Auf einem Abschnitt der B 27 zwischen der Kammgarnspinnerei und Besigheim darf derzeit nur Tempo 50 gefahren werden. Dort befindet sich seit einiger Zeit eine Baustellenausfahrt, im Tal sind Bagger zu sehen. Der Grund für die Arbeiten: An dieser Stelle wird die Süddeutsche Erdgasleitung (SEL) fortgeführt, wofür laut Marcella Kugler, Sprecherin der zuständigen EnBW-Tochter Terranets BW, zwischen der Bundesstraße, der Enz und der Bahnlinie Rodungsarbeiten notwendig sind. Zudem werde eine Baustraße in diesem Bereich zur Leitungsverlegung angelegt und eine Behelfsbrücke über die Enz errichtet.
Kreis Ludwigsburg Leitung muss unter der Enz hindurch
Zwischen der Kammgarnspinnerei und Besigheim laufen derzeit vorbereitende Arbeiten für die Süddeutsche Erdgasleitung (SEL) von Löchgau bis Esslingen. Sie soll Mitte 2026 fertig sein.
43 Kilometer langer Abschnitt
Terranets BW baut die rund 250 Kilometer lange SEL in Abschnitten. Der erste, rund 24 Kilometer lange Abschnitt von Heilbronn bis Löchgau wurde im Dezember 2024 fertiggestellt (die BZ berichtete). Dort wird seither Gas transportiert. Nun bereitet Terranets BW den nächsten Abschnitt vor, der auf einer Länge von rund 43 Kilometern von Löchgau über Besigheim, Bietigheim-Bissingen, Ingersheim, Freiberg, Ludwigsburg, Marbach, Remseck, Waiblingen, Korb, Weinstadt, Kernen und Aichwald bis nach Esslingen führt. Er soll Mitte 2026 in Betrieb gehen, so die Sprecherin.
Anspruchsvolles Gelände
Auf dem Weg dorthin müssen etliche Hindernisse überwunden werden, und das erste wartet gleich am Anfang in Gestalt des Enztals. Die Terranets BW spricht von einem „topografisch anspruchsvollen Gelände“. Die Rohre sollen an den Steilhängen hangabwärts in offener Bauweise verlegt werden. Unten im Tal müssen dann die B 27, die Enz und die Bahnlinie gekreuzt werden. Das soll mittels Tunnelbohrungen unterirdisch in „geschlossener Bauweise“ geschehen.
Wann das genau geschieht, steht nach Auskunft von Marcella Kugler noch nicht fest. „Die Terminierung der Baumaßnahmen sowie die genaue Bauausführung befinden sich derzeit noch in der Planung.“ Fest steht nur, dass der Baustart in den kommenden Wochen sein soll, und dazu werden momentan nicht nur zwischen Bietigheim und Besigheim, sondern punktuell auch an anderen Stellen entlang der gesamten Trasse bauvorbereitende Maßnahmen wie Rodungen oder das Errichten von Bauzäunen durchgeführt. Beim Bau will sich Terranets BW in den nächsten Monaten zunächst auf die Sonderbaustellen wie Querungen von Straßen oder Flüssen konzentrieren.
Während des Baus wird es im Enztal zu Verkehrseinschränkungen mit Umleitungen für den Straßen- und Radverkehr kommen. Eine Einschränkung des Bahnverkehrs wird es laut Terranets BW nicht geben.
Rund 2400 Rohre
Abgesehen von solchen Untertunnelungen wird die SEL zum größten Teil in „offener Bauweise“ verlegt. Dabei wird zunächst der Oberboden entlang des rund 34 Meter breiten Arbeitsstreifens abgetragen und dort gelagert. Danach werden die gelieferten Leitungsrohre, für die entlang der Trasse Rohrlagerplätze eingerichtet wurden, vor Ort verschweißt. Insgesamt werden auf diesem Abschnitt rund 2400 Rohre mit einem Durchmesser von einem Meter gebraucht.
Danach graben Baumaschinen den Rohrgraben mit einer Tiefe von rund 2,5 Metern. In diesen Graben heben spezielle Baumaschinen, die mit einem Kontergewicht versehen sind – sogenannte Seitenbäume – die Leitungsrohre Stück für Stück ein. Danach wird der Rohrgraben wieder verfüllt. Anschließend wird die in Anspruch genommene Fläche wiederhergestellt.
Die Anzahl der am Bau beteiligten Personen vor Ort ist laut Terranets BW abhängig von den konkreten Arbeitsschritten, die umgesetzt werden. Beim Bau des 24 Kilometer langen Abschnitts zwischen Heilbronn und Löchgau haben bis zu 300 Personen zeitgleich gearbeitet.