Kreis Ludwigsburg „Im Notfall die 116 116 anrufen und die Karte sofort sperren“

Von Martin Hein
Die Kreditkarte und die EC-Karte sollen genauso sicher wie Bargeld aufbewahrt werden. Ganz wichtig: Bei der Eingabe der PIN unbedingt die Hand verdecken, raten die Kreditinstitute. Foto: imago//Ute Grabowsky

Immer mehr Käufe werden bargeldlos bezahlt. Der Missbrauch von Kreditkarten nimmt ebenfalls zu, auch im Landkreis.

Bargeldlos zu bezahlen hat sich spätestens seit der Corona-Pandemie flächendeckend etabliert. Selbst Brötchen können inzwischen mit der Plastikkarte oder dem Handy bezahlt werden. Doch gleichzeitig ist auch die Zahl der Betrugsfälle zum Beispiel mit Kreditkarten gestiegen. Im Kreis von 71 (2021) auf 117 (2022). Die BZ hat gefragt, wie man bei einem Betrug am besten reagiert.

Bargeld wird zwar immer noch häufig genutzt, aber eine Studie der Bundesbank aus dem Jahr 2022 zeigt, dass sich in Deutschland der Trend zum bargeldlosen Zahlen immer mehr durchsetzt. 2017 haben demnach noch rund 74 Prozent der Befragten ihre Einkäufe und Dienstleistungen mit Bargeld bezahlt. 2021 bezahlten mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) diese bereits bargeldlos. Mit Kreditkarten wurden dabei Umsätze in Höhe von rund 104,7 Milliarden Euro verzeichnet.

Betrug mit Zahlkarten nimmt zu

Nicht verwunderlich ist angesichts dieser Zahlen, dass auch die Kriminalität in diesem Bereich in Form von Kreditkartenmissbrauch zunimmt und Unbekannte beispielsweise plötzlich kleinere oder größere Beträge unerlaubt abbuchen.

Dies belegt ein Blick in die Statistik der Polizei. Beim Betrug mit Zahlungskarten unterscheidet die Polizei in Kreditkartenmissbrauch mit Persönlicher Identifikationsnummer (PIN) und ohne PIN. Mit PIN stiegen die Zahlen bundesweit von 22 226 Fällen im Jahr 2021 auf 25 351 Fälle im Jahr 2022. Ohne PIN stieg die Zahl der Betrugsfälle von 12 331 im Jahr 2021 auf 17 457 Fälle in 2022. In der Summe nahmen die Betrugsfälle mit und ohne PIN von 34 557 Fällen auf 42 808 Fällen im Jahr 2022 zu.

Tendenz steigend, und die Polizei geht von einer durchaus hohen Dunkelziffer aus. Im Landkreis Ludwigsburg hat die Polizei 2021 insgesamt 71 Fälle von Kreditkartenbetrug registriert. Dabei entstand nach Angaben des Polizeipräsidiums Ludwigsburg ein Schaden in Höhe von knapp 46 000 Euro. 2022 waren es 117 Fälle mit einem gemeldeten Sachschaden von rund 32 000 Euro. Warum die Fälle zwar zugenommen haben, die Schadenssumme jedoch niedriger ist, lässt sich so erklären, dass nach Auskunft der Polizei die Täter zuweilen kleinere Summen illegal abheben, damit der Vorfall den Betroffenen nicht so leicht auffällt.

Aktuelle Zahlen für 2023 liegen noch nicht vor. Die Tendenz der Fälle von Kreditkartenbetrug sei jedoch deutlich steigend, so das Polizeipräsidium weiter. Grundsätzlich bestätigen sowohl die Kreissparkasse Ludwigsburg als auch die VR-Bank Ludwigsburg, dass sich das Zahlungsverhalten in den vergangenen Jahren deutlich geändert hat.

Nach Auskunft des Pressesprechers der VR-Bank Ludwigsburg, Gunter Endres, setzt sich der Trend aus der Corona-Zeit weiter fort. Elektronische Kartenzahlungen steigen stark an. Das elektronische Bezahlen mit der Girocard und Kreditkarte nahm 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Millionen Bezahlvorgänge auf insgesamt elf Millionen Vorgänge zu.

Der Sprecher der Kreissparkasse Ludwigsburg, Martin Lober, bestätigt , dass nicht nur die Zahlungen mit der Kredit- und Debitkarte an der Ladenkasse, sondern auch Zahlungen mit der Karte im Smartphone steigen. Darüber hinaus werden, so Lober weiter, immer mehr Einkäufe im Internet direkt online bezahlt. 2023 haben die Kunden der Kreissparkasse über zwölf Prozent mehr mit der Kreditkarte bezahlt als 2022.

„Geringe Zahl an Betrugsfällen“

Die Kreditinstitute halten sich, was genaue Zahlen zum Thema Kreditkartenbetrug angeht, etwas bedeckt. Generell könne man sagen, so Martin Lober, dass die Anzahl der Betrugsfälle im Verhältnis zu den Zahlungen sehr gering sei. „Kartenzahlungen sind sehr sicher, allerdings steigt auch die Anzahl der Reklamationsfälle, wenn die Anzahl der Transaktionen steigt“, sagt Martin Lober, dies betreffe sowohl die Betrugsfälle als auch die Rückfragen.

Im Notfall die Karte sperren

Auf die Frage, wie sich Kunden verhalten sollen, wenn der Fall eintritt, dass unerlaubt Geld abgebucht wurde, weisen die Pressesprecher beider Kreditinstitute auf den bundesweit einheitlichen Sperr-Notruf 116 116 hin. Sollte es sich um einen Betrugsfall handeln, sei es wichtig, dass die Karte umgehend gesperrt wird.

Kreditkartenschäden werden nach Aussage von Lober durch eine Art Versicherung übernommen, sofern sich der Kunde nicht grob fahrlässig verhalten hat. Grob fahrlässig wäre beispielsweise die Weitergabe der Karten-PIN an fremde Personen. Endres bestätigt, dass bei korrektem Kundenverhalten der Schaden ersetzt wird.

Es treten nach wie vor nur vereinzelt Fälle von Kreditkartenmissbrauch auf, sagt Endres. Lober räumt ein, dass die Fälle insgesamt zunehmen. Die Betrüger werden findiger, die Präventionssysteme werden aber auch besser, sagt der KSK-Pressesprecher, die Zahl der Schäden sei im Verhältnis zu den Transaktionen nach wie vor äußerst gering. Die Kreditkarte sollte genauso sicher wie Bargeld aufbewahrt werden und man müsse sorgfältig mit der Kartenzahlung umgehen und weder die PIN noch die Zugangsdaten an Dritte weitergeben. Auch nicht an Familienmitglieder auf schriftlichem oder digitalem Wege, betonen die Sprecher der beiden Kreditinstitute.

Hand bei PIN-Eingabe verdecken

Bei der PIN-Eingabe soll die Hand verdeckt werden. Ein Post-it mit der Zahlenkombination im Geldbeutel sei ein absolutes No-Go sagt Endres weiter, „Bequemlichkeit ist der größte Feind der Sicherheit“.

Nach Auskunft von Martin Lober versuchen Betrüger oft, Kunden dazu zu bringen, ihre Daten preiszugeben. „Deshalb weisen wir unsere Kunden immer darauf hin, dass kein Mitarbeiter der Sparkasse nach Zugangsdaten oder einer Kartenprüfnummer fragen würde.“ Sollte es dennoch zu einer unberechtigten Abbuchung kommen, sollte die Buchung schnellstmöglich reklamiert werden.

Wird man per E-Mail oder am Telefon dazu aufgefordert, die Kreditkartendaten weiterzugeben, sollte man sich weigern. Banken und seriöse Unternehmen fragen niemals per E-Mail nach vertraulichen Informationen, sagt Endres.

 
 
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