Die Obsternte 2025 im Landkreis Ludwigsburg beginnt unter gemischten Vorzeichen: Während Qualität und Fruchtansatz – also die Menge an gebildeten Früchten nach der Blüte – bei vielen Kulturen gut aussehen, machen Wetterextreme und der Klimawandel den Betrieben zunehmend zu schaffen. Drei regionale Erzeuger geben Einblicke in die aktuelle Saison.
Kreis Ludwigsburg „Eine leichtere Durchschnittsernte“
Witterung, Technik, Qualität – drei Obstbaubetriebe aus dem Landkreis berichten, wie sie die aktuelle Saison meistern.
Gute Qualität trotz Einbußen
Am Talhof in Erligheim bilden Äpfel und Kirschen die Hauptkulturen – sie stammen vollständig aus eigenem Anbau. In diesem Jahr rechnet Inhaber Thomas Häberle mit einer etwas reduzierten Ernte. „Das wird eher eine leichtere Durchschnittsernte“, erklärt er. Verantwortlich sei unter anderem der starke Ertrag im Vorjahr: „Manche Bäume setzen einfach weniger Früchte an, wenn sie im Jahr zuvor viele Äpfel oder Kirschen getragen haben.“
Ein weiterer Grund für den begrenzten Fruchtansatz liegt laut Häberle in der Witterung während der Blütezeit: „Das Blühwetter war nicht so besonders schön, es war immer kühl – deswegen haben die Bäume weniger Früchte angesetzt.“
Auch wenn die Menge in diesem Jahr etwas kleiner ausfällt, schätzt Häberle die Qualität der Äpfel und Kirschen als gut ein. Größe und Farbe der Äpfel seien im Normalbereich. Um Regenfolgen wie geplatzte Kirschen zu vermeiden, setzt Häberle auf Überdachungen. Fast alle Anlagen seien damit ausgestattet, weshalb das Aufplatzen der Früchte bei ihm kaum ein Problem darstelle.
Technisch sei der Talhof solide aufgestellt: Sämtliche Anlagen lassen sich über Tröpfchenbewässerung versorgen, gespeist aus drei eigenen Tiefbrunnen. Auch Frostberegnung komme zum Einsatz, um Blüten in kritischen Nächten vor Minustemperaturen zu schützen. Etwa 75 Prozent der Apfelflächen seien mit Hagelnetzen abgedeckt, die nicht nur vor Hagel, sondern auch vor Sonnenbrand schützen.
Während die Äpfel noch etwas Zeit benötigen, hat die Kirschenernte bereits begonnen. Seit Kurzem sind die ersten Kirschen im Hofladen in Erligheim erhältlich.
Mittlere Ernte bei Sartorius
Meik Sartorius vom Apfelland Sartorius in Bönnigheim rechnet mit einer insgesamt mittleren Ernte. „Bei Äpfeln erwarten wir einen mittleren Ertrag, bei Birnen einen normalen“, erklärt der Betriebsinhaber. Bei den Kirschen sei das Bild differenziert: Während die frühen und späten Sorten in diesem Jahr weniger tragen, wird bei den mittleren Sorten – etwa „Regina“ – ein guter Ertrag erwartet, wie er erklärt. Die Kirschenernte beginnt in der kommenden Woche und erstreckt sich über etwa vier Wochen bis Mitte Juli.
Wie auch bei anderen Betrieben in der Region hat der Frost Anfang April im Apfelland sichtbare Schäden hinterlassen. „Der Frost hat sowohl bei Zwetschgen, Kirschen als auch bei den Äpfeln und Birnen Schäden verursacht“, so Sartorius.
Zusätzlich war das Frühjahr von Trockenheit geprägt. „Letzte Woche war es schon so, dass die Bäume extrem gelitten haben unter der Trockenheit“, berichtet Sartorius. Inzwischen habe sich die Lage durch Niederschläge leicht entspannt.
Um auf Klimarisiken zu reagieren, setzt der Betrieb auf technische Schutzmaßnahmen. Wie auch am Talhof komme bei Frostnächten eine Beregnung zum Einsatz, die die Blüten durch Eisbildung schütze. „Beim Gefrieren entsteht Wärme, und die schützt die Blüten“, führt Sartorius aus.
Auch gegen Trockenheit sei der Betrieb gerüstet: Über ein Tropfsystem werde den Bäumen gezielt Wasser zugeführt – direkt an den Wurzeln und bedarfsgerecht.
Rund 80 Prozent der Apfelflächen seien mit Hagelnetzen überspannt. „Das Netz hat 15 Prozent Beschattung – es verhindert, dass die Äpfel Schäden bekommen durch extreme Sonneneinstrahlung“, so Meik Sartorius.
Die Qualität der Früchte werde insgesamt als „ordentlich bis gut“ eingeschätzt. Durch die Trockenheit könnten sie stellenweise etwas kleiner ausfallen. Für den weiteren Verlauf der Saison sei das Wetter in den kommenden Wochen entscheidend, schätzt Sartorius ein.
Auch aus Kirchheim kommen gemischte Signale. Frank Braun, Vorstandsvorsitzender des Obstbauvereins Kirchheim und einer von acht Obsterzeugern, die zur dortigen Obsthalle gehören, beschreibt die Lage differenziert: „Die Äpfel hängen gut, bei den Birnen ist es etwas dünner – aber es wird noch für einen guten Ertrag reichen.“ Kirschen und Aprikosen seien in sehr gutem Zustand, bei einzelnen Zwetschgensorten gebe es jedoch Lücken.
Sicher durch die Saison
Nicht anders als bei den anderen Obsthöfen in der Region war das Frühjahr in Kirchheim von Spätfrost und längeren Trockenphasen geprägt. Um die empfindlichen Blüten zu schützen, sind rund 30 Prozent der Apfelanlagen mit Frostschutzberegnung ausgestattet. „Hätten wir das nicht gemacht, hätte es in diesen Lagen sicher Schäden gegeben“, betont Frank Braun.
Ergänzend wurde die gesamte Anlage auf Tropfbewässerung umgestellt – ein Schritt, der die Bäume auch bei ausbleibenden Niederschlägen zuverlässig mit Wasser versorgt.
Zudem ist geplant, weitere Anlagenteile mit Hagelnetzen auszustatten, um künftig besser gegen Unwetterschäden gewappnet zu sein.
Nach Einschätzung von Frank Braun sieht es derzeit bei allen Kulturen nach sehr guter Qualität aus. Trotz der bislang vielversprechenden Entwicklung bleibt das Wetter ein Unsicherheitsfaktor: Ein Hagelunwetter wäre derzeit das größte Risiko – insbesondere auf noch ungeschützten Anlagen, so der Vorstandsvorsitzende.
Der Obstbau steht vor erheblichen Herausforderungen. Um weiterhin stabile Erträge zu sichern, müsse künftig noch stärker in Schutzmaßnahmen investiert werden – etwa gegen Frost, Hagel und längere Trockenphasen. „Unsere Erträge können wir immer weniger dem Zufall überlassen“, sagt Braun. Entlastung könnten in Zukunft auch robustere Sorten bringen: Aktuell testet man pilztolerante Apfelsorten, mit der Sorte Topaz habe man dabei schon gute Erfahrungen gemacht.