Eine Forsa-Umfrage in diesem Jahr ergab, dass mittlerweile 90 Prozent der Schulen mit Laptops, PCs oder Tablets ausgestattet sind. „Das heißt aber auch, zehn Prozent sind es nicht und es sagt auch nichts über die Quantität oder die Qualität der Hardware und rein gar nichts über die medienpädagogische Verwendung aus“, sagt Jennifer Schmidt.
Kreis Ludwigsburg Ein Tablet allein macht noch keinen digitalen Unterricht
Im Institut für Medienpädagogik an der PH lernen angehende Lehrer und Lehrerinnen, wie digitale Medien genutzt werden können.
Sie ist Doktorandin und akademische Mitarbeiterin am Institut für Medienpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg (PH). Sie hat selbst an der PH Medienpädagogik studiert und gibt angehenden Lehrern Vorlesungen, wie sie digitale Medien sinnvoll im Unterricht einsetzen können und informiert sie über neueste Lehrmethoden sowie Software.
„Wenn man eine digitale Ausstattung an einer Schule hat, heißt das noch lange nicht, dass dort richtig damit umgegangen wird, sie medienpädagogisch wertvoll verwendet wird“, sagt Schmidt. Denn bei vielen derzeit Lehrern war die Digitalisierung im Studium noch kein Thema. „Bisher steht der Lehrer im Zentrum des Handelns, von ihm geht alles aus“, so Schmidt. Heute sei die Digitalisierung „eine Chance, vom lehrerkonzentrierten Unterricht auf einen Handlungsraum für Schüler überzugehen“.
Tablet ist die wichtigste Ausstattung
Das Tablet, für Schmidt die wichtigste Ausstattung – „mehr braucht es eigentlich nicht“ – in einem Klassenzimmer, dürfe nicht als moderne Tafel benutzt werden, sondern als kreatives Instrument. Wie, das erfahren Lehramtsstudenten in den Vorlesungen der Medienpädagogik, die Pflicht sind.
„Es gibt aber auch mehr als genug Angebote für Fortbildungen im medienpädagogischen Bereich für ausgebildete Lehrer“, so Schmidt. Es sei wichtig, dass nicht nur die Schüler sondern auch die Lehrer lernten, wie das Tablet eingesetzt werden kann. Hilfe könnten sich auch erfahrene Lehrer in der Stabstelle Digitalisierung und im Maker Space der PH holen. Dort könne man Programme testen und auch selbst machen.
Handlungsorientierter Unterricht könne einer sein, der Schüler dazu anleite, Medien selbst zu gestalten, Podcasts aufzunehmen oder Videos beispielsweise mit Interviews zu bestimmten Lerninhalten. „Social-Media-Kanäle wie Instagram oder X oder TikTok könnten bespielt werden, und gleichzeitig die Plattform auch kritisch zu hinterfragen“, sagt sie. Weiter könnten Bildungsinhalte in Internet- oder Videospielen verarbeitet werden, die selbst programmiert werden, denn spielen würde fast jeder Schüler, jede Schülerin, gern. „Dann macht man was, was man gerne tut und wie nebenbei lernt man was“, sagt Schmidt.
Es gebe für jedes Fach eigene medienpädagogische Instrumente, Apps, Software, die zum Ziel haben, Schülern unter Aufsicht des Lehrers mehr Handlungsfreiheit sowie Verantwortung geben und sie zudem zu Kreativität auffordern. „Digitale Medien sollen auch Schüler mit unterschiedlichen Lernständen unterstützen.“
Kritisch-optimistischer Unterricht
Sitzt nicht jeder junge Mensch sowieso zu oft zu lange am Tablet oder Smartphone und dann auch noch in der Schule? „Ja“, sagt Schmidt, aber mit der Verwendung von digitalen Medien im Unterricht lernten die Schüler auch einen verantwortungsvollen Umgang. Zudem dürfe die Zeit am Tablet im Unterricht nicht dauerhaft sein, sondern ein Element des Unterrichts. „Die Jugendlichen sollen lernen, aktiv und bewusst mit den Medien umzugehen und sich nicht vor dem Tablet parken“, sagt sie. Schmidt nennt dies „kritisch-optimistischer Umgang“.
Als Vorbereitung auf die Berufswelt seien „digitale Skills“ wichtig, auch als Orientierung und gesellschaftliche Teilhabe, um sich dann am Austausch beteiligen zu können. „Das ist heute ohne digitale Medien nicht mehr möglich“, sagt Jennifer Schmidt.