Die Freude der Förster an den reichhaltigen Niederschlägen Ende Mai und Anfang Juni können viele Obstbauern nicht teilen. Den größten Schaden genommen haben die Früchte, die kurz vor der Ernte standen. Auf den Kartoffel- und Getreidefeldern ist der Schaden (noch) nicht so schwerwiegend.
Kreis Ludwigsburg Regenfälle setzen Obsternte am meisten zu
Die Niederschläge haben im Kreis ihre Spuren hinterlassen, allerdings nicht nur positive. Etliche Obstbauern beklagen Ernteausfälle.
Am schlimmsten getroffen hat es dabei die Freilanderdbeeren der Kirchheimer Familie Munz. „Wir haben einen Ernteausfall von 25 Tonnen“, sagt Inhaber Tobias Munz. Die Beeren waren nach dem Dauerregen meist angefault, die Schnecken machten sich über die Früchte her und Pilzinfektionen drohten. Also mussten die Beeren schleunigst von Hand entfernt werden. „Wir haben jede dritte Reihe herausgemacht und dort die kaputten Beeren gesammelt. Das sah aus wie ein roter Teppich“, erzählt er. Den Schaden bekommt er nicht ersetzt. „Mit dem Verdienstausfall wäre eine Regenüberdachung bezahlt gewesen“, resümiert er. Doch er lässt sich nicht entmutigen. „Was jetzt noch unreif ist, wächst gut heran. Besonders unsere neue Züchtung, die Kirchheimer Riesen, sind sehr schmackhaft.“ Das haben kürzlich auch Kindergartenkinder beim selber Pflücken getestet und waren begeistert. „Das machen wir jedes Jahr, damit die Kinder wissen, dass die Erdbeeren auf dem Feld und nicht im Supermarkt wachsen“, kann Munz schon wieder lächeln.
Für Herbert Mayer von der Erligheimer Kirschenanlage ist die Situation nicht zum Lachen. „Die frühen Sorten sind ein Totalausfall“, sagt er. Vom Regen sind die Kirschen aufgeplatzt. Ob die späteren Sorten noch gedeihen, sei vom Wetterverlauf abhängig. „Aber genau so schlimm ist der Kirschendiebstahl“, ärgert er sich. „Das wird immer schlimmer, viele haben gar keine Scham und ernten vor allem die kleinen Bäume ab, als würden sie ihnen gehören.“ Er appelliert an die Kirschendiebe, fremdes Eigentum zu achten.
Empfindliche Kirschen
Erfahrung mit den empfindlichen Kirschen hat Thomas Häberle vom Erligheimer Talhof dazu bewogen, alle Bäume zu überdachen. Das macht sich nun bezahlt: Seine Kirschen gedeihen prächtig. Für die Äpfel sei der Regen kein Problem, das Getreide und die Kartoffeln wachsen. „Das Arbeiten auf dem Feld ist zwar erschwert, aber es geht noch“, sagt Häberle. Ähnlich sieht es auch Wolfgang Händel aus Hohenstein. Sein Zwiebelanbau sei kaum beeinträchtigt. „Wenn wir die Bilder im Fernsehen vor Augen haben, sind wir trotz allem noch glimpflich davongekommen“, ist er dankbar.
Meik Sartorius vom Bönnigheimer Apfelland sieht vor allem Ernteeinbußen bei den Kirschen. „Viele sind aufgeplatzt“, hat er festgestellt. Den Äpfeln schade der Regen nicht, sie seien unempfindlich. Doch das Gras auf Wiesen, auf denen Wasser stand und Schlamm zurückließ, könnte nicht mehr als Tierfutter genutzt werden.
„Der lange und starke Regen hat sich ganz unterschiedlich auf die Kulturen ausgewirkt“, sagt die Bönnigheimer Landwirtin Christine Bayha. „Positiv ist, dass wir dieses Jahr noch nichts beregnen mussten.“ Beim Getreide habe sich die Ertragsbildung und Kornfüllung erst einmal positiv ausgewirkt. Auch die Zuckerrüben profitierten von den Niederschlägen. „Sie stehen besser da als letztes Jahr“, hat sie festgestellt. Negative Auswirkungen seien jedoch der höhere Pilz- und Krankheitsdruck, der einen größeren Pflanzenschutzaufwand erfordere.
Kritik am Gesetz
Und hier kritisiert sie die gesetzlichen Vorgaben: Das größte Problem sehe sie, dass immer weniger wirksame Mittel auf dem Markt seien und dass kurative Mittel nicht ausreichend vorhanden seien. Eine große Herausforderung beim Kartoffelanbau sei es, die Kraut- und Knollenfäule zu bekämpfen. Die Frühkartoffeln hingegen seien sehr schön gewachsen. Vorsorglich seien Querdämme zu den Reihen angelegt worden, das habe sich als Schutz bewährt. „Wir arbeiten unter freiem Himmel und sind auf das Wetter angewiesen“, sagt sie. Die Herausforderungen seien in diesem Jahr eben andere als im letzten Jahr.