Der Sozialausschuss des Landkreises Ludwigsburg empfiehlt dem Kreistag für seine Sitzung am 18. Juli, die finanzielle Unterstützung für bestehende Hebammenpraxen auch in den Jahren 2026 bis 2028 fortzusetzen. Rund 36.550 Euro sollen für Praxen aus dem Kreishaushalt bereitgestellt werden – die andere Hälfte der Fördersumme übernehmen die jeweiligen Standort-Kommunen oder stellen alternativ Räumlichkeiten zur Verfügung. Ziel sei es, eine dezentrale Versorgung zu sichern, sagte Landrat Dietmar Allgaier in der Sitzung des Sozialausschusses.
Kreis Ludwigsburg Hebammen: Mehr Anfragen als Kapazitäten
Der Landkreis Ludwigsburg unterstützt die Hebammenpraxen finanziell auch von 2026 bis 2028 weiter.
Priorisierung der Förderung
Trotz knapper Kassen sei eine flankierende Unterstützung der Praxen wichtig. Unter anderem wegen gestiegener Energiekosten, Inflation und personeller Veränderungen. So soll die Förderung wegen der bestehenden Versorgungslücken priorisiert fortgeführt werden.
Hintergrund der Entscheidung ist die nach wie vor angespannte Versorgungslage. Laut einer Studie des Heidelberger Instituts für Global Health berichten viele freiberufliche Hebammen von deutlich mehr Anfragen als Kapazitäten. Über die Hälfte der befragten Mütter gab an, Schwierigkeiten bei der Suche nach einer Hebamme zu haben. Diese Situation bestätigt sich auch im Landkreis Ludwigsburg – unter anderem durch Rückmeldungen von Ärzte- und Hebammenverbänden sowie der Stadt Ludwigsburg.
Bereits 2020 hatte der Kreistag eine Förderung beschlossen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Seither wurden sechs Hebammenpraxen in Besigheim, Freiberg, Gerlingen, Ludwigsburg und Oberstenfeld aufgebaut. Diese dezentralen Einrichtungen ermöglichen kürzere Wege für Hebammen und bieten damit mehr Zeit für die Betreuung von Frauen und Familien.
Neben der Einzelbetreuung bieten die Hebammen auch kostenlose Gruppenangebote wie Stillgruppen, Paarkurse oder Ernährungskurse an. Teilweise werden ebenso digitale Inhalte zur Gesundheitsförderung entwickelt. Laut aktuellen Zahlen von Alessa Polziehn, Mitarbeiterin des Gesundheitsamts, konnten von 2021 bis 2024 insgesamt 4458 Familien und Frauen versorgt werden.
In der Sitzung wurde die Zahl positiv aufgenommen. Die Förderung dieser freiwilligen Leistung des Landkreises diene dem Erhalt der Strukturen, so Julian Göttlich (FW). Susanne Schwarz-Zeeb von den Grünen sagte, viele Frauen würden keine Nachbetreuung bei einer Geburt finden, sie seien oft hilflos. Thomas Reusch-Frey (SPD) sah einen erfolgreichen Start seit 2021, „die sechs Praxen im Landkreis sind gut verteilt.“
Reichen Kommunen-Finanzen?
Eventuell reichen die Finanzmittel aber nicht aus, es werde spannend, ob die Kommunen ihren Anteil von 50 Prozent bezahlen. Viola Noack von der FDP wollte die Euphorie im Ausschuss nicht teilen. Es sei nicht die Aufgabe des Landkreises, alles zu unterstützen, monierte sie. Zudem habe man 2021 die Forderung erhoben, mehr Hebammen zu bekommen – was nicht passiert ist. Und 36.550 Euro seien doch vergleichsweise ein „geringer“ Förderbetrag. Monika Birkhold von den Grünen konterte, es handele sich dabei nicht um die Subvention eines Berufstandes. Dr. Karlin Stark, Dezernentin für Gesundheit und Verbraucherschutz, sagte, mit der Förderung werde der laufende Betrieb der Hebammenpraxen am Leben erhalten. Kreisrat Reusch-Frey sprach die Hoffnung aus, man könne mit der Förderung die Fachkräfte halten und motivieren im Beruf zu bleiben.
Die Auszahlung der Fördermittel durch den Landkreis soll weiterhin jährlich erfolgen, mit der Möglichkeit zur Aufteilung auf drei Jahre. Die Kommunen können individuell mit den Praxen vereinbaren, ob sie ihren Anteil als Geldleistung oder durch Bereitstellung von Räumen erbringen. Jörg Palitzsch