Kreis Ludwigsburg Tanzschulen besorgt wegen steigender GEMA-Gebühren

Von Jennifer Stahl
Die Tanzschulen wissen nicht, wie es ohne die Pauschalverträge mit der GEMA weitergehen soll. Tanzkurse könnten deswegen schon bald teurer werden. Foto: picture alliance/dpa/Britta Pedersen

Ab 2025 sollen die bisher geltenden Pauschalverträge für Musik aufgehoben werden. Stattdessen wird dann individuell abgerechnet.

Die Weihnachtsmärkte leiden bekanntlich unter den GEMA-Bestimmungen und müssen deswegen schon am musikalischen Bühnenprogramm sparen. Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz GEMA, hat die Musiknutzungsgebühren stark erhöht. Schon im vergangenen Jahr musste aufgrund der gestiegenen Gebühren unter anderem der Ludwigsburger Barockweihnachtsmarkt sein musikalisches Programm kürzen. Aber nicht nur Weihnachtsmärkte haben an den steigenden GEMA-Gebühren zu knabbern: Auch Tanzschulen sind betroffen. Logisch, denn ohne Musik geht hier gar nichts.

Keine Pauschalverträge mehr

Eine neue Regelung der GEMA sorgt nun in tänzerischen Kreisen für Ärger: 2025 soll Schluss sein mit Pauschalverträgen, die mit den Verbänden ausgehandelt werden. Schon zu Corona-Zeiten wurde die Umsatzbeteiligung erhöht – nun soll auch jene Pauschale abgeschafft werden. Eine Tanzschule zahlt also nicht mehr jährlich einen bestimmten Betrag für ihre Musik, sondern muss individuell zahlen. Die Gebühren sollen sich an den Umsätzen der Tanzschule orientieren.

Das Vorhaben wird stark kritisiert. Der BDT (Berufsverband Deutscher Tanzlehrer) hat eine Petition ins Leben gerufen, die an den Pauschalverträgen festhält.

Verhandlungen laufen noch

Die BZ hat sich im Kreis umgehört. Wie ein Sprecher der Tanzschule Hugo in Ludwigsburg sagt, sei der Verband WDTU (Wirtschaftsverband deutscher Tanzschulunternehmen), in dem die Ludwigsburger Tanzschule als ADTV-Tanzschule (Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband) Mitglied ist, noch dabei, mit der GEMA für 2025 zu verhandeln. Wie der aktuelle Stand ist, könne er nicht verraten, da die Beziehung und das Zusammenkommen sonst gefährdet sein könnten.

„Die Petition, die vom BDT eingeleitet worden ist, hat aber ihre Berechtigung, da die GEMA eine absolute Monopolstellung in Deutschland hat und in den Tarifen willkürlich entscheiden kann, wann welcher Tarif für wen gilt“, sagt der Sprecher, der lieber anonym bleiben möchte. Auf diese Weise würden Vereine, Privatpersonen und Kultur jeweils unterschiedlich mit der gleichen Veranstaltung und Anzahl an Besuchern abgerechnet werden. „Das allein ist schon keine Gleichbehandlung“, findet er.

Keine Flexibilität bei Veranstaltungen

Würde auch noch pro Titel bezahlt werden, müsse sich die Tanzschule Hugo seiner Aussage nach die Frage stellen, wie viele von den etwa 60.000 bis 100.000 Titeln noch verwendet würden. „Eine Flexibilität bei Veranstaltungen und Tanzbällen ist so gar nicht mehr möglich. Und jeden Tag das Gleiche zu spielen macht keinen Spaß“, heißt es auf Anfrage der BZ.

Die jährlichen Verhandlungen durch die GEMA würden die Wirtschaftlichkeit und einen Betriebskostenplan sprengen, wodurch auch die Preise der Tanzkurse erhöht werden müssten. „Wir reden hier nicht von ein paar hundert Euro“, sagt der Sprecher.

Die Tanzschule Hugo hat die Petition unterzeichnet und sie in ihren sozialen Medien geteilt. „Wir hoffen auf eine friedliche Lösung, sind aber alle sehr angespannt, da eine falsche Entscheidung Unternehmen Mitarbeiter oder sogar den Betrieb kosten kann.“

Vereine sind nicht betroffen

Die BZ hat sich gefragt, ob auch Vereine von den Vertragsänderungen betroffen sind. Das ist nicht der Fall: „Da Tanzschulen kommerziell ausgerichtet sind, gelten für diese schon seit jeher andere Pauschen als für Vereine, die über den DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) durch ihre Verbände über Rahmenverträge abgesichert sind“, erklärt der erste Vorsitzende des Tanzsportclub Besigheim, Frank Pfersich.

Die GEMA und der DOSB haben seiner Aussage nach einen laufenden Rahmenvertrag. „Bei Tanzsportvereinen, bei denen die komplette Arbeit der Vorstandsmitglieder unentgeltlich gemacht wird, bedeutet jeder zusätzliche Aufwand weitere Einschnitte im Privatleben. Daher sind wir froh über den Rahmenvertrag mit der GEMA.“

Bisher: Jährlich rund 10.000 Euro

Demnach sind es die Tanzschulen, die sich Gedanken um ihre Zukunft machen müssen. So auch die Tanzschule Harry Hagen in Bietigheim-Bissingen. Sie ist ebenfalls Mitglied im ADTV. „Bisher wurde eine bestimmte Summe beschlossen, die dann an die GEMA geht“, erklärt der Tanzschulinhaber, Harry Hagen.

Rund 10.000 Euro seien das jährlich gewesen – wie viel teurer es in Zukunft wird, steht noch aus. Hagen aber ist verärgert: „Wenn die GEMA nicht an die großen Anbieter wie Spotify herankommt, werden eben die Kleinen mit Kosten belastet. Die GEMA handelt hier auf überhebliche Weise.“ Dass nun der Umsatz einer Tanzschule eine tragende Rolle spielen soll, bezeichnet Hagen als „geisteskrank“. Denn die Kursgebühren zu erhöhen, sei besonders im Schwabenland nicht leicht. „Tanzen ist eben auch ein Luxusartikel.“

In Zukunft würde die Tanzschule Listen darüber führen, was gespielt wird. „Das geht per Software, da sehe ich kein Problem“, sagt Hagen. Er hat auch schon eine Idee, wie die Tanzschule zumindest zum Teil auf GEMA-Musik verzichten könnte: „Ich möchte mit KI Musik für die Tanzkurse generieren“, erklärt er.

Interesse sei nicht besonders groß

Bei der Frage, ob die Petition des BDT seiner Ansicht nach etwas bewirken könnte, ist er zwiegespalten. „Ich denke schon, dass man die Leute dazu animieren kann, zu unterschreiben. Ich glaube aber auch, dass sich die meisten Menschen für die Situation der Tanzschulen nicht interessieren.“ Der Inhaber blickt auch auf alle anderen, die unter den GEMA-Gebühren leiden, also Weihnachtsmärkte, Hotels und Co: „Die GEMA macht alles kaputt. Die machen, was sie wollen“, sagt er.

 
 
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