Kreis Ludwigsburg Polizeipräsident Metzger geht in Ruhestand

Von Claudia Mocek
Am Freitag verabschiedete Staatssekretär Wilfried Klenk den Ludwigsburger Polizeipräsidenten Burkhard Metzger. Foto: /Oliver Bürkle

Die BZ hat mit Burkhard Metzger über vier Jahrzehnte der Polizeiarbeit, das Schreiben von Kinderbüchern und den richtigen Zeitpunkt, um zu gehen, gesprochen.

Nach 41 Jahren ist Polizeipräsident Burkhard Metzger gestern in den Ruhestand verabschiedet worden. Die BZ hat mit ihm über die Polizeiarbeit, Kinderbücher und den richtigen Zeitpunkt gesprochen.

Herr Metzger, was machen Sie nächste Woche?

Burkhard Metzger: Da fahre ich nach Berlin und nehme an einer Sitzung des Präsidiums der Deutschen Verkehrswacht teil.

Weshalb sind Sie vor über vier Jahrzehnten Polizist geworden?

Ich wollte einen sinnhaften und sozialen Beruf. Damals standen Sozialarbeit und Polizei zur Diskussion. Die Zusage von der Polizei kam schneller. Ich habe gedacht, dass man sich auch dort im positiven Sinne für die Menschen einbringen kann – und das hat sich bewahrheitet. Über Stationen an der operativen Basis, wo man, wenn man ordentlich mit den Menschen umgeht, auch viel zurückbekommt, bis hin zu den Leitungsfunktionen, wo es einem noch etwas leichter fällt, etwas zu bewirken.

Gab es im Polizeidienst auch schöne Erlebnisse?

Ja, es gab viele schöne Erlebnisse, zum Beispiel, wenn man einen Täter festnimmt. Wenn man jemanden, der sich vielleicht umbringen möchte, einer Behandlung zuführen, ihm und seiner Familie helfen kann. Aber auch kleine, lustige Ereignisse: Die Entenfamilie mit sechs Küken, die in Ludwigsburg über die B 27 watschelt und von der Polizei in der Schirmmütze ins Blüba gebracht wird.

Im Polizeiberuf gibt es aber auch sehr viel Belastendes – schwere Unfälle und alles, was mit Tod und schweren Verletzungen von Kindern zu tun hat, der Amoklauf in Winnenden. Was den Polizeiberuf auszeichnet, ist, dass er eine große Bandbreite bietet. Was er nicht ist, ist langweilig. Man lernt die Höhen des Lebens zu schätzen, wenn man auch die Tiefen kennenlernt.

Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für Sie zu gehen?

Ich denke, es ist deshalb ein richtiger Zeitpunkt, weil wir im Polizeipräsidium sehr gut aufgestellt sind, was das Miteinander angeht. Das ist mir auf meiner Abschiedsrunde durch die Polizeieinheiten bestätigt worden.

Haben Sie einen Übergang in den Ruhestand geplant?

Wir werden einen Urlaub machen und dann freue ich mich darauf, in Zukunft mehr Zeit zu haben – für das Radfahren, für die Familie, für Enkel, für Eltern – und auch für meine Ehrenämter zum Beispiel als Präsident der Landesverkehrswacht, Vizepräsident der Deutschen Verkehrswacht, Vorsitzender des Präventionsvereins im Landkreis Ludwigsburg.

Sie sind auch Autor von Kinderbüchern, werden Sie das fortführen?

Die Geschichte der Glühwürmchen habe ich für die Kinderhospizbewegung geschrieben. Zwei Glühwürmchen wünschen sich ein Glühwürmchenkind, bekommen das Kind, sind glücklich. Doch dann wird das Kind krank, es stirbt und bleibt als Stern am Himmel sichtbar. Immer wenn die Eltern den Stern sehen, sind sie dankbar für die gemeinsame Zeit. Das Buch hat inzwischen zwei Folgebände und an dem vierten Band arbeite ich gerade.

Wie sind Sie Autor geworden?

Ich habe angefangen, Polizeigeschichten zu schreiben: Der kleine Junge, der mit seinem Bobby Car abhaut und damit einen Großeinsatz auslöst. So etwas kann man auch kindgerecht gut in spannende Geschichten verpacken.

Die Polizei ist heute nicht mehr nur Dein Freund und Helfer, die Beamten werden mittlerweile oft angegangen. War das früher auch so?

Die Digitalisierung der Gesellschaft und die sozialen Medien haben zur Schnelllebigkeit beigetragen. Da hat sich etwas verändert. Krisen haben daran vielleicht auch ihren Anteil. Durch Corona waren die Freizeitmöglichkeiten und das soziale Miteinander eingeschränkt. Das könnte sich auch auf die Menschen auswirken.

Rechte Tendenzen, Sexismus, die Polizei steht immer wieder in der Kritik. Sind die Vorwürfe gerechtfertigt?

Die Polizei ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, was Menschen und Charaktere angeht. Aber vielleicht nicht ganz so verzerrt wie die Gesellschaft selbst, weil wir gute Auswahlverfahren haben. Die Polizei steht zu den Werten und dafür, dass sie für die Menschen da ist. Wenn es mal einen Fehltritt gibt, dann zieht uns das nicht nach unten, weil wir davon überzeugt sind, dass die Werte sinnvoll sind.

Mir war es immer ein Anliegen die Polizei so zu prägen, dass man ordentlich und gut miteinander umgeht, dass der Berufsanfänger sich genauso zu mir verhält wie ich mich zu ihm verhalte. Dass die Meinung offen und konstruktiv geäußert wird, ohne dass man denkt, man müsste dem Vorgesetzten nach dem Mund reden. Nur dann kommen gute Entscheidungen zustande. Wenn man so agiert, wirkt sich das meistens auf das Betriebsklima und die Arbeitszufriedenheit aus. Das war mir auch ein Anliegen.

Welche Etappen standen zu Beginn Ihrer Laufbahn?

Was ich in sehr guter Erinnerung habe, ist die Arbeit auf der Straße. Ich bin dankbar dafür, dass ich als normaler Streifenpolizist anfangen durfte. Ich habe dann studiert bei der Polizei, war Dienstgruppenleiter in Ludwigsburg. Das war eine Zeit, in der ich operative Polizeiarbeit gemacht habe. Das macht sehr zufrieden und ist actionreich. Diese Erfahrung fand ich auch als Führungskraft wichtig, sie trägt zu viel Wertschätzung für die operative Polizeiarbeit bei.

Ich bin dann in den höheren Dienst aufgestiegen, im Landeskriminalamt zur Prävention gekommen. Da wollte ich ursprünglich gar nicht hin. Das hat mich aber sehr positiv geprägt. Ich habe da gelernt, Reden zu halten, Workshops zu organisieren und Gremienarbeit gelernt. Das gehört heute zu mir dazu. Ich glaube, es kommt weniger auf die Position an, die man bekommt, es kommt mehr darauf an, was man daraus macht.

Was werden Sie künftig vermissen?

Die sehr guten Kolleginnen und Kollegen, das Miteinander und eine Organisation, die nicht nur über Probleme redet, sondern sie löst. Das unterscheidet uns von anderen Organisationen.

Die Polizeiarbeit wird nicht leichter. Europäische Vorschriften tragen oft auch nicht zur Vereinfachung bei. Bürokratie sollte man vermeiden. Die Welt wird insgesamt komplizierter. Deshalb habe ich einen ganz großen Respekt vor der Arbeit meiner Kolleginnen und Kollegen. Ich freue mich, bei dieser tollen Organisation dabei gewesen zu sein. Das war eine sehr gute Zeit, für die ich dankbar bin.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person

Vom Landeskriminalamt ging es für Burkhard Metzger nach Marbach, wo er die Revierleitung übernahm. Anschließend arbeitete er fünfeinhalb Jahre im Staatsministerium als Referent für Innere Sicherheit. Dann wechselte er zur Polizeidirektion in Pforzheim. Als Vizepräsident im Polizeipräsidium Einsatz war er im Rahmen der Strukturreform tätig. Die letzte Station seines Berufslebens führte ihn zurück nach Ludwigsburg, wo er als Polizeipräsident arbeitete.  

 
 
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