Kreis Ludwigsburg Eine gute Ernte gegen den Bundestrend

Von Jürgen Kunz
Thomas Häberle vom Erligheimer Talhof freut sich über die gute Qualität seiner Äpfel. Foto: /Martin Kalb

Die Obstbauern Apfelland und Talhof erwarten „eine normal gute Apfelernte“.  Der Safthersteller Kumpf spricht von einem überdurchschnittlichen Behang in den Streuobstwiesen.

Mitte August ließ eine erste Schätzung des Statistischen Bundesamts aufhorchen:  So erwarten die deutschen Obstbaubetriebe im Jahr 2024 eine weit unterdurchschnittliche Apfelernte von rund 734.000 Tonnen. Wie es weiter in der Mitteilung heißt, werden damit voraussichtlich 261.300 Tonnen (-26,3 Prozent) weniger Äpfel geerntet als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Damit erwartet man für 2024 die niedrigste Apfelernte seit 2017 (596.700 Tonnen). Die ebenfalls geringe Apfelernte des Vorjahres wird im Jahr 2024 voraussichtlich deutlich unterschritten – nach ersten Schätzungen um 207.600 Tonnen (-22,1 Prozent). Die BZ hat nachgefragt bei den Obstbaubetrieben Apfelland Sartorius in Bönnigheim und Talhof Häberle in Erligheim sowie bei Kumpf Fruchtsaft in Markgröningen-Unterriexingen, wo ausschließlich Äpfel aus Streuobstwiesen verarbeitet werden. Deren Einschätzungen zur Apfelernte 2024 sind durchaus positiv.

Bereits am 10. Juli hat die Apfelernte im Bönnigheimer Apfelland von Meik Sartorius begonnen und wird noch bis etwa 20. Oktober andauern. Die Qualität und die Größe der Äpfel sind nach Einschätzung von Sartorius gut. „Die Erntemenge ist zufriedenstellend bis gut“, so der Obstbauer weiter, bis auf einzelne Lagen, die durch den Frost im Frühjahr geschädigt wurden. Insgesamt ist 2024 für den Obsterzeuger ein normales Jahr, wenn es auch, wie etwa in Brackenheim, durch Hagel Schäden gegeben habe. „Der Regen war in diesem Jahr ein Segen“, sagt Sartorius. Kein Problem sei die Hitze im Hochsommer, die hohen Temperaturen und die starke Sonneneinstrahlung kurz vor Ernte könnten aber die Äpfel schädigen. Durch die große Oberfläche der Früchte erhitzen diese so stark, das sie Sonnenbrand bekommen, sagt Sartorius. Dann sei „ein Teil der Ernte Mostobst“.

Die Apfelfrühsorten wurden im Talhof Erligheim von Thomas Häberle bereits Mitte Juli geerntet, ab 22. August war der Elstar reif, der üblicherweise von Anfang bis Ende September geerntet wird. In nächsten Tagen stehen nun die Äpfel der Sorten Gala und Topaz auf dem Ernteplan. „Eine normal gute Ernte“, erwartet Thomas Häberle. Beim Frost im Frühjahr wurde während der Blüte in seinem Betrieb beregnet, was sich nun positiv auf die Mengen auswirke. Der Erligheimer Obstbauer geht von einer „sehr guten Qualität“ aus, was er auch auf die Netze über den Bäumen zurückführt, da diese die Äpfel vor Sonnenbrand schützen. „Hohe Temperaturen schaden den Äpfel nicht“, sagt Häberle. Auch der viele Regen habe den Äpfel nicht geschadet.

Albrecht Kumpf von Kumpf Fruchtsäfte in Markgröningen-Unterriexingen berichtet von einem überdurchschnittlichen Behang in den Streuobstwiesen im Landkreis Ludwigsburg und geht davon aus, dass nach der schlechte Ernte im vergangenen Jahr jetzt „Kumpf die leeren Tanks wieder mit Streuobstsäften aus der Region auffüllen kann.“ Wie der Firmenchef weiter ausführt, rechnet bei der Behangdichteschätzung der Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie (VdF) in Deutschland in diesem Jahr mit rund 500.000 Tonnen Streuobst, wobei die Hälfte des Streuobstes aus Baden-Württemberg stammt. Somit ist die erwartete Erntemenge fast doppelt so hoch wie im Vorjahr (etwa 300.000 Tonnen). Kumpf: „Allerdings war die Streuobsternte 2023 extrem schlecht“, und somit die geringste Erntemenge seit rund 30 Jahren. Im mehrjährigen Schnitt betrachtet, ist, nach seiner Einschätzung, die Erntemenge von 500.000 Tonnen nur durchschnittlich. In vielen Regionen Deutschlands – insbesondere in Ostdeutschland – haben die Spätfröste zu erheblichen Ernteausfällen geführt. Baden-Württemberg habe vergleichsweise geringe Frostschäden.

„Zum jetzigen Zeitpunkt haben die Äpfel noch kein ausgewogenes Zucker-/Säure-Verhältnis“, sagt Kumpf. Die aktuellen Werte liegen bei 47 bis 48 Grad Oechsle (Maßeinheit für das Mostgewicht) und 7,4 bis acht Gramm Weinsäure pro Liter, was einem pH-Wert von sieben entspricht. „Wir gehen davon aus, dass die Oechsle-Werte in den nächsten 14 Tagen in Richtung 50 Grad Oechsle – und darüber hinaus – gehen und sich gleichzeitig die Säurewerte nach unten bewegen“, hofft der Fachmann. Vor diesem Hintergrund erwarten er Mitte September einen harmonischen Apfelsaft. Kumpf: „Erst dann werden wir bei Kumpf auch Apfelsäfte aus neuer Ernte abfüllen.“

2024 gab es in Deutschland, so seine Einschätzung, eine ausreichende Wasserversorgung, sodass die Apfelbäume in den Monaten Juni bis August deutlich weniger Äpfel abgeworfen haben als in den Vorjahren, in denen es aufgrund der Trockenheit zu erheblichen Ernteeinbußen aufgrund vorzeitig abgefallener Äpfel kam. Gleichzeitig hätten aber die Äpfel aufgrund der vielen Regentage weniger Sonne tanken können als in den Vorjahren, was sich in niedrigeren Oechsle-Werten niederschlägt. Kumpf: „Wir hoffen, dass die zuletzt sonnenreichen Tage weiter anhalten und die Äpfel noch mehr Fruchtsüße bilden können.“

 
 
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