wurde der Wald in ganz Deutschland unter die Lupe genommen. Die Region kann mit einem hohen Anteil an Mischwald punkten.
Zunahme um 200 Hektar
Wie Franziska Schuster vom Landratsamt Ludwigsburg, bei dem der für den Wald im Kreis zuständige Fachbereich angesiedelt ist, mitteilt, wurden für die Bundeswaldinventur die Daten im Landkreis Ludwigsburg gemeinsam mit dem Stadtkreis Stuttgart ausgewertet und zusammengestellt. Ein Ergebnis ist, dass die Waldfläche im Vergleich zur vorherigen Bundeswaldinventur 2012 in den Kreisen Ludwigsburg und Stuttgart um 200 Hektar zugenommen hat. Verlusten durch zum Beispiel Baumaßnahmen stünden somit Aufforstungen oder natürliche Waldbegrünungen gegenüber. „Eine Entwaldung findet in Ludwigsburg und Stuttgart nicht statt“, erklärt Franziska Schuster. Anders als in anderen Regionen Deutschlands, die aufgrund von Sturm, Dürre oder Borkenkäfer auf großen Flächen keinen Baumbestand mehr tragen, seien für Ludwigsburg und Stuttgart sogenannte „Blößen“, also größere Flächen ohne Bäume, nicht gefunden worden.
Überwiegend Laubholz
81 Prozent der Waldfläche nimmt in den hiesigen Wäldern das Laubholz ein, 19 Prozent das Nadelholz. Der sehr hohe Anteil an Laubbäumen liege deutlich über dem Wert für Baden-Württemberg mit 49 Prozent, so Schuster. Die Nadelholzanteile, insbesondere der Fichte, hätten aufgrund von Sturm, Dürre und Insektenschäden weiter abgenommen. Besonders bedeutend seien die sehr hohen Anteile der „klimastabilen und naturschutzfachlich sehr bedeutenden“ Baumart Eiche in Ludwigsburg und Stuttgart: 36 Prozent im Vergleich zu acht Prozent in Baden-Württemberg.
Rückgang an Buche und Esche
Ebenso bedeutend sei der Anteil an sonstigen Laubbaumarten mit 23 Prozent mit einer sehr großen Palette an verschiedenen Baumarten. Die Hauptbaumart Buche ging allerdings infolge von Trockenschäden deutlich von 36 auf 25 Prozent zurück, ebenso nimmt der Anteil der Esche durch das Eschentriebsterben ab.
Als Vorteil gilt auch, dass der Wald in Ludwigsburg und Stuttgart weit überwiegend ein Mischwald ist (75 Prozent). „Daher ist die Entwicklung unserer Wälder in Richtung Klimaanpassung positiv“, so Schuster. Zudem seien Mischwälder für die Biodiversität gut.
Von Vorteil für die Biodiversität im Wald sei zudem eine weitere Entwicklung: Die Bäume in Ludwigsburg und Stuttgart sind dicker und älter geworden. Dadurch ergibt sich eine Vielzahl an Habitatmöglichkeiten für Tiere, Pflanzen und Pilze. Bestände mit Bäumen, die älter als 160 Jahre sind, sind laut der Erhebung auf 3870 Hektar zu finden. Davon entfällt der weit größte Teil auf alte Eichenwälder.
Mehr Totholz im Wald
Zugenommen hat der Anteil an Totholz und von Biotopbäumen. Letzteres sind Bäume, die nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden, aber stehengelassen werden, weil sie in ihrer Zerfallsphase interessant als Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze sind. „Mit dem höheren Alter der Bäume, den vielfachen Stressfaktoren für den Wald und naturschutzfachlicher Entscheidungen Alt- und Totholz im Wald zu belassen“ sei der steigende Anteil an Totholz folgerichtig, so die Sprecherin. Der Anteil an Totholz im Wald in den Kreisen Ludwigsburg und Stuttgart betrage rund 30 Kubikmeter je Hektar und sei vergleichbar zum Landesdurchschnitt. Der Anteil an Biotopbäumen mit 16 Bäumen je Hektar sei mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt in Baden-Württemberg. „Diese Ergebnisse bestätigen die hohe naturschutzfachliche Wertigkeit unserer Wälder“, sagt Schuster.
Biomasse wie im Jahr 2012
Totholz ist jedoch auch der Grund, warum bei der bundesweiten Inventur beklagt wird, dass der Wald nun mehr Kohlenstoff abgebe als er aufnehme. Für die Kreise Ludwigsburg und Stuttgart stellen die Forstleute aber fest, dass die oberirdische Biomasse mit 224 Tonnen je Hektar auf dem gleichen Niveau wie 2012 liege. Dieser Wert gibt den gebundenen Kohlenstoff an.
„Dies ist insoweit positiv, da im gleichen Zeitraum die Zuwächse an Biomasse aufgrund des Klimawandels zurückgegangen sind“, so die Kreissprecherin. Zusammen mit der Nutzung von nachhaltig nachwachsendem Holz beziehungsweise der weiteren Verwertung von Holz als mittel- und langfristigem Kohlenstoffspeicher trage der Wald in Ludwigsburg und Stuttgart so als Speicher von Kohlenstoff aktiv zum Klimaschutz bei. Der Erhalt des Waldes und die aktive Pflege und Entwicklung von klimastabilen Waldbeständen sei für die Zukunft weiterhin unerlässlich.