Kreis Ludwigsburg Kosten für den Führerschein um 25,4 Prozent gestiegen

Von Kseniya Mai
Fahrschulinhaber Pino D’Alessandro steht vor einem seiner Ausbildungsfahrzeuge in Bietigheim. Gestiegene Ausgaben für Sprit, Personal und Prüfungen wirken sich auch auf seinen Betrieb aus. Foto: /Martin Kalb

Die Fahrschulen im Landkreis kämpfen mit höheren Betriebskosten, zusätzlichen Auflagen und neuen Prüfungsbedingungen.

Der Weg zum Führerschein ist für viele junge Menschen ein Schritt Richtung Unabhängigkeit – und für deren Eltern häufig eine große finanzielle Belastung. Laut einer bundesweiten ADAC-Umfrage vom Herbst 2023 zahlten 45 Prozent der Führerscheininhaber für die Pkw-Ausbildung der Klasse B zwischen 2500 und 3500 Euro. Weitere 13 Prozent lagen sogar bei 3500 bis 4500 Euro. Laut Statistischem Bundesamt sind die Führerscheinkosten zwischen 2018 und 2023 in Deutschland um 25,4 Prozent gestiegen – deutlich stärker als die allgemeinen Verbraucherpreise, die im selben Zeitraum um 21,2 Prozent zulegten. Die BZ hat sich in Bietigheim, Sachsenheim und Ingersheim umgehört, wie sich diese Entwicklung in der Region auswirkt.

Ausgaben schwanken stark

In der Fahrschule Pino D’Alessandro in Bietigheim-Bissingen liegen die durchschnittlichen Kosten für einen Pkw-Führerschein derzeit zwischen 3300 und 3700 Euro. „Die größten Kostentreiber sind dabei in der Regel die Fahrstunden sowie die Prüfungsgebühren“, erklärt Inhaber Pino D’Alessandro. Nach seinen Angaben habe es in den vergangenen Jahren mehrere Preissteigerungen gegeben. Verantwortlich dafür seien unter anderem gestiegene Spritkosten, höhere Personalkosten sowie neue gesetzliche Anforderungen. Dazu zählten etwa Änderungen im Prüfungsablauf oder strengere Fortbildungen für Fahrlehrer – beides habe die Ausbildung verteuert.

In der Fahrschule Bernd Janzen in Sachsenheim liegen die Kosten für einen Pkw-Führerschein nach Angaben des Inhabers derzeit bei etwa 2800 Euro – abhängig vom persönlichen Bedarf können sie jedoch deutlich variieren. Fahrlehrer Olaf Post betont, dass die tatsächlichen Ausgaben stark schwanken. Zwar liege man rechnerisch bei rund 2500 Euro, wenn man nur die Pflichtausbildung und 15 Fahrstunden zugrunde lege, doch in der Praxis müsse man meist mindestens 3000 Euro einplanen. Zudem könne mehrfaches Durchfallen die Gesamtkosten spürbar in die Höhe treiben.

In der Fahrschule „Ausbildung bei Chris“ in Ingersheim liegen die Kosten im Durchschnitt bei etwa 3000 Euro, zuzüglich der TÜV-Gebühren von 25 Euro für die Theorieprüfung und 130 Euro für die praktische Prüfung. Gründer Chris Böckle erklärt, dass die Preise seit 2023 weitgehend stabil geblieben seien. In den Jahren davor seien jedoch wiederholt deutliche Anpassungen notwendig gewesen – vor allem aufgrund stark gestiegener Betriebskosten. Als wesentlichen Kostentreiber nennt Böckle zudem die Fahrzeugpreise. „Ein VW Polo kostete 2018 inklusive guter Ausstattung rund 14.000 Euro – 2025 sind es bereits 19.800 Euro, und das ohne zusätzliche Extras“, berichtet er.

Zusätzliche Übungsstunden nötig

Auch die Personalkosten seien erheblich gestiegen – Löhne und Nebenkosten hätten sich um rund 150 Prozent erhöht. Ursache dafür sei unter anderem die aufwendige und kostenintensive Fahrlehrerausbildung, die selbst finanziert werden müsse: Allein die Pkw-Fahrlehrerausbildung am Deutschen Verkehrspädagogischen Institut (DVPI) in Heilbronn koste rund 15.000 Euro, zusätzliche Qualifikationen für Motorrad, Lkw oder Bus schlagen mit mehreren Tausend Euro zu Buche.

Viele Fahrschüler müssten inzwischen zusätzliche Übungsstunden absolvieren, um sich auf die anspruchsvolleren Prüfungsbedingungen einzustellen, sagt der Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Baden-Württemberg, Jochen Klima. Am Ende stünden höhere Gesamtkosten, die in der Regel an die Fahrschüler weitergegeben werden – und den Führerschein für viele noch schwerer finanzierbar machen, so seine Einschätzung.

Für Unmut bei den Fahrschulen im Kreis sorgt seit Kurzem eine Entscheidung des TÜV Süd: Der bisherige Abfahrtsort für die praktische Fahrprüfung am Obi-Markt in Bietigheim-Bissingen wurde gestrichen. Seither starten alle Prüfungsfahrten zentral am TÜV-Servicecenter in Ludwigsburg.

Arbeitsrechtliche Gründe

Laut TÜV Süd sei die Verlegung notwendig gewesen, da die örtlichen Gegebenheiten in Bietigheim für das Prüfpersonal seit Längerem als „suboptimal“ galten. Man habe die Maßnahme vor allem aus arbeitsrechtlichen Gründen getroffen, um die Arbeitsplatzbedingungen für die Prüfer zu verbessern, so der TÜV weiter.

Für die Fahrschulen und ihre Schüler habe diese Entscheidung jedoch spürbare Konsequenzen: Der neue Standort bringe nicht nur längere Anfahrtswege mit sich, sondern auch einen höheren organisatorischen Aufwand, kritisiert Klima. Sein Verband hat sich im April an alle Landtagsfraktionen gewandt und um Unterstützung gebeten.

Die Fahrerlaubnisverordnung sehe vor, dass Bewerberinnen und Bewerber ihre praktische Prüfung dort ablegen können, wo sie wohnen, arbeiten oder zur Schule gehen. Bietigheim-Bissingen und Ludwigsburg seien laut Verordnung zwei eigenständige Prüforte – die Verlagerung der Prüfungen nach Ludwigsburg verstoße somit gegen geltendes Recht. Der Verband fordert die Politiker auf, sich für eine Rücknahme der Entscheidung einzusetzen.

 
 
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