Der Höhepunkt der Grippe ist im Kreis Ludwigsburg langsam vorbei. Vor allem Kinder waren betroffen, sagen die Vorsitzende der Ärzteschaft, Dr. Carola Maitra, und die Sprecherin der RKH Kliniken, Suzan Gross.
Kreis Ludwigsburg Leichter Rückgang an Grippe-Fällen
Seit Oktober sind acht Patienten in den RKH Kliniken mit der Hauptdiagnose Influenza gestorben. In diesem Jahr sind besonders viele Kinder an der Grippe erkrankt.
„Aktuell beobachten wir nach Auskunft der ärztlichen Praxen in Ludwigsburg leicht sinkende Zahlen an Influenza-Infektionen“, sagt Maitra auf eine Anfrage der BZ. „Unsere Fallzahlen zeigen, dass die Influenza-A-Fälle derzeit im Vergleich zu den vergangenen Jahren sehr hoch sind, ebenso Influenza B, wobei hier bereits ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist“, sagt Suzan Gross von den RKH Kliniken. Gleichzeitig nehme die Verbreitung des Respiratorischen Synzytialvirus (RSV) zu.
Besonder viele Kinder betroffen
In diesem Jahr waren besonders viele Kinder betroffen, laut Gross vor allem durch Influenza B-Viren. Die Gruppe der Null- bis Vierjährigen ist Maitra zufolge immer noch besonders stark betroffen. Bei der Influenza A habe sich im Vergleich zu den beiden Vorjahren eine ausgeprägte Welle entwickelt, die sich laut RKH Kliniken auf alle Altersgruppen ausgewirkt habe – mit einer besonders hohen Belastung in der Altersgruppe 65 plus.
In den RKH-Kliniken im Kreis wurden im vierten Quartal 2024 mehrere Patienten wegen Grippe stationär behandelt. Seit Oktober seien acht Patienten mit der Hauptdiagnose Influenza verstorben, im Krankenhaus Bietigheim-Vaihingen waren es elf. Unter den behandelten Kindern und Jugendlichen gab es in den Kliniken keine Todesfälle. Seit Januar wurden im Klinikum Ludwigsburg 158 Patienten mit der Diagnose behandelt. Im Krankenhaus Bietigheim-Vaihingen waren es 65. Aktuell (Stand: 28. Februar) werden insgesamt zehn Patienten in beiden Kliniken mit Influenza stationär versorgt.
Die Influenza-Welle ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass durch die Maßnahmen der vergangenen Jahre, wie die Maskenpflicht, eine natürliche Immunisierung weitgehend ausgeblieben ist, vermutet Gross. Zudem verzeichneten die RKH Kliniken eine Zunahme weiterer respiratorischer Erreger, insbesondere Pneumokokken-Infektionen.
Auf Händegeben verzichten
Die RKH Gesundheit weist darauf hin, dass eine Grippeerkrankung insbesondere für ältere und vorerkrankte Menschen schwerwiegende Verläufe haben kann. Die wirksamsten Schutzmaßnahmen blieben die Grippeimpfung sowie präventive Maßnahmen wie die Einhaltung von Hygieneregeln und das Vermeiden von Kontakten im Krankheitsfall.
Carola Maitra nach ist die Impfquote in den Praxen in diesem Jahr geringer als in den Vorjahren ausgefallen. Vor allem aus den Schulen werde die Vermutung geäußert, dass die lange ferienfreie Zeit zu einer stärkeren Ausbreitung von Infektionen geführt hat. Wer sich selbst vor der Grippe schützen möchte, sollte sich an die einfachen Hygienemaßnahmen halten, appelliert Maitra. Denn die meisten Infektionen erfolgten über Tröpfchen und Hände. Es sei weiterhin noch nicht allgemein verbreitet, dass man nicht in die Hände husten oder niesen sollte, sondern in die Ellenbeuge.
„Grundsätzlich ist es während der Erkältungszeit sicher sinnvoll, auf das Händegeben zu verzichten und gegebenenfalls auch die Hände mit den inzwischen überall vorhandenen Desinfektionsmitteln zu desinfizieren“, sagt Maitra. Auch wenn es nach Corona schwerfalle: gerade in Risikosituationen mit engen Kontakten großer Menschenmengen – etwa eine S-Bahn während der Rushhour – sei das Tragen einer Maske kein Fehler. Das gelte auch für den Fall, dass man selber erkältet ist, dann könne man andere dadurch schützen, dass man eine Maske trägt.
Jetzt noch impfen lassen
Ist eine Impfung zum jetzigen Zeitpunkt noch sinnvoll? Wenn aus verschiedenen Gründen eine Impfung bis jetzt bei Risikopersonen – also vor allem Menschen über 60 Jahren, chronisch Erkrankte und medizinisches Personal – nicht erfolgt sei, könne sich jetzt noch impfen lassen. Auch wenn bis zu einer Wirksamkeit der Impfung bis zu zehn Tage vergehen können, sei die abklingende Grippewelle Carola Maitra zufolge noch lange nicht vorbei und es bestehe immer noch die Möglichkeit einer relevanten Infektion. Die Vorsitzende der Ärzteschaft empfiehlt: auch jetzt noch impfen, wenn man zu den genannten Risikogruppen gehört.