Kreis Ludwigsburg Keine verbogenen Osterhasen

Von Jennifer Stahl
Frank Clement stellt in diesem Jahr ungefähr 750 Zucker-Osterhasen her. In der Bäckerei Clement haben die Hasen eine über 60 Jahre alte Tradition. Foto: /Martin Kalb

Viele Bäcker bieten zum Osterfest ein leckeres Sortiment an. Die BZ fragte nach, wie die Vorbereitungen laufen und wie die traditionellen Zucker-Osterhasen hergestellt werden.

Ostern steht vor der Tür, das Fest, an dem Kinder Ostereier suchen und man es sich mit der Familie bei einem schönen Essen gemütlich macht. Egal ob Osterhasen aus Schokolade, Hefezöpfe oder bunte Eier – ein paar Leckereien dürfen natürlich auf keinen Fall fehlen. Wie sieht es eigentlich in den örtlichen Bäckereien knapp vier Wochen vor Ostern aus? Werden schon fleißig Osterbrote gebacken und Zucker-Osterhasen gegossen? Die BZ hat bei drei Bäckereien im Kreis nachgefragt.

Bäckerei Stolzenberger

„Bei uns arbeiten keine Konditoren mehr, deswegen werden bei uns keine Osterhasen aus Zucker oder aus Schokolade produziert“, sagt Innungsbäckermeister Reiner Stolzenberger von der Bäckerei Stolzenberger in Bönnigheim. Für die kleine Bäckerei würde sich der Aufwand nicht rentieren, meint er. „Die Verpackung muss ja auch noch mit einberechnet werden. Das Handwerk lief früher gut, allein die Formen kosten aber so viel Geld, dass sich die Arbeit für uns nicht sonderlich lohnt.“ Osterbrote, Osterbrezeln, Nester und Kränze werden hingegen angeboten, „bemalte Ostereier kaufen wir aber dazu“, sagt Stolzenberger.

Bäckerei Clement

Vergangenen Mittwoch hat die Bäckerei Clement in Sachsenheim mit der Herstellung ihrer bekannten Zucker-Osterhasen begonnen. „Wir fangen in der Regel vier Wochen vor Ostern an. Die Hasen müssen auch noch verpackt werden“, sagt Geschäftsführer Frank Clement. In diesem Jahr werden die Leckereien aus Zucker an drei Tagen produziert, nämlich vergangenen Mittwoch sowie Freitag und diesen Mittwoch. „Mit dem Verkauf werden wir wahrscheinlich auch Mitte dieser Woche starten.“

Seit Ende der 60er-Jahre verging laut Clement kein Jahr ohne die Osterhasen aus Zucker. „Mein Senior hat damals für viele Bäcker mitproduziert, da hat er schon im Januar mit der Produktion angefangen. Zu seiner Hochzeit des Zuckerhasengießens wurden dann 2400 Kilogramm Zucker verarbeitet“, erinnert er sich.

Heute werde hingegen mit 100 Kilogramm Zucker gearbeitet, auch die Anzahl der helfenden Hände habe sich von fünf auf drei Mitarbeiter reduziert. „Dadurch, dass früher so viele Zucker-Osterhasen hergestellt wurden, besitzen wir heute um die 60 verschiedenen Formen.“ Wie genau werden die traditionellen Osterhasen nun aber hergestellt? „Erst wird Zucker aufgelöst und mit Wasser, Glucose, Kakao und Butter zu einer Masse vermischt“, erklärt der Bäcker. Die Mischung kommt schließlich in einen Kupferkessel. Bei Zucker ist von Réaumur die Rede, das ist die französische Maßeinheit zur Messung der Temperatur. Bei 110 Réaumur werden die Hasen in die Form gegossen, das entspricht 137,5 Grad Celcius. „In unseren Kupferkessel passen 25 Kilogramm Zucker, da entstehen dann zwischen 150 und 180 Hasen“, meint Clement.

Insgesamt werden an den drei Tagen um die 750 Zucker-Osterhasen hergestellt. Anschließend wird die Masse in eine zweiteilige Aluminiumform gegossen, zwei Mitarbeiter öffnen die Form nach dem Abkühlen mithilfe von Messern. „Man muss dabei aufpassen, dass der Hase nicht in sich zusammenfällt oder sich verbiegt“, meint Clement.

Auch Osterhasen aus Schokolade stellt die Sachsenheimer Bäckerei her, unter anderem in anderen Farben, um sich vom Angebot der Supermärkte abzuheben. „Ich weiß jedoch von vielen Bäckern, dass Schokoladenosterhasen häufig zugekauft werden.“ Auch Hasen aus Hefeteig sowie Hefezöpfe und Quarkteigtaschen werden anlässlich des Osterfestes ins Sortiment aufgenommen.

Am beliebtesten seien tatsächlich die traditionellen Osterhasen aus Zucker, „viele kennen sie noch aus ihrer Kindheit und auch durch unsere sozialen Medien sind sie bekannt“, erzählt Clement. Da die Zucker-Osterhasen nicht so einfach einzuschmelzen sind wie die Hasen aus Schokolade, werden sie länger verkauft. Auch Kollegen der Bäckerei werden Zucker-Hasen beliefert.

Bäckerei Stöckle

In der Bäckerei Stöckle, die im Stadtgebiet von Bietigheim-Bissingen acht Filialen unterhält, werden keine Osterhasen aus Zucker produziert, aber auch nicht in den Filialen angeboten. „Auch Hasen aus Schokolade machen wir nicht“, sagt Geschäftsführer Steffen Mahl. Gefärbte Eier wiederum kaufe die Bäckerei zu, selbst gebacken werden hingegen Hefeteighasen und Osterlämmer. „Die verkaufen wir traditionell an Gründonnerstag und Ostersamstag.“

Für dieses Jahr habe sich die Bäckerei Stöckle etwas Neues überlegt: „Wir nehmen Marzipanfiguren in unser Sortiment auf. Die sind wie die Schweinchen zu Silvester, nur eben passend zum Osterfest in Küken- und Hasenform“, erklärt Mahl. Der Aufwand zu Ostern sei trotzdem nicht so hoch wie in der Weihnachtszeit, in der deutlich mehr gebacken und angeboten wird.

Bezüglich der Preissteigerungen in Sachen Rohstoffe und Energie könne Mahl nicht feststellen, dass seine Kunden und Kundinnen merklich weniger Produkte kaufen als gewohnt, eine Kaufzurückhaltung sei nicht zu spüren.

 
 
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