Die einfachste Art und Weise seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren, ist es, mit vorhandenen Fahrzeugen umweltverträgliche Kraftstoffe zu tanken“, sagt Matthias Breier, Inhaber der Avia-Tankstelle in Bietigheim-Bissingen. Seit vergangener Woche dürfen Tankstellen in Deutschland sogenannten HVO-Diesel verkaufen – ein Kraftstoff aus hydriertem Pflanzenöl, der zu den paraffinischen Dieselkraftstoffen zählt. Schon in der Vergangenheit durften diese dem Diesel beigemischt werden, etwa beim Diesel R33. Jetzt ist auch der Vertrieb in Reinform gestattet, zum Beispiel als HVO100. Bis der neue Kraftstoff flächendeckend verfügbar sein wird, dürfte es jedoch noch eine Weile dauern.
Kreis Ludwigsburg HVO-Diesel kommt verspätet in den Tank
Der klimaschonende Kraftstoff darf seit vergangener Woche in Deutschland vertrieben werden. Bis er großflächig verfügbar sein wird, dauert es jedoch noch.
Verkaufsstart bis Ende Juni
R33-Diesel, der zu 33 Prozent aus nachhaltigem Rohstoff besteht, hatte Breier bereits an seiner Tankstelle angeboten, in Erwartung des Nachfolgers R100 dann aber bewusst auslaufen lassen. Dadurch habe er auch den nötigen Platz für Tank und Zapfsäule, den nicht jede Tankstelle wird vorweisen können. Mitte bis Ende Juni will Breier mit dem Verkauf von R100, dem HVO-Produkt der Avia, beginnen.
Eine Genehmigung des Landratsamts habe er sich bereits eingeholt. Im Zuge des Wasserschutzes müsse dabei überprüft werden, ob der Ölabscheider, der im Falle eines Lecks oder anderen Notfalls verhindert, dass der Kraftstoff ins Grundwasser gerät, auch für den neuen klimaschonenderen Diesel geeignet ist.
Wie das Landratsamt auf BZ-Anfrage mitteilt, bestehe für Tankstellenbetreiber keine grundsätzliche Genehmigungspflicht. Das Land sei derzeit dabei, abschließen zu klären, ob eine solche für den Verkauf von HVO-Diesel besteht, sagt Pressesprecher Andreas Fritz.
Über den Preis des neuen Kraftstoffs kann Breier noch keine Auskunft geben, in anderen Ländern, in denen HVO-Diesel schon weiter verbreitet ist, liegt der Mehrpreis gegenüber Mineralöldiesel nach Angaben des ADAC aber bei fünf bis 20 Cent. Laut Bundesverkehrsministerium ist dieser vor allem auf die Produktionskosten zurückzuführen, die CO2-Steuer entfällt beim HVO-Diesel. Bei der Produktion von HVO-Diesel könne demnach mehr als 90 Prozent der Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu fossilem Diesel eingespart werden. Kunden erkennen den neuen Kraftstoff an der Zapfsäule an der Bezeichnung XTL. Verbraucher sollten auf die XTL-Freigabe in ihrem Tankdeckel achten. Der R33-Diesel habe sich an seiner Tankstelle sehr schlecht verkauft, sagt Breier. Dennoch sei er zuversichtlich. Vor allem für Firmen sei der Kraftstoff eine gute Lösung, die eigene Klimabilanz zu verbessern. „Letztendlich entscheidet jeder selbst, was er konsumiert und was nicht. Trotzdem ist es schön, dass es das Angebot jetzt gibt, bisher konnte man schließlich gar keine Entscheidung treffen“, so Breier.
Beitrag zur Mobilitätswende
Der Tankstellenbesitzer glaubt, dass klimaschonende Kraftstoffe einen Beitrag zum Umweltschutz leisten können. „Die Elektromobilität wird – bei allen Vorteilen – keine Einzellösung.“ Gerade für LKWs oder Langstreckenfahrzeuge seien synthetische Kraftstoffe sinnvoll. Trotzdem laufen im Rahmen der geplanten Ladesäulen-Pflicht der Bundesregierung für Unternehmen mit mindestens 200 Tankstellen bereits Gespräche mit der Avia-Group, so Breier.
Auch Marcel Hertweck von der Firma Mogler aus Heilbronn, die mehrere Shell-Tankstellen im Kreis mit Kraftstoffen beliefert – darunter in Bönnigheim, Bietigheim-Bissingen, Unterriexingen und Pleidelsheim – traut klimaschonenden Kraftstoffen zu, in Zukunft eine große Rolle zu spielen. Sofern es die Gegebenheiten vor Ort erlauben, sollen besagte Tankstellen künftig auch HVO-Diesel führen, konkrete Pläne dafür seitens Shell, die den Diesel bereitstellen müssten, seien ihm aber noch nicht bekannt.