Für die Einen sind sie Notwendigkeiten, für andere Platzverschwendung: Parkplätze und Parkhäuser prägen bisweilen ganze Städte. Sie beeinflussen die Wahl des Verkehrsmittels und die Attraktivität von Innenstädten. In Paris wurde kürzlich beschlossen die Parkgebühren für SUVs zu verdreifachen. Eine Stunde Parken im Zentrum kostet für besonders schwere Autos künftig 18 Euro statt wie bisher sechs. Die Gründe: Umweltschutz, zu hoher Platzverbrauch und die Verkehrssicherheit. Die BZ hat sich im Kreis umgehört, um herauszufinden, ob die Parkraumkonzepte Früchte tragen, wo Probleme herrschen und ob eine dynamische Preisgestaltung wie in Paris auch hier denkbar, beziehungsweise überhaupt rechtlich umsetzbar, wäre.
Kreis Ludwigsburg „Parksuchverkehr will niemand haben“
In den Innenstädten soll mehr Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Drastische Maßnahmen, wie die in Paris beschlossene Erhöhung der Parkgebühren für SUVs, sind aber derzeit nicht geplant.
Die Stadt Bietigheim-Bissingen erhebt bislang auf den meisten öffentlichen Parkplätzen keine Gebühren. Ob das auch in Zukunft so bleibt ist offen. Der Mobilitätsplan der Stadt sieht die Erarbeitung eines Parkraumkonzepts für die Innenstadt vor. Die Beratungen über eine mögliche Parkraumbewirtschaftung sind derzeit aber noch nicht terminiert. Die städtische Bezuschussung der Parkhäuser betrug im Jahr 2020 rund 285 000 Euro, was rund 480 Euro pro Stellplatz pro Jahr entspricht. Durch schrittweise Sanierungen der städtischen Parkhäuser kann von weiteren Kosten in Höhe von rund einer Millionen Euro pro Jahr ausgegangen werden, heißt es im Mobilitätsplan.
Rund um die Bietigheimer Innenstadt sind rund 1000 Parkplätze öffentlich verfügbar. Der Maßnahmenplan zur Mobilität sieht vor, den Verkehr stadtverträglicher zu gestalten, um die Lebens- und Aufenthaltsqualität zu verbessern, indem zum Beispiel Lärm- und Luftverschmutzungen reduziert werden, sagt Presseamtsleiterin Anette Hochmuth. Dies soll unter anderem durch die Schaffung alternativer Mobilitätsangebote, ein Zentralisieren der Parkplätze sowie einer Steuerung und Neuordnung des ruhenden Verkehrs erreicht werden. Ob dabei am Ende weniger Parkplätze als bisher zur Verfügung stehen, sei noch offen.
In Ludwigsburg ist die Diskussion um den Parkraum in der Innenstadt ein Dauerthema. Dabei ist Ludwigsburg bereits Spitzenreiter im Kreis was die Parkgebühren anbelangt. Die ersten Evaluationen zeigen, dass der Parkdruck durch die Parkraumbewirtschaftung verringert wird, teilt eine Sprecherin der Stadt mit. In der Innenstadt, wo insgesamt rund 3200 Stellplätze für Besucher zur Verfügung stehen, seien an den meisten Tagen ausreichend Kapazitäten verfügbar. Lediglich an Tagen mit besonders hohem Besucheraufkommen seien die Parkhäuser voll. Selbst dann gebe es jedoch freie Stellplätze in den weiter außen liegenden Parkhäusern. Um lästigen Parksuchverkehr zu vermeiden, will die Stadt ihre Besucher durch das Parkleitsystem gezielt in freie Parkbereiche lenken.
Markus Fischer, Citymanager des Ludwigsburger Innenstadtvereins (LUIS) sieht hier Defizite: „Selbst wenn die Parkhäuser in der Innenstadt längst überfüllt sind, ist am Bahnhof noch reichlich Platz.“ Den leidigen Parksuchverkehr wolle in der Innenstadt niemand haben.
Im Grunde seien die Parkierungsanlagen ausreichend, findet Fischer. „Wir brauchen eine gute Erreichbarkeit von außen. Das gilt für alle Verkehrsmittel, egal ob Autos, Fahrräder, den ÖPNV oder Fußgänger“, sagt Fischer. „Von mir aus dürfen die Leute auch mit dem Zeppelin oder dem Hubschrauber kommen – Hauptsache sie kommen nach Ludwigsburg.“
Die Stadt plant, die Gebiete mit Bewohnerparkvorrechten weiter auszuweiten. Über mögliche Preissteigerungen oder eine Ausweitung der Bewirtschaftungszeiten müsse zum gegebenen Zeitpunkt im Gemeinderat entschieden werden. Ein dynamisches Parkkonzept sei lediglich beim Bewohnerparken in begrenztem Umfang möglich, in Ludwigsburg jedoch nicht vorgesehen.
Die Auslastung der Sachsenheimer Parkplätze bewege sich im normalen Bereich, sagt Pressesprecher Arved Oestringer. In Großsachsenheim gibt es insgesamt 643 Parkplätze, 495 davon in Innenstadtnähe, wovon 200 mit einer Höchstparkzeit von zwei Stunden ausgezeichnet sind. Der Parksuchverkehr könne jedoch insbesondere bei einer hohen Auslastung der Parkmöglichkeiten ein Problem darstellen. „Durch die historisch gewachsene bauliche Situation in der Innenstadt – enge Straßen, kaum Wendemöglichkeiten – ist es möglich, dass die Belastung zeitweise hoch erscheint.“ Eine Parkraumbewirtschaftung sei bislang nicht nötig gewesen, könnte im Rahmen eines gesamtstädtischen Entwicklungskonzepts jedoch zum Thema werden, so Oestringer. Derzeit sei jedoch keine Gebührenerhebung angedacht. Eine dynamische Preisgestaltung sei aufgrund des überschaubaren Verkehrsaufkommens und bestehender rechtlicher Fragezeichen erst Recht kein Thema.
Dennoch möchte die Stadtverwaltung die Innenstadt attraktiver gestalten und eine höhere Aufenthaltsqualität bieten, indem unter anderem mehr Flächen für Fußgänger und Radfahrer geschaffen werden. „In diesem Rahmen wird über die notwendige Anzahl von Parkplätzen zu diskutieren sein.“
In Besigheim kommen immer wieder Diskussionen auf, den Ortskern gar gänzlich autofrei zu gestalten. „Der Parksuchverkehr in der Altstadt bringt die bekannten Probleme mit sich: Verkehrslärm, Abgase, Störung der Aufenthaltsqualität sowie eine Beeinträchtigung mindestens der subjektiven Verkehrssicherheit“, sagt Hauptamtsleiter Mahmoud Qasem. Die Auslastung der Parkflächen in der Innenstadt betrage im Mittel zwischen 80 und 100 Prozent, am Rand lediglich zwischen 30 und 60 Prozent.
Unter anderem deshalb, um Einfluss auf das Parkverhalten zu nehmen und Autofahrer zum Parken am Rande der Altstadt zu bewegen, hat die Stadt im Jahr 2020 ein erstes Parkkonzept verabschiedet. Kernmaßnahme: Die Stadt erhebt Parkgebühren. Jüngst wurde beschlossen die Kosten in der Altstadt zu erhöhen (von 50 Cent auf einen Euro pro Stunde) und gleichzeitig die maximale Parkdauer (von vier auf drei Stunden) zu reduzieren. Weiter wurde die Zeit, in der man mit einer Parkscheibe kostenlos sein Auto abstellen durfte, von einer auf eine halbe Stunde verkürzt. Ein dynamisches Preismodell wie in Paris sei bislang nicht angedacht und stand auch noch nicht zur Debatte, so Qasem.
Allerdings wolle man verstärkt auf Parkmöglichkeiten außerhalb der Altstadt hinweisen, wo die Parkgebühren auch geringer sind. Mittel- bis langfristig sei die Umsetzung einer Idee denkbar, die bereits seit Jahrzehnten in Besigheim diskutiert wird: Ein barrierefreier Zugang mitten in die Altstadt durch einen Aufzug an der Stadtmauer vom Parkplatz „Auf dem Kies“.
„Parkplätze wird es nie genug geben. Gleichzeitig wächst in der Bevölkerung auch das Bedürfnis durch die Innenstadt zu schlendern, ohne ständig von fahrenden Fahrzeugen beeinträchtigt zu werden.“ Mittel- bis langfristig sei eine Reduktion öffentlicher Parkplätze, insbesondere in der Innenstadt und auf dem Marktplatz denkbar. „Das erhöht nicht nur die Aufenthaltsqualität sondern wirkt sich auch positiv auf das Klima aus.“