Kreis Ludwigsburg Räder, die die Welt bedeuten

Von John Patrick Mikisch
Das feuerrote Spaßmobil: Uli Eitels VW T2a zieht überall die Blicke die Blicke auf sich. „Der Bulli löst bei den Leuten immer ein Lächeln aus, weil er so nostalgisch ist“, sagt der 65-Jährige. Für den Kleinbus ist er seit einer Fahrt zum Nordkap vor mehr als 40 Jahren Feuer und Flamme. Die endete damals allerdings mit einem Motorbrand. Foto: /Martin Kalb

Manche Traumautos haben viele PS und breite Reifen, das von Uli Eitel vor allem Geschichte und das besondere Etwas: Der Löchgauer besitzt einen 56 Jahren alten VW Bulli.

Das Auto weckt einfach nostalgische Gefühle“, sagt Uli Eitel und schaltet einen Gang hoch. Recht hat er: Wir sitzen in seinem VW-Bus, Baujahr 1968. Und plötzlich blitzen Erinnerungen an die Fahrten mit Opas VW-Käfer zum Fußballplatz oder zum Angelteich auf. Kein Wunder: Der feuerrote VW Typ 2a, so die korrekte Werksbezeichnung des Bullis, hat denselben Boxermotor als Heckantrieb wie Opas heiß geliebter Käfer.

Nach Kalifornien und zurück

Wie damals reichert ein leichter Ölgeruch den typischen Sound des Boxermotors an. „Das gehört so“, sagt Eitel. Muss er wissen, immerhin ist der Bulli sein Traumauto, nach dem er jahrelang gesucht hat. „In Internetforen und über Mundpropaganda“, wie er erzählt. Rund 15 Fahrzeuge in ganz Deutschland habe er sich angeschaut, bis er endlich seinen eigenen Traum-Bulli gefunden hatte.

„Der war technisch in sehr, sehr gutem Zustand“, sagt Eitel, der im Berufsleben wenig mit Autos, dafür viel mit Medien zu tun hatte. Die Überholung des Bullis sowie die regelmäßigen Wartungsarbeiten überlässt er deswegen einer Werkstatt in Erligheim. „Es gibt kein Problem, das die da nicht lösen können“, sagt der 65-Jährige.

Nicht, dass bei dem Bulli viel zu machen wäre. Der Kleintransporter wurde wie die meisten anderen Fahrzeuge seiner Serie für den Export produziert und lief im Sommer 1968 in VW-Werk Hannover vom Band. Von dort wurde er über Emden nach Chicago in de USA verschifft und landete schließlich in Kalifornien.

„Und zwar im Hinterland mit seinem trockenem Klima“, sagt Eitel. Das sorgte dafür, dass der Wagen so gut wie keinen Rost ansetzte und gut erhalten blieb. Vor ein paar Jahren fand der VW-Bus, der wie kaum ein anderes Auto zum Symbol der Hippie-Bewegung der 1960er-Jahre wurde, wieder den Weg zurück über den großen Teich, um bei Uli Eitel und seiner Frau Rosi in Löchgau zu landen.

Mit dem Bulli zum Nordkap

Seitdem gibt es schwäbische Flower-Power in Maßen. „Wir fahren bei gutem Wetter mit dem Bulli in die Weinberge, um abends den Sonnenuntergang bei einem Glas Wein zu genießen“, sagt Uli Eitel. „Bei dem Auto geht es ausschließlich um Muße.“

Die ist beim Fahren auch nötig: Mit seinen 44 PS ist der Bus nicht gerade spurtstark. Schneller als 80 km/h wird es selten. „Ich habe mich daran gewöhnt, bei längeren Strecken, alle ein, zwei Kilometer kurz herauszufahren, um die Schlange hinter mir durchzulassen“, sagt Eitel. Viel weiter als 30 oder 40 Kilometer geht es selten. Das war 1977 ganz anders. Damals kaufte Eitel mit zwei Freunden einen alten Bulli, um damit zum Nordkap nach Norwegen zu fahren: „300 D-Mark kostete der.“ Das Trio kam auch tatsächlich am Nordkap an. Nur ohne Bus. „Kurz vorher brannte der Motor aus“, erzählt Eitel. „Wir sind dann getrampt.“ Den kaputten Bus verkauften sie noch am Brandort gegen Handschlag an einen Einheimischen.

Für kein Geld der Welt verkäuflich

Die Rückreise traten Eitel und seine Freunde dann notgedrungen per Auto-Stopp an. Sechs verschiedene Fahrer nahmen sie vom Nordkap nach Schwaben mit. „Der letzte hatte so viel Mitleid, dass er in Mundelsheim von der Autobahn abgefahren ist und uns nach Hause gebracht hat“, sagt Eitel. Das ist fast 50 Jahre her. Geblieben sind viele Reiseerinnerungen – und die Faszination für den Bulli.

Den würde er übrigens um kein Geld der Welt hergeben. „Der emotionale Wert ist einfach unbezahlbar“, sagt Uli Eitel. Und außerdem: „Solange ich keinen Rollator brauche, will ich den Bulli fahren.“

 
 
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