Kreis Ludwigsburg Teammitglieder auf vier Pfoten

Von Jennifer Stahl
Bürohunde dienen der psychischen Gesundheit. Unter anderem helfen sie dabei, Stress zu reduzieren. Foto: picture alliance / Shotshop/Monkey Business 2

Hunde im Büro: Gar nicht mal so selten. Die Tiere tragen vor allem zur Stresslinderung bei, auch Bewegung ist durch die regelmäßigen Spaziergänge als Ausgleich gegeben. Zwei Unternehmen aus dem Kreis haben eigene Bürohunde.

Der Hund zählt zu den beliebtesten Haustieren der Deutschen. Viele lieben ihre Vierbeiner mit Sicherheit so sehr, dass sie sie am liebsten überall hin mitnehmen würden – auch ins Büro.

Sogenannte Bürohunde gibt es wirklich. Laut Bundesverband Bürohund wird ein Haustier dann als Bürohund bezeichnet, wenn es als Teammitglied mit ins Büro oder in eine büroähnliche Umgebung mitgenommen wird. Einer aktuellen Umfrage vom Marktforschungsunternehmen Ears and Eyes im Auftrag des Bundesverbands zufolge, darf jeder zweite Büroangestellte seinen Hund zur Arbeit mitnehmen. Auf der Bürohundkarte werden alle deutschen Unternehmen aufgezeigt, die Hunde im Arbeitsalltag zulassen. Auch im Kreis Ludwigsburg gibt es zwei solcher Unternehmen.

Bundesverband Bürohund

Was ist aber der Sinn dahinter, den Hund mit zur Arbeit zu bringen? 2014 wurde der Bundesverband Bürohund gegründet, drei Personen sind dort tätig sowie 20 Ehrenamtliche, die Wissen aus verschiedenen Bereichen einbringen. „Hunde dienen der psychischen Gesundheit und sind dadurch ein wichtiger Teil der Gesellschaft“, erklärt Markus Beyer, 1. Vorsitzender des Bundesverbands. Unternehmen, die mit dem Gedanken spielen, Hunde im Büro zuzulassen, können erst ein persönliches Gespräch mit Beyer führen, daraufhin gibt es unter anderem eine dreitägige Ausbildung zum Thema. Natürlich sind in einer Firma auch hundefreie Zonen wichtig, um Mitarbeiter mit Allergien oder Angst zu schützen.

Laut Psychoreport der DAK-Gesundheit aus dem Jahr 2023 konnte festgestellt werden, dass der Anstieg der Arbeitsausfälle wegen psychischer Erkrankungen um 48 Prozent im Zehn-Jahres-Vergleich gestiegen ist. „Wer dieses Ausmaß verstanden hat, möchte für ein breiteres Programm sorgen“, ist sich Beyer sicher. Er nennt unter anderem eine Stressreduzierung allein durch das Streicheln der Tiere, auch mehr Bewegung durch Spaziergänge als Ausgleich zum ständigen Sitzen am Schreibtisch spiele eine wichtige Rolle. „Das ist auch eine Unternehmensmarke. Fachkräfte suchen tatsächlich Jobs, in denen man den Hund mitbringen darf“, meint Markus Beyer.

Das zeigt sich in der Umfrage von Ears and Eyes, über ein Drittel der Büroangestellten in Deutschland sind tatsächlich dazu bereit, den Job zu wechseln, wenn sie dadurch den Hund zur Arbeit mitnehmen dürfen.

Familiärer Umgang trägt dazu bei

Die Werbeagentur Das Achte Gebot mit Sitz in Ingersheim pflegt laut Geschäftsführerin Britta Krumrain-Ernst einen familiären Umgang.

„Eine Mitarbeiterin hat gefragt, ob ein Hund dauerhaft mitgebracht werden darf.“ Seit 2019 ist Bürohündin Lilly Teil des Teams, zuvor gab es bereits einen Bürohund. „Lilly war eine ehemalige Straßenhündin und ihre Besitzerin dachte erst, sie könnte den Tag alleine zuhause verbringen. Da das aber nicht funktioniert hat, haben wir ihr erlaubt, die Hündin mitzubringen“, meint Krumrain-Ernst.

Anfangs sei sie schreckhaft und verängstigt gewesen, erst langsam habe sie sich ihrem Umfeld geöffnet. „Mittlerweile kennt und liebt sie alle Mitarbeiter und geht auf alle freundlich zu“, sagt sie. Die Werbeagentur achte auf einen Rückzugsort, auch ein getrennter Büro-Bereich, beziehungsweise ein eigenes Stockwerk für das Tier, sei wichtig. Die Besitzerin kümmere sich um alles Nötige, Lilly hat aber auch Ersatzbezugspersonen. Spaziergänge mit einem Bürohund zählen übrigens nicht zur Arbeitszeit. „Der gemeinsame Mittagspausen-Ausflug ist zum Standard geworden, dem sich viele anschließen“, so Krumrain-Ernst. Grundsätzlich werde der Bürohund als positiv bewertet. „Ob er im Arbeitsalltag gut tut oder nicht, hängt aber viel von der Persönlichkeit des Besitzers und der Erziehung ab. Wichtig sind klare Regeln für alle.“

Räumlicher Bereich für jeden Hund

In der Werbeagentur waren auch schon zwei Hunde gleichzeitig Teil des Teams, dabei hatte jeder einen räumlichen Bereich. Die Besitzerinnen verständigten sich darüber, wie das Zusammenleben gestaltet werden kann. „Solange eine konfliktfreie, ruhige Arbeitsumgebung gewährleistet ist und sich die Anwesenden nicht gestört fühlen, ist es für das Unternehmen in Ordnung.“

Auch die Firma SP Hausverwaltung in Ludwigsburg hat laut Geschäftsführerin Sarah Palmer zwei Bürohunde. Es gebe keine besondereren Voraussetzungen, „der Hund sollte natürlich keine ansteckenden Krankheiten haben, niemanden beißen und versichert sein. Wir haben Softboxen, in denen die Tiere zur Ruhe kommen und niemanden belästigen können“, erklärt sie. Auch Hunde aus dem Tierschutz würden sich laut Palmer eignen. „Eventuell brauchen sie etwas länger, um sich einzufinden, aber sie sind so dankbar und lernfähig.“

Kollegen springen auch mal ein

Jeder kümmere sich selbst um seinen Hund, wenn Termine anstehen, springen bei Bedarf auch Kollegen ein. „Solange der Platz da ist, kann gerne jeder seinen Hund mitbringen.“ Für die Mitarbeiter seien die Hunde eine Bereicherung, zudem wird die Beziehung zwischen Hund und Besitzer gestärkt, da man den gesamten Alltag miteinander verbringt. „Die positive Energie, die von den Hunden ausgeht, wirkt sich auch auf das Betriebsklima aus“, berichtet die Geschäftsführerin.

 
 
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