Mehr als 117.000 Kinder, Jugendliche und Eltern suchten im vergangenen Jahr telefonisch oder online Unterstützung bei der Nummer gegen Kummer – einem bundesweiten Netzwerk, das anonym und kostenlos berät. Auch in Ludwigsburg zeigt sich die anhaltend hohe Nachfrage. Nach mehreren alters- und gesundheitsbedingten Wechseln sucht der Kinderschutzbund Ludwigsburg dringend neue Ehrenamtliche für das Kinder- und Jugendtelefon.
Kreis Ludwigsburg Kinderschutzbund sucht Verstärkung für Sorgen-Telefon
Beim Kinderschutzbund Ludwigsburg fehlen derzeit Ehrenamtliche. Nach mehreren Abgängen sucht die Einrichtung dringend Verstärkung.
„Die Ausbildung umfasst rund 100 Stunden und erstreckt sich über sechs bis acht Monate“, erklärt Sabine Uhl, die beim Kinderschutzbund Ludwigsburg die Koordination des Telefonangebots verantwortet. Die Schulung solle die Ehrenamtlichen gründlich auf die vielfältigen Themen vorbereiten, mit denen sie am Telefon konfrontiert werden.
Die Ausbildung ist kostenlos, setzt aber Verbindlichkeit voraus: Nach Abschluss verpflichten sich die Teilnehmer, für mindestens zwei Jahre jeweils zwei Dienste im Monat, zu je drei Stunden pro Schicht, zu übernehmen.
Es kommt auf einen sensiblen Umgang an
Empathie und Offenheit nennt Uhl als zentrale Voraussetzungen. „Wichtig ist, vorurteilsfrei zuzuhören“, sagt sie. „Viele Menschen können das heute gar nicht mehr – dabei ist genau das, was Kinder und Jugendliche hier finden: jemanden, der einfach da ist.“ Die Beratung erfolgt anonym und vertraulich. Bei Bedarf stehen Supervision und fachliche Begleitung zur Verfügung, damit die Ehrenamtlichen ihre Erlebnisse aufarbeiten können. Was die Helferinnen und Helfer am Telefon erleben, spiegelt vieles wider, was junge Menschen derzeit beschäftigt. Uhl erklärt, dass es dabei häufig um psychische Belastungen, Mobbing oder das Gefühl gehe, von den Eltern zu wenig wahrgenommen zu werden. Beim Elterntelefon seien dagegen vor allem häusliche Konflikte oder Probleme in der Erziehung von Teenagern Thema.
Studie belegt gesellschaftliche Relevanz der Thematik
Dass solche Sorgen zunehmen, zeigen aktuelle Daten. Laut dem „‚1Live Sektorreport’: Einsamkeit“, einer repräsentativen Umfrage von „Infratest dimap“ im Auftrag von „1Live“, fühlt sich in Nordrhein-Westfalen jede vierte Person regelmäßig einsam. Unter den 18- bis 34-Jährigen gaben 46 Prozent an, sich manchmal oder häufig einsam zu fühlen.
Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig niedrigschwellige Gesprächsangebote wie das Kinder- und Jugendtelefon sind – besonders für junge Menschen, die sich in schwierigen Lebenssituationen allein gelassen fühlen. „Unsere Ehrenamtlichen leisten einen wichtigen Beitrag zur seelischen Gesundheit“, betont Uhl. „Und sie bekommen viel zurück – das Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles zu tun.“
Wer sich engagieren möchte, kann sich direkt beim Kinderschutzbund Ludwigsburg informieren.
