Kreis Ludwigsburg Offline im Altenheim?

Von Claudia Mocek
Immer mehr Bewohner von Pflegeheimen möchten mit einem Tablet, Computer oder Handys das Internet nutzen. Foto: Uwe Umstätter/Westend61/Imago

In den meisten Pflegeheimen der Evangelischen Heimstiftung und der Kleeblatt gGmbH gibt es WLAN für die Bewohner. Auch im Pflegealltag gewinnen digitale Anwendungen an Bedeutung.

Durchs Internet surfen, E-Mails lesen, in sozialen Netzwerken posten oder mit Verwandten kommunizieren: Immer mehr Senioren nutzen das Internet. Doch wie sieht es mit dem WLAN in Altenheimen aus? Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2023 boten 64 Prozent aller Alten-Pflegeheime ihren Bewohnern WLAN an. Ab 2025 soll ein Gesetz in einigen Bundesländern den WLAN-Zugang für Bewohner in Pflegeheimen regeln. In Baden-Württemberg gibt es bisher keine spezifischen Vorgaben. Wie ist die Lage im Kreis aus? Die BZ hat bei den Kleeblatt Pflegeheimen und der Evangelischen Heimstiftung nachgefragt.

Sicherheit erhöhen

In den Kleeblatt Pflegeheimen gibt es flächendeckend WLAN. Laut Geschäftsführer Stefan Ebert wird dieses Angebot derzeit von den Bewohnerinnen und Bewohnern aber „noch eher zurückhaltend genutzt“. Für die nachfolgenden Generationen – also die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner – werde diese Infrastruktur jedoch immer wichtiger, ist er überzeugt.

Auch Angehörige, die die Einrichtungen besuchen, sowie Ärzte griffen regelmäßig auf das Internet zurück, um digitale Arbeits- und Kommunikationsmöglichkeiten zu nutzen. „Darüber hinaus spielt das WLAN eine zentrale Rolle in unserer eigenen Digitalisierungsstrategie“, sagte Ebert. Es bilde die Basis für moderne Assistenzsysteme wie digitale, sprachbasierte Dokumentation, Sturzerkennung und andere innovative Technologien, die den Pflegealltag erleichtern und die Sicherheit der Bewohner erhöhen würden.

„Seit 2019 statten wir der Reihe nach alle mit flächendeckendem, kostenlosem WLAN aus, sodass sowohl Kunden und Gäste als auch Mitarbeitende davon profitieren“, sagt Dr. Alexandra Heizereder von der Evangelischen Heimstiftung. Das WLAN werde auch benötigt, um die eigene Digitalisierung voranzutreiben. Dabei gehe es um Projekte zu umgebungsunterstütztem Leben, einem intelligenten Hausnotruf und KI-Robotern.

Laut Heizereder sei dafür 2020 ein Investitionsprogramm von rund 7 Millionen Euro beschlossen worden. Neue Einrichtungen der Heimstiftung erhalten laut Sprecherin automatisch ein WLAN. Von den bestehenden 93 Pflegeheimen verfügten mittlerweile 62 über ein drahtloses Internet. Die restlichen Häuser sollen in den kommenden zwei Jahren folgen. Im Kreis Ludwigsburg stattet die Evangelische Heimstiftung laut Heizereder bis Jahresende 2024 die letzte Einrichtung mit WLAN aus.

Immer mehr mobile Geräte

Die Kosten dafür betragen bei kleinen Häusern rund 150.000 Euro, große Häuser müssten bis zu 400.000 Euro investieren. Dabei treibe vor allem der Brandschutz die Kosten in die Höhe.

Nachrichten an Angehörige

Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es laut Heizereder im WLAN einen geschützten Bereich, für den man sich anmelden muss. Kunden und Gäste könnten das Internet frei nutzen. Wie stark es genutzt wird, „prüfen wir nicht“, sagt Heizereder. „Aber es wird genutzt und wir merken, dass Kunden immer mehr PC, Tablets und Handys nutzen und auch WLAN möchten.“

Die Heimstiftung selbst nutzt das drahtlose Internet nach eigenen Angaben für verschiedene Anwendungen: In zwei Häusern werde „Myo“ eingesetzt, eine App über die die Stiftung mit Angehörigen kommunizieren, Nachrichten und Fotos aus den Einrichtung schicken kann.

Virtuelle Reisen

An mehreren Standorten werden Aladien-Tablets eingesetzt. Diese werden in der täglichen Betreuung und Aktivierung verwendet, man könne damit auch Videoanrufe machen oder Videos anschauen. Im Betreuten Wohnen stehen den Mieterinnen und Mietern eigene Tablets zur Verfügung, mit denen sie kommunizieren können. Es gibt auch einen Stammtisch, der sich regelmäßig trifft und über den Umgang mit mobilen Geräten informiert.

Darüber hinaus sind bei der Evangelischen Heimstiftung noch „Care Tablets“ im Einsatz. Eine neue Anwendung, mit der man virtuell durch verschiedene Städte radeln und sich umschauen kann. Außerdem gibt es Videowagen – zum Beispiel, um Gottesdienste zu streamen oder auch einmal einen Kinoabend zu veranstalten.

 
 
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