Kreis Ludwigsburg Geburtsvorbereitungskurse für junge Mütter: Es geht ums Kennenlernen

Von Petra Neset-Ruppert
Seit 26 Jahren berät Petra Baumann Frauen, die sich an „Pro Familia“ wenden. Sie berät verstärkt junge Schwangere und unterstützt sie auch mit speziellen Geburtsvorbereitungskursen. Foto: /Martin Kalb

Der Verein „Pro Familia“ bietet in Ludwigsburg seit 2010 Kurse speziell für junge Frauen an. Eine Physiotherapeutin ist an einem Tag auch mit dabei.

Es ist früher Nachmittag und im Gruppenraum des Justine-Hebammenzentrums in Ludwigsburg sitzen sieben junge Frauen auf Matten im Kreis. Vor ihnen liegen Babys auf Kuscheldecken und Kleinkinder beschäftigen sich mit Spielzeug. Hier wird ein Schnulli gesucht, dort Brei gefüttert und nebenbei mit der Sitznachbarin gelacht. Was diese Frauen zusammen gebracht hat? Alle sind Mütter, junge Mütter, die sich über ein spezielles Angebot von „Pro Familia“ kennengelernt haben.

Freundschaften aufgebaut

Seit 2010 bietet der Verein „Pro Familia“ Geburtsvorbereitungskurse speziell für junge Frauen an. „Ich fand es krass zu sehen, dass es so viele im gleichen Alter gibt, die auch Mutter werden. Hier konnte ich Freundschaften aufbauen“, erzählt eine 20-Jährige, deren Kind mittlerweile sechseinhalb Monate alt ist. Im Anschluss an die Geburtsvorbereitung können die Mütter, sobald ihre Kinder geboren sind, an fortführenden Kursen teilnehmen: Nach „Baby im Bauch“ folgt „Baby im Arm“ und zum Schluss „Kind an der Hand“, ein offener Babytreff bei dem sich die Frauen ganz unkompliziert im Hebammenzentrum treffen können.

Fragt man die jungen Mütter wie sie auf das Angebot aufmerksam wurden, so lautet die einhellige Antwort: „Über Petra.“ Petra heißt Petra Baumann, arbeitet seit 26 Jahren als Diplom-Sozialpädagogin bei „Pro Familia“ und betreut seit 2010 die Geburtsvorbereitungskurse „Baby im Bauch“. Zu ihr kommen die jungen Frauen, wenn sie erfahren haben, dass sie schwanger sind und Hilfe und Orientierung suchen.

„Mit dem Vorurteil ‚junge Mütter kriegen nichts hin’ hat man täglich zu kämpfen und muss mit den Blicken zurecht kommen, wenn man den Kinderwagen durch die Stadt schiebt“, erzählt die 20-jährige Mutter eines fünf Monate alten Jungen. Eine andere erzählt: „Ich bin auch in einer Krabbelgruppe mit älteren Müttern, die sind alle um die zehn Jahre älter als ich. Dort würde ich mich nicht trauen etwas zu fragen oder Probleme anzusprechen, weil man immer Sorge hat, dass es dann heißt, dass die junge Mama das nicht hinkriegt.“

Genau deshalb sind Petra Baumann diese Angebote so wichtig: „Die Frauen haben hier einen sicheren Raum, ohne Vorurteile und mit Gleichgesinnten, die sich gegenseitig unterstützen.“ Ein Großteil der Frauen, die an den Kursen teilnehmen sind zwischen 18 und 20 Jahre alt. Damit liegen die Frauen deutlich unter dem Landesdurchschnitt. 2021 war, laut statistischem Landesamt, eine Frau in Baden-Württemberg, die ihr erstes Kind zur Welt bringt, 32,4 Jahre alt. Im Gegensatz zu den meisten Älteren treiben viele junge Mütter Existenzsorgen um, erzählt Baumann. Deshalb kommen sie häufig erst einmal zu „Pro Familia“ in die Beratung. Neben Unterstützung für die Beantragung von staatlichen Hilfen gibt es auch die Möglichkeit, vom Verein eine finanzielle Unterstützung zu erhalten.

Maximal zehn Frauen

Junge Mütter aus dem Kreis Ludwigsburg können die Kursangebote von „Pro Familia“ in Anspruch nehmen. Maximal zehn Frauen kommen zu einem Geburtsvorbereitungskurs zusammen, der über das Landesprogramm „Stärke“ finanziert wird. Drei Kurse gibt „Pro Familia“ Ludwigsburg über das Jahr verteilt. An drei aufeinander folgende Tagen erfahren die jungen Frauen dann alles rund um die Geburt sowie das Wochenbett und können an einem Tag auch die Person mitbringen, die sie bei der Geburt begleitet. „Eine Physiotherapeutin ist an einem Tag auch mit dabei und kann den Frauen Übungen zeigen, wenn sie zum Beispiel bestimmte Beschwerden haben“, erklärt Baumann. Sie selbst hat noch eine Zusatzausbildung zur Geburtsvorbereitung gemacht und leitet die Kurse an allen drei Tagen.

„Es ist unheimlich bereichernd sich hier austauschen zu können und dann auch mal über Themen zu sprechen, die sich nicht nur um den Inhalt der Babywindel drehen“, schwärmt die Mutter eines 13 Monate alten Sohns, den sie während ihres Studiums zur Welt brachte. Gerade auch die gemeinsamen Ausflüge, die im Rahmen des Kurses „Kind an der Hand“ stattfinden, seien für viele der Mütter eine wichtige Möglichkeit, außerhalb mit ihren Kindern etwas zu unternehmen und trotzdem ein sicheres Unterstützernetz um sich zu haben.

Netzwerk knüpfen

„Das sage ich all meinen Schwangeren immer, egal in welchem Alter: ‚Ihr braucht ein Netzwerk’“, erklärt Baumann. Einen Teil dieses helfenden Netzwerkes können die jungen Frauen dann auch bei den „Pro Familia“-Kursen aufbauen, wenn Freundschaften zu anderen Müttern entstehen. „Die Themen rund um das Kind sind bei allen Müttern die gleichen, egal welches Alter. Ich versuche einfach die jungen Mütter darin zu bestärken, auf ihr Bauchgefühl zu hören, denn sie machen instinktiv viel richtig“, betont die Beraterin.

Die Arbeit von pro Familia

Weit über 1000 Schwangerenberatungen führen die die Mitarbeiterinnen von pro Familia pro Jahr. Die meisten Frauen, die zu ihnen kommen sind zwischen 25 und 30 Jahren. Gerade Themen wie die Wohnungsnot und der Hebammenmangel haben sich in den vergangenen Jahren massiv verstärkt und seien häufig Thema bei den Beratungen von pro Familia.

Angebote für junge Schwangere und Mütter, Beratungen zu Partnerschaft und Sexualität sowie familienrechtliche Fragen und Schwangerschaftskonfliktberatungen, ebenso wie Schwangerenberatung bietet der Verein pro Familia in der Schloßstraße 9 in Ludwigsburg an.

 
 
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