Im Dezember vor 15 Jahren hat man in der EU das Ende der Glühbirne beschlossen. Ein Verbot, das mittlerweile Auswirkungen bis ins heimische Schlafzimmer hat. Für alle sichtbar sind aber vor allem die Änderungen im öffentlichen Raum. Wie weit sind die Kommunen im Verbreitungsgebiet bei der Umstellung auf LED-Lichter? Wie viele Straßenleuchten werden noch mit Birne erhellt und wie sieht es in den Zimmern, Sälen und Hallen der öffentlichen Hand aus, also in Rathäusern, Sportstätten Schulen und Kindergärten?
Kreis Ludwigsburg LED statt Glühbirne in Amtsstuben
Während viele Straßenlaternen schon länger mit LED-Technologie bestückt sind, erhellen in manchen kommunalen Gebäude noch alte Stromfresser die Räume. Woran das 15 Jahre nach dem Beschluss zum Ende der Glühbirne liegt.
Bei der Straßenbeleuchtung sieht es meist sehr gut aus, da bewegen sich die Kommunen in der Regel bei 80 bis 100 Prozent. Also fast alle Laternen sind umgerüstet oder werden noch nach und nach umgerüstet.
Gute Quote auf den Straßen
In Bietigheim-Bissingen sind nach Angaben des Presseamts 90 Prozent der Straßenbeleuchtungen, über 7000 Lichtpunkte, bereits gewechselt. Der Rest werde zurzeit noch erledigt. Was defekt ist, werde zuerst gewechselt, ansonsten müsse geprüft werden, welche Leuchten wirtschaftlich austauschbar sind. „Nicht überall kann einfach eine Glühbirne durch eine LED-Lampe ersetzt werden, weshalb hier nach und nach die Umstellungen folgen“, sagt Stadtsprecherin Anette Hochmuth.
In Sachsenheim steht man bei knapp 85 Prozent LED-Technik. Bis 2027 will man die 100 Prozent erreichen. 90 Prozent hat man auch in Bönnigheim schon geschafft. Hier will man laut Bürgermeister Albrecht Dautel in den nächsten drei Jahren die Umstellung vollenden. In Ingersheim und Löchgau sind schon alle Straßenlampen auf LED umgestellt. Diese guten Quoten kann auch Anselm Laube für die meisten Kommunen im Kreis Ludwigsburg bestätigen. Er ist Geschäftsführer der Energieagentur Kreis Ludwigsburg, bei der 36 Kommunen Mitglied sind. Die Agentur berät im Bereich Energie und Klimaschutz.
Ganz anders sieht es, abgesehen von Ausnahmen, bei der Umstellung der Innenbeleuchtung aus. Da gibt es, wie es Laube vorsichtig formuliert, noch viel Potenzial. Während in Bietigheim-Bissingen in städtischen Gebäuden erst 20 Prozent der Leuchtmittel getauscht sind, steht man in Bönnigheim immerhin bei 50 Prozent, in Ingersheim sind in der Schule, der Fischerwörth-Halle und im Uhland-Kindgarten alle Leuchten LED, in den Rathäusern und anderen Gebäuden ist der Wechsel bislang nur zum Teil erfolgt. Besser sieht es in Sachsenheim aus: „Knapp über 80 Prozent der Leuchtmittel in städtischen Gebäuden sind auf LED umgerüstet. Im nächsten Jahr kommen noch größere Gebäude wie die Dreifeld-Sporthalle hinzu“, sagt Sprecher Arved Oestringer. In Löchgau fehlen nur noch die Gemeindehalle und der Sitzungssaal für eine 100-Prozent-Quote bei der LED-Umstellung.
Komplizierter und doch einfacher
Wie kommt es zu dem uneinheitlichen Bild und zu der teils deutlich schlechteren Quote gegenüber der Straßenbeleuchtung? Laube hat dafür einige Erklärungen parat. Die Umstellung bei der Außenbeleuchtung ist grundsätzlich vom Prozess her einfacher, denn den Großteil der Leuchten könne man nach dem gleichen Schema umstellen.
Bei der Beleuchtung von Schulen müsse auf unterschiedliche Anforderungen für Klassenzimmer, Flure und Toiletten geachtet werden. Das verkompliziere den Wechsel auf den ersten Blick. Außerdem gebe es in Städten von der Größe wie Bietigheim-Bissingen etwa eine viel größere Anzahl an Innenleuchten als auf den Straßen. Da dauere die Umstellung schon mal länger. Dennoch sagt Laube: „Eigentlich gibt es keinen guten Grund mehr, warum heute noch irgendwo eine alte Glühbirne in Zimmern hängt.“ Er beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Energiesparen für Kommunen und nennt den Wechsel in Innenräumen eine „low hanging fruit“, also niedrig hängende Früchte. Soll heißen, dass man dort mit einfachen Mitteln schnell Resultate sieht und die Einsparungen auch noch groß sind. „Zugegeben, wer an die Fördertöpfe will, für den kann es schon mal etwas komplizierter sein, weil man etwa einen Beleuchtungsplan für das Gebäude vorlegen muss“, sagt der Experte.
Sanierung nicht Anlass
Allerdings müsse man gar nicht unbedingt an Fördertöpfe kommen, um die Umstellung wirtschaftlich zu machen. Schon ein Wechsel durch den Hausmeister spare spürbar Geld ein, ohne dass viel Bürokratie damit verbunden wäre, rät Laube. Von 80 Prozent Energieersparnis im Vergleich zur Glühbirne ist bei LED die Rede.
Dass dennoch nicht alle Kommunen weiter sind bei der Umstellung führt er auf fehlendes Personal und fehlende Expertise in den Verwaltungen zurück. Explizit nennt das Landratsamt den Personalmangel auch als Grund, warum erst 70 Prozent der Innenbeleuchtung in Kreisgebäuden umgestellt sind.
Wenig Verständnis hat Laube, wenn wie in Bietigheim-Bissingen das Thema Leuchten erst im Rahmen einer (energetischen) Sanierung auf den Plan kommt: „Eine solche Sanierung macht man in der Regel, wenn etwas im Argen liegt und man eh ran muss. So lange zu warten, ist bei den Leuchten nicht notwendig“, so Laube. Er rechnet auch damit, dass in das Thema noch mehr Zug reinkommt, wenn die Landesregierung, wie abzusehen sei, den Kommunen eine jährliche Energieeinsparung vorschreibe.