Im Film kann man in eine andere Welt eintauchen. Diese Traumwelt kann bunt sein, spannend und voller Gefühle. So wurden die rund 450 Gäste zum Auftakt des Neujahrsempfangs des Landkreises im Reithaus auf vier großen Bildschirmen mit kurzen Clips aus Diplomarbeiten der Filmakademie unterhalten. Bunt, spannend und voller Gefühle. Nach einer musikalischen Einstimmung mit Filmmusik des Holzbläser-Ensembles der Musikschule Besigheim kam Landrat Dietmar Allgaier in seiner 30-minütigen Rede dann doch von der Traumwelt sehr schnell auf die Realitäten zu sprechen.
Kreis Ludwigsburg Empfang in der Welt des Films
Zum Auftakt des neuen Jahres hat der Landkreis in das Ludwigsburger Reithaus eingeladen. Rund 450 Gäste kamen.
In seinem Rückblick ging er auf den Klimamobilitätsplan und das Klimaschutzkonzept ein, beides werde man in diesem Jahr zum Abschluss bringen. Hart habe den Landkreis das Unwetter an Pfingsten getroffen. Dank der Solidarität der Bürgerschaft und der Professionalität der Einsatzkräfte konnten die Herausforderungen jedoch gemeistert werden, wofür sich Allgaier bedankte. Man habe den Landkreis im vergangenen Jahr wieder ein gutes Stück vorangebracht, so sein Fazit.
10.000 Menschen aus der Ukraine
Der Blick auf 2025 fiel angesichts der ernsten Themen dann weniger festlich aus. So habe man nach dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine 10.000 Flüchtlinge aus diesem Land im Landkreis aufgenommen. Informationen aus erster Hand über die angespannte Situation in der Partnerregion Oberes Galiläa habe man dann von einer Delegation erhalten, die kürzlich zum 40-jährigen Bestehen des PKC Freudental zu Gast war.
Mit der Feststellung, in Kreisen und Kommunen gehe die berechtigte Angst vor leeren Kassen um, ging der Landrat auf die Finanzsituation ein. So habe man auf allen Ebenen mit Defiziten zu kämpfen. Diese resultiere vor allem aus der chronischen Unterfinanzierung der Aufgaben, „die uns von Bund und Land übertragen werden.“ Und Allgaier machte der Gästeschar wenig Hoffnung.
Allein in diesem Jahr müssten aus dem Kreishaushalt 40 Millionen Euro für den operativen Betrieb der Kliniken bezahlt werden. In den Kommunen seien die Rücklagen aufgebraucht, einen solchen Abwärtstrend habe es in den letzten Jahrzehnten noch nicht gegeben, so seine bittere Bestandsaufnahme. Die kommunale Ebene könne die Defizite auch nicht mehr alleine stemmen. Da diese 25 Prozent des öffentlichen Gesamthaushaltes tragen, aber nur 14 Prozent des Steueraufkommens erhalten, sei es offensichtlich, dass die Finanzierung kommunaler Aufgaben grundlegend reformiert werden müsse.
Umso mehr zeigte sich Allgaier erfreut darüber, dass sich der Kreistag kürzlich dazu entschlossen habe, die Entwurfsplanung für das neue Katastrophenschutzzentrum zu beauftragen. Mit der Integrierten Leitstelle schaffe man so im Landkreis einen zentralen Anlaufpunkt zur Krisenbewältigung. Im Oktober werde man die Kosten kennen, dann könne der Kreistag eine Entscheidung über die Investition treffen.
Auch die Wirtschaft befinde sich in einem Prozess der Transformation, so Allgaier in seiner Rede weiter, wobei der Landkreis die Unternehmen mit allen Mitteln bestmöglich unterstützen werde. Dazu erarbeite man gemeinsam eine Zukunftsstrategie für den Wirtschaftsstandort, an dem nicht nur produziert, sondern auch Lösungen erarbeitet würden. In der Robotik, in Klimaschutztechnologien, für autonomes Fahren und alternative Antriebe zählte der Landrat auf. Im Sommer sollen dazu erste Ergebnisse vorliegen, die seiner Meinung nach über die nächsten Jahre auch Einfluss auf politische Entscheidungen haben werden.
Von Ludwigsburg nach Hollywood
Im Landkreis sei darüber hinaus mit der Filmakademie Baden-Württemberg eine ganz besondere Talentschmiede beheimatet. Allein sieben Studenten-Oscars würden für die hohe Qualität sprechen. „Für die Besten der Besten geht es von Ludwigsburg direkt nach Hollywood“, unterstrich Allgaier noch einmal das Thema „Film“. Eingeladen war dazu der Film- und Fernsehproduzent Nico Hofmann, der unter anderem für Serien wie „Unsere Mütter, unsere Väter“, „Charite“ und „Der Medicus“ verantwortlich zeichnete. Hofmann ist Professor an der Filmakademie und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Im Interview mit Moderatorin Janine Steeger sprach er beim Neujahrsempfang über die Bedeutung der Filmakademie für den Medienstandort Baden-Württemberg und die Chancen für den Nachwuchs in der Film- und Medienbranche. Zuvor hatte der Landrat mit Blick auf Elon Musk und Mark Zuckerberg eindringlich dazu aufgerufen, junge Menschen in ihrer Medienkompetenz, in ihrer Kreativität und Profession für den Film zu fördern. „Mal muss man wagemutig sein und mal vorsichtig. Wer klug ist, weiß, wann was angebracht ist“, so Dietmar Allgaier.