Kreis Ludwigsburg „Essen gehen sollte kein Luxus sein“

Von Jennifer Stahl
Seit Anfang dieses Jahres wurde die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent angehoben. Gastronomen äußern sich kritisch, auch die Dehoga schlägt weiterhin Alarm. Foto: imago / Ralph Peters

Seit 1. Januar ist die Mehrwertsteuer auf Speisen wieder von sieben auf 19 Prozent angehoben worden. Die BZ fragte nach, wie Gastronomen im Kreis mit der Änderung umgehen.

Als Folge der Belastungen für die Gastronomie in der Corona-Pandemie und später auch für die gestiegenen Energiekosten galt seit 2020 ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent auf Speisen. Seit 1. Januar ist diese Regelung nun ausgelaufen, die Mehrwertsteuer liegt wieder bei den zuvor gewohnten 19 Prozent. Eine große Umstellung für Gastronomen und Verpflegungsdienstleistungen, die sich an den reduzierten Steuersatz gewohnt hatten. Wie gehen Gastronomen im Kreis mit der Anhebung um? Welche Reaktionen auf die steigenden Preise erwarten sie von ihren Kunden und was wünschen sie sich für die Zukunft?

Besuch mit Kultur verbunden

Inhaber Frank Land von der Marktwirtschaft Besigheim ist sich sicher: „Der Besuch in der Gastronomie hat etwas mit Kultur zu tun, hier kommen Menschen zusammen, hier wird miteinander geschwätzt.“ Trotzdem sei die Anhebung der Mehrwertsteuer ein sensibles Thema. Seiner Meinung nach kommt die Erhöhung der Mehrwertsteuer zu einer unpassenden Zeit, da einige Gastronomen mit den Corona-Nachwehen und Corona-Rückzahlungen zu kämpfen haben. „Ich würde mir insbesondere von Seiten unseres Verbandes wünschen, dass mehr Druck auf die Politik ausgeübt wird und wir ruhig auch mal dafür auf die Straße gehen“, sagt Land.

Als die BZ mit dem Inhaber sprach, waren die Preise noch nicht angepasst worden. Die Wirtschaft hatte aber erweiterte Öffnungszeiten im Sinn, eventuell auch eine Preiserhöhung beim Mittagstisch. Aber: „Irgendwann sind die Gäste nicht mehr bereit, zu zahlen. Essen gehen sollte sich nicht zum Luxus-Vergnügen entwickeln“, stellt Land klar. Für die Zukunft ist sein Motto trotzdem: Positiv bleiben und nach vorne schauen. „Gegessen und getrunken wird immer, nur gegebenenfalls anders. Ich bin der Meinung, dass niemand gerne zu einem jammernden Wirt geht und ein Lokal daher immer ein Ort mit positiver Grundstimmung sein sollte.“ In der Krone in Löchgau wurden die Preise laut Inhaber Boris Geisler noch nicht angepasst. „Sobald die Lebensmittel teurer werden, wird der Verkauf in der Gastronomie auch automatisch teurer.“ Die Krone wolle erst einmal abwarten, zu Anfang des Jahres würden sich die Gäste einen Überblick verschaffen wollen, in welchen Gastronomiebetrieben die Preise erhöht wurden und wo noch nicht. „Unsere Stammgäste sind froh darüber, dass noch nichts teurer geworden ist“, sagt Geisler. Auch die italienische Gaststätte La Piazza am Bietigheimer Marktplatz hat ihre Preise bisher noch nicht angehoben, wie Inhaber Andrea Tafuro erklärt.

Er habe Kontakt mit anderen Gastronomen gehabt, die die Preiserhöhung bereits eingeführt haben. „Die sind natürlich nicht sehr positiv über die Änderung gestimmt“, sagt er.

Positiver Blick nach vorne

Wunsch: Besseres Steuermodell

Seit 20 Jahren ist Tafuro Mitglied beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), dort fordert auch er andere Steuersätze in der Branche. „Ein allgemein besseres Steuermodell in der Hotel- und Gaststättenbranche muss in Deutschland her“, ist sich Tafuro sicher.

Tabea Böser vom Hotel Otterbach in Bietigheim ist ebenfalls bei der Dehoga aktiv. „Trotz der vielen Versprechen bezüglich der ermäßigten Mehrwertsteuer ist es nicht ganz in Ordnung, dass diese dann doch wieder angehoben wurde“, sagt sie. Die Zimmerpreise des Hotels wurden lediglich einen Euro teurer, das Tagesessen im Restaurant sei jedoch von knapp 15 auf rund 18 Euro erhöht worden. Geschäftsessen gebe es laut Böser weiterhin viele, „Privatgäste überlegen es sich dafür lieber einmal mehr, ob sie kommen möchten oder nicht. Das ist schade, weil beim Essengehen die Geselligkeit im Vordergrund steht und diese dadurch verloren geht.“

 
 
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